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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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vorbeischauten, ließ Cash Daddy seinen Blick über jeden Zoll meines Körpers schweifen.
    »Weiter so, weiter so«, sagte er und nickte.
    Ich musste unwillkürlich lächeln, als ich mit Protocol Officer zum Fahrstuhl ging. Ich hatte tatsächlich Cash Daddys modische Prüfung bestanden.
    An den zierlichen Tischen des ruhigen Hotelrestaurants saßen nur wenige Leute. Unser Mugu war leicht zu erkennen: Er saß allein, nippte an einer Teetasse und schaute sich im Raum um wie ein Taschendieb. Er winkte uns so schüchtern und eifrig zu wie einer, der gerade seine dreizehnjährige Braut aus dem Bus steigen sieht. Als wir auf ihn zugingen, stand er auf. Rundlich und gut gekleidet und mit braunen Haaren, war Mister Winterbottom über und über mit glitzernden Dollarzeichen bedruckt, selbst in seiner Duftnote.
    »Guten Morgen, Mister Winterbottom«, sagte Protocol Officer.
    »Hallo, Mister Akpiri-Ogologo«, erwiderte der Mugu. Wir gaben uns die Hand. Protocol Officer stellte mich vor.
    »Das ist Ingenieur Lomaji Ugorji«, sagte er. »Er ist als Verbindungsmann zuständig für unsere internationalen Operationen. Er sondiert alle ausländischen Transaktionen vor.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen«, sagte Mister Winterbottom.
    Ich fragte mich, wie lange das Vergnügen anhalten würde. Wir setzten uns und bestellten Tee. Etwas an der Art, wie Mister Winterbottom sich in unserer Gesellschaft entspannte, vertrieb meine Ängste.
    Nachdem wir das Thema des Londoner Wetters erschöpft und das Klima in Argentinien und Nigeria eingehend analysiert hatten – anscheinend war in Argentinien im Juli tiefster Winter, und im Dezember strahlte der herrlichste Sonnenschein –, fragte uns Mister Winterbottom, wann der Minister eintreffen werde.
    »Vielleicht können Sie ihn kurz anrufen und ihm mitteilen, dass wir auf ihn warten?«, schlug ich Protocol Officer vor.
    »Ja, gute Idee«, sekundierte Mister Winterbottom.
    Der Minister hatte uns einen Termin um acht gegeben. Es war neun, und er war immer noch nicht da. Protocol Officer wählte, sprach kurz und klappte das Telefon zu.
    »Er sagt, er kommt in fünf Minuten.« Mister Winterbottom nickte glücklich.
    Eine halbe Stunde später trat der Minister ein. Mit seiner weiten, weißen, reichbestickten Agbada und seiner grauen Kopfbedeckung sah Cash Daddy aus wie ein politischer Weichensteller für einige der großen erdölproduzierenden Volkswirtschaften Afrikas. Er lächelte uns an und setzte sich an einen anderen Tisch. Wir verließen unseren und eilten unverzüglich zu ihm hinüber, angeführt von Protocol Officer.
    »Guten Morgen, Alhaji«, begrüßten wir ihn alle. Ich und Protocol Officer beugten dazu die Knie.
    »Alhaji, dies ist Mister Winterbottom«, sagte Protocol Officer. »Mister Winterbottom, dies ist Alhaji Mahmud, der Luftfahrtminister der Federal Republic of Nigeria.«
    »Der Platz, wo ihr gesessen habt, gefällt mir nicht, weil mich dort jeder sehen kann, der vorbeigeht«, sagte Alhaji Mahmud.
    Viel zu spät kommen und sich nicht entschuldigen, das typische Verhalten eines waschechten nigerianischen Spitzenpolitikers.
    »Und wenn die Leute erst mal wissen, dass ich hier bin«, fuhr er fort, »geht es los, dass ich ihnen diesen Gefallen und jenen tun soll. Staatsgeschäfte sind eine schwere Last. Manchmal muss man sich davon ausruhen.«
    Als wir alle saßen, blickte Cash Daddy voller Geringschätzung auf die Speisekarte.
    »Der letzte Dreck«, erklärte er.
    »Wie bitte?«, erkundigte sich Mister Winterbottom.
    »Der letzte Dreck. Ihr Weißen esst allen möglichen Dreck. Nichts geht über nigerianisches Essen. Überall, wo ich hinkomme auf der Welt, halte ich Ausschau nach einem nigerianischen Restaurant, wo ich etwas Anständiges zu essen bekomme. Ich habe mich nur euretwegen bereiterklärt, hier zu essen.«
    Wir entschuldigten uns alle drei.
    »Ein solches Opfer bringe ich nicht für jeden«, sagte der Minister. »Sie müssen wissen, dass Mister Akpiri-Ogologo vor langer Zeit unter mir im Ministerium gearbeitet hat, bevor ich Luftfahrtminister wurde. Er ist mir sehr eng verbunden.«
    Mister Winterbottom sah Protocol Officer an, und in seinen Augen glänzte ein neuer Respekt.
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Protocol Officer bescheiden. Cash Daddy bestellte fast alles, was auf der Speisekarte stand, und schockierte mich geradezu mit der Vornehmheit seiner Tischmanieren. Er nahm in gemächlichem Tempo bescheidene Häppchen zu sich wie ein wohlerzogenes kleines

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