Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Bein aus dem Seifenwasser und hängte es über den Wannenrand.
»Wir müssen diesem Mugu die Sache so verpacken, dass wir an ihm ganz lange was zu beißen haben. Wenn alles erst mal gut angelaufen ist, kann Kings regelmäßig mit ihm zusammenkommen und reden. Mehr braucht’s nicht.«
Vor einiger Zeit hatte Cash Daddy Protocol Officer angewiesen, Briefe an ausländische Geschäftsleute zu schicken, die sich für Investitionen in Nigeria interessieren könnten. Protocol Officer schrieb, dass er als CEO der Ozu High Seas Construction Company beste Verbindungen zu staatlichen Stellen besitze, die Zugang zu lukrativen Verträgen garantierten. Er benötige nichts weiter als einen ausländischen Partner mit einem soliden Bankkonto, der als Bürge fungierte. Mister Winterbottom hatte geantwortet. Er war Direktor der Hector Bank International und CEO der Changeling Development Cooperation in Argentinien. Weil er reichlich mit südafrikanischen Geschäftsleuten kooperiert hatte, war er bereit, sich mit Nigeria näher zu befassen. Mister Winterbottom und Protocol Officer hatten telefonisch mehrere Unterredungen gehabt, bevor sie sich auf dieses Treffen in London verständigt hatten. Protocol Officer erzählte ihm, dass der derzeitige nigerianische Luftfahrtminister in den nächsten zwei Tagen an einem Wirtschaftsgipfel in London teilnehme. Der Minister sei sein früherer Vorgesetzter, und er hätte gern, sagte Protocol Officer, dass die beiden sich kennenlernten. Aus Zeitmangel habe der Minister sie gebeten, morgen früh in seinem Hotel mit ihm zu frühstücken. Ich nickte ruhig, während Cash Daddy haarklein den Text durchging, den jeder zu sagen hatte, und auch Anweisungen zu Körpersprache und allgemeinem Verhalten gab.
»Kings«, sagte er und deutete auf mich, »die ganzen geschwollenen Reden, die du an der Uni gelernt hast – jetzt ist der Augenblick gekommen, um das alles aufzufahren.«
Aber in meinem Hormon-, Nerven- und Verdauungssystem war ein Aufruhr ausgebrochen. Abgesehen davon, dass morgen meine erste echte Begegnung mit einem leibhaftigen Mugu stattfinden sollte, kamen mir plötzlich noch andere Bedenken. So nahm zum Beispiel der echte nigerianische Luftfahrtminister tatsächlich gerade an einem Wirtschaftsgipfel in London teil. Es war in den Nachrichten gewesen.
»Cash Daddy«, sagte ich, wobei ich mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte, um zu verbergen, wie peinlich mir meine Feigheit war, »was ist, wenn er den echten Minister im Fernsehen sieht?«
Beide Männer lachten, als hätte ich einen guten Witz gemacht. Cash Daddy räusperte sich und wackelte mit den Zehen des aus der Wanne hängenden Fußes.
»Jetzt hör mal gut zu«, sagte er. »Ich persönlich kann diese Oyibos wirklich gut leiden. Es sind sehr, sehr nette Leute. Denk nur daran, wie sie gekommen sind und uns gezeigt haben, dass unter dem Boden, auf dem wir Atilogwu tanzten, Rohöl lagert. Wenn sie nicht gewesen wären, hätten wir das vielleicht niemals herausgefunden. Aber, Kings«, er zog seinen baumelnden Fuß in die Wanne zurück und setzte sich aufrecht hin, »die Weißen können die Gesichter der Schwarzen nicht auseinanderhalten. Ist dir klar, dass du ohne weiteres mit meinem Pass reisen könntest? Selbst wenn deine Nase zehnmal größer wäre als meine, würden sie es nicht merken.«
Darüber musste ich nun wieder lachen.
26
Trotz des Luxusbettes in dem Fünf-Sterne-Hotel verbrachte ich eine unruhige Nacht. Im Schlaf quälten mich Albträume von Scotland-Yard-Beamten, die mich durch dunkle Gassen hetzten. Die meisten waren Frauen. Alle kannten meinen Namen. Eine, die Margaret Thatcher auffällig ähnlich sah, wollte sich gerade mit einem wilden Sprung auf mich werfen, als ich aufwachte und sah, dass Morgen war. Mein Herz hämmerte wie eine Trommel, die ein Dorf vor Gefahr warnt. Ich setzte mich im Bett auf und zerbrach mir den Kopf.
Wie brachte ich Cash Daddy am besten bei, dass ich es mir anders überlegt hatte? Sollte ich ihm die Wahrheit sagen oder einfach im Bett liegen bleiben und behaupten, das Essen im Flugzeug hätte mir den Magen verdorben?
Langsam schlug ich die Bettdecke zurück und begab mich ins Bad. Nach einer kalten Dusche zog ich den Armani -Anzug und das Thomas-Pink -Hemd an, die ich mir in Begleitung von Wizard in einer exklusiven Boutique in Aba gekauft hatte. Es wäre idiotisch und hasenfüßig, wenn ich jetzt kniff. Außerdem würde mein Onkel vor Wut platzen.
Als wir bei ihm im Zimmer
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