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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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umgänglich, was?«
    »Ich muß meine Arbeit tun.«
    »Geben Sie mir jetzt bitte Lord Worth.«
    »Er ist nicht hier.«
    »Er würde mich nie anlügen.« Mitchell fand es unklug, hinzuzusetzen, daß er den Lord sogar hatte abfliegen sehen.
    »Er hat sie nicht angelogen. Er war hier. Aber vor ein paar Stunden ist er nach Washington geflogen.«
    Mitchell überlegte einen Augenblick und fragte dann:
    »Kann man ihn irgendwie erreichen?«
    »Ja. Warum?«
    »Es handelt sich um eine dringende, private Angelegenheit. Nach allem, was Lord Worth mir über Sie erzählt hat – und das ist eine ganze Menge –, war es nicht anders zu erwarten, daß Sie auf eigene Faust keine Informationen weitergeben würden. Aber geben Sie mir die Nummer, und ich werde Ihnen sagen, was los ist, sobald Lord Worth mir grünes Licht dafür gibt.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    Larsen gab ihm die Telefonnummer.
    Mitchell legte den Hörer auf und wandte sich an Robertson: »Lord Worth hat die Meerhexe verlassen und ist auf dem Weg nach Washington.«
    »Der kommt ja ganz schön rum. Ist er mit seiner Boeing unterwegs?«
    »Ich habe nicht gefragt, aber ich bin eigentlich sicher. Glauben Sie, Sie können ihn für mich an die Strippe kriegen?«
    Robertson sah nicht gerade zuversichtlich aus. »Wann ist er von der Meerhexe abgeflogen?«
    »Weiß ich nicht. Ich hätte fragen sollen, was? Larsen sagte, vor ein paar Stunden.«
    Robertsons ohnehin schon zweifelnde Miene wurde noch zweifelnder. »Ich kann Ihnen keine große Hoffnung machen, Mr. Mitchell. Mein Gerät hat eine Reichweite von mehreren tausend Meilen, aber der Empfänger an Bord der Boeing ist nicht dafür eingerichtet, Long-Distance-Funksprüche von diesem Gerät aus zu empfangen, und die Boeing ist ganz sicher schon außerhalb der Reichweite.«
    »Wie ist das Wetter?«
    »Auch nicht gerade ideal.«
    »Versuchen Sie's trotzdem, Jim.«
    Er versuchte es fünf Minuten lang, und während dieser erfolglosen Versuche wurde immer klarer, daß dem Lord noch eine Galgenfrist bis zu einem Herzinfarkt beschieden war. Schließlich zuckte Robertson die Achseln und sah zu Mitchell auf.
    »Vielen Dank, daß Sie es versucht haben, Jim.« Er gab ihm ein Stück Papier, auf dem eine Telefonnummer stand. »Washington. Können Sie mich damit verbinden?«
    »Das kann ich sogar garantieren.«
    »Versuchen Sie's in einer halben Stunde. Fragen sie nach Lord Worth, und machen Sie's dringend. Wenn Sie ihn nicht erreichen, versuchen Sie es in Abständen von jeweils zwanzig Minuten immer wieder. Gibt es eine direkte Leitung ins Arbeitszimmer?«
    »Ja.«
    »Ich werde dort warten. Ich muß die Gesetzesvertreter empfangen.«
    Lord Worth schlief immer noch und hatte keine Ahnung, daß inzwischen seine Welt in Stücke ging. Die Boeing sank aus einer Höhe von neuntausendneunhundert Metern langsam der Erde entgegen, um auf dem Dulles-Flughafen zu landen.

V
    Lord Worth saß mit einem Whiskyglas in der einen und einer Havanna in der anderen Hand in einem tiefen Lehnsessel im überladenen Büro des stellvertretenden Außenministers. Eigentlich hätte er zufrieden und entspannt sein sollen, aber tatsächlich war er im höchsten Maße unzufrieden und ganz und gar nicht entspannt. Er wurde mit großer Geschwindigkeit immer wütender auf die Welt im allgemeinen und auf die vier anderen Personen im Raum im besonderen. Es waren dies: Howell, der Stellvertreter des Außenministers, ein hochgewachsener, dünner Mann mit einem eifrigen Gesichtsausdruck und einer Nickelbrille, der aussah wie ein Yale-Professor, was er auch tatsächlich war, des weiteren sein Assistent, dessen Namen Lord Worth sich nicht die Mühe gemacht hatte zu behalten, denn er war so nichtssagend wie ein Etagenkellner, außerdem Lieutenant-General Zweicker, über den sich nichts weiter sagen ließ, als daß er jeder Zoll ein General war, und schließlich eine Sekretärin, die immer nur dann mitzuschreiben schien, wenn sie gerade Lust dazu hatte, was nicht sehr oft der Fall war – wahrscheinlich hatte die Erfahrung sie gelehrt, daß das meiste, was in einer Konferenz gesagt wurde, sowieso nicht mitschreibenswert war.
    »Ich bin ein sehr müder Mann, der gerade vom Golf von Mexiko heraufgeflogen ist«, sagte Lord Worth. »Ich bin jetzt schon fünfundzwanzig Minuten hier und kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß es fünfundzwanzig vergeudete Minuten waren. Nun, meine Herren, ich habe nicht die Absicht, noch weitere zu vergeuden. Meine Zeit ist ebenso kostbar wie

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