Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Mercedes Benz durch den Zoll zu bekommen, den er ihnen drei Monate zuvor über den Apapa-Hafen in Lagos geschickt hatte. Die Agenten verlangten immer höhere Zollgebühren. Offenbar glaubte der Bruder, dass er lüge.
Als ich endlich an der Reihe war, schrieb ich meine Nummer auf einen Zettel und reichte ihn dem Telefonisten. Nach fünfmal Wählen bekam er Tante Dimma an die Strippe.
»Das ist ja wunderbar«, flötete sie ins Telefon. »Dich hier zu haben wird gut für Ogechi sein. Sie hat Probleme mit Mathe.«
Als ich aufgelegt hatte, begab ich mich zum Zeitungsstand um die Ecke. Seit ungefähr einem Jahr kaufte ich meine Zeitungen immer bei derselben Frau. Wenn ich knapp bei Kasse war, wandte sie ihren wachsamen Blick anderen zu und ließ mich blättern, wie ich wollte. Ola hatte einmal im Scherz gemeint, das alte Mädchen hätte ein Auge auf mich geworfen. Ich griff mir ein Exemplar des Guardian und stellte fest, dass neben Mobil und Chevron auch ein paar kleinere Firmen offene Stellen auswiesen. Also schrieb ich alles Notwendige ab und schob die Zeitung wieder an ihren Platz zurück.
Ola hatte klar gesagt, ich solle sie nicht wieder in Owerri besuchen, doch jetzt wo ich die Ursache ihres Kummers kannte, nämlich die Sorge ihrer Mutter wegen meiner unsicheren finanziellen Situation, war ich sicher, ihre Ängste mit einem neuen Anlauf zerstreuen zu können. Vielleicht würde Ola Probleme damit haben, dass ich nach Port Harcourt ging, aber auf lange Sicht würde unsere Beziehung davon profitieren.
Außerdem sind Frauen von der Venus, verschlungen und verdreht wie gebundene Schnürsenkel. Sie sagen etwas und meinen in Wirklichkeit etwas anderes. Es konnte gut sein, dass Ola längst hoffte, dass ich sie besuchen würde, und wünschte, sie wäre letztes Mal nicht so hart mir gegenüber gewesen.
Das Geld in meinem Portemonnaie reichte noch gerade für eine spontane Fahrt nach Owerri. Also machte ich mich auf den Weg.
Ola war nicht in ihrem Zimmer. Meine Fotos waren noch immer verschwunden. Und wo früher ihr Schrank gestanden hatte, prangte jetzt ein brandneuer Kühlschrank an der Wand. Zwei Mädchen kramten in einem Kleiderhaufen auf Olas Bett. Die eine erkannte ich, sie wohnte mit in diesem Zimmer.
»Bitte, wo ist Ola?«, fragte ich.
»Sie ist nicht da«, antwortete die Zimmergenossin.
Dann musste sie entweder in der Bibliothek oder im Hörsaal des Instituts sein.
»Wenn sie kommt, während ich weg bin, würdet ihr sie bitten, auf mich zu warten? Ich gehe ins Institut, um sie zu suchen.«
Die Zimmergenossin machte den Mund auf, um etwas zu sagen. Das andere Mädchen kam ihr zuvor.
»Ola ist nicht in der Uni«, sagte sie. »Sie ist vor ein paar Tagen nach Umuahia gefahren.«
»Sie ist zu Hause?«
»Ja«, sagte das Mädchen.
Wie konnte Ola in Umuahia sein, ohne sich bei mir zu melden?
»Und wann will sie wiederkommen?«, fragte ich.
Die Antwort war verlegenes Schweigen. Das Mädchen sah die Zimmergenossin an. Diese wich ihrem Blick aus.
»Das hat sie nicht gesagt«, antwortete die Zimmergenossin.
»Danke«, sagte ich und zog die Tür hinter mir zu.
Es war spät, als ich zu Hause ankam. Godfrey und Eugene hockten vor dem Fernseher, und Charity rekelte sich auf dem dreisitzigen Sofa.
»Wo sind Mama und Papa?«, fragte ich.
»Im Schlafzimmer«, sagte Godfrey.
»Aber noch nicht lange«, fügte Eugene hinzu.
»Papa hat gesagt, er hat Kopfschmerzen und will sich hinlegen, um sich auszuruhen, und da ist Mama mitgegangen«, erklärte Charity.
Ihre Antworten kamen nacheinander, so als sagten sie eine Gedichtstrophe auf und hätten ihre Zeilen eingeübt, um sie mir bei meiner Rückkehr vorzutragen.
Ich ging ins Kinderzimmer, um mir bequemere Sachen anzuziehen, kehrte ins Wohnzimmer zurück und warf mich auf einen Sessel.
Meine Gedanken wirbelten wie ein Schneebesen. Meine Gehirnzellen schäumten über. Wie konnte es sein, dass Ola in die Stadt gekommen war, ohne mir Nachricht zu geben? Was hatte ihre Mutter sonst noch hinter meinem Rücken gesagt? Die Arme. Gleich morgen früh würde ich sie besuchen, um ihre Ängste zu zerstreuen. Ich heftete meinen Blick auf den Fernsehschirm und bemühte mich nach Kräften, mich von meinen Sorgen ablenken zu lassen.
Das erwies sich als schwierig. In dem Film spielten ein kohlrabenschwarzer Vater und eine kohlrabenschwarze Mutter die Eltern einer Tochter, die unverkennbar ein Mischling war. Das war nicht der einzige Fauxpas. Eine andere Frau hatte eine
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