Die Meerhexe
das wird ein zweiter Leckerbissen für meine Pressekonferenz: das Außenministerium wollte mich zum Schweigen verdonnern. Das ist der zweite Riesenlapsus, Howell.«
Howell schwieg und starrte auf seine Hände, als überlegte er, ob es etwas nützen könne, sie zu ringen.
»Ich werde die Presseleute über die Unentschlossenheit, die Widerwilligkeit, die Tatenlosigkeit und die Unfähigkeit des Außenministeriums unterrichten, das für den Verlust einer Hundert-Millionen-Dollar-Bohrinsel verantwortlich sein wird und darüber hinaus für das Versiegen des Stroms von Billigst-Treibstoff für die amerikanischen Bürger, für die schlimmste Ölpest der Geschichte und für den möglichen – nein, besser wahrscheinlichen – Beginn eines dritten großen Krieges. Zusätzlich zu dieser Pressekonferenz werde ich Sendezeiten bei Fernsehen und Rundfunk kaufen, die Situation erklären und außerdem deutlich machen, daß ich zu solchen Mitteln greifen muß, weil das Außenministerium sich weigert und nicht in der Lage ist, mich zu schützen.« Er hielt einen Augenblick inne, um gleich darauf fortzufahren: »Das war ziemlich dumm von mir – ich habe ja meine eigenen Fernseh- und Rundfunkstationen. Die Sache ist so sensationell, daß die drei großen Gesellschaften sich darauf stürzen werden und die ganze Sache mich keinen Cent kosten wird. Bis heute abend werde ich das Außenministerium und Ihren Namen sowie den Ihres Chefs ganz schön in Mißkredit gebracht haben. Ich bin ein verzweifelter Mann, meine Herren, und ich bin bereit, verzweifelte Mittel anzuwenden.«
Er schwieg, um die Wirkung seiner Worte zu beobachten. Ihren Gesichtern nach zu urteilen, war die Reaktion so, wie er es sich nur wünschen konnte. Man sah den drei Männern an, daß sie keinen Zweifel hegten, daß Lord Worth jedes seiner Worte ernst gemeint hatte. Und wenn Sie ihn gewähren ließen, waren die Folgen gar nicht auszudenken. Aber keiner sagte etwas, und so ergriff Lord Worth schließlich wieder das Wort.
»Sie begründen Ihre hanebüchene Weigerung damit, daß ich keinen Beweis für das Komplott gegen mich habe. Aber ich habe einen Beweis, und der ist todsicher. Ich werde ihn vor Ihnen jedoch nicht preisgeben, denn es ist offensichtlich, daß ich hier nichts erreichen kann. Ich brauche einen Mann, der in der Lage ist, Entscheidungen zu fällen, und der Außenminister steht im Ruf, es zu sein. Ich schlage vor, Sie holen ihn her.«
»Wir sollen den Außenminister holen?« fragte Howell, fassungslos ob dieses Ansinnens. »Den Außenminister holt man nicht! Man bittet Tage, ja sogar Wochen vorher um einen Termin. Außerdem ist er gerade in einer sehr wichtigen Konferenz.«
Lord Worth zeigte sich völlig unbeeindruckt. »Holen Sie ihn – die Konferenz mit mir wird die wichtigste seines Lebens sein. Wenn er beschließt nicht zu kommen, wird das sehr wahrscheinlich das Ende seiner politischen Karriere bedeuten. Ich weiß, daß er sich nicht einmal zwanzig Meter von hier entfernt aufhält. Holen Sie ihn.«
»Ich … ich glaube wirklich nicht …«
Lord Worth erhob sich. »Ich hoffe, daß Ihr unmittelbarer Nachfolger – und die Betonung liegt auf ›unmittelbarer‹ – im Interesse des Landes mehr gesunden Menschenverstand und mehr Zivilcourage an den Tag legen wird als Sie. Sagen Sie dem Mann, der – aufgrund Ihrer haarsträubenden Ignoranz und Ihrer Weigerung, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen – für den Ausbruch des nächsten Krieges verantwortlich gemacht werden wird, er solle heute abend fernsehen. Sie hatten Ihre Chance – wie der Stenogrammblock der Sekretärin jederzeit beweisen kann –, und Sie haben sie nicht genutzt.« Lord Worth schüttelte den Kopf und sagte fast traurig: »Niemand ist so blind wie der, der nicht sehen will – in diesem Fall nicht die brennende Zündschnur, die zu einem Berg von Dynamit führt. Guten Tag, meine Herren.«
»Nein! Nein!« Howell war jetzt völlig hektisch. »Setzen Sie sich! Setzen Sie sich! Ich werde sehen, was ich tun kann!« Er rannte regelrecht aus dem Zimmer.
Während seiner ziemlich langen Abwesenheit – es dauerte genau dreizehn Minuten, bis er wiederkam – wurde kaum gesprochen. Zweicker fragte: »Sie meinen wirklich, was Sie sagen, nicht wahr?«
Und der Lord fragte zurück: »Zweifeln Sie etwa daran, General?«
»Nein, jetzt nicht mehr«, antwortete Zweicker. »Sie haben wirklich vor, diese Drohungen wahrzumachen?«
»Ich glaube, das Wort, das Sie suchten, war
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