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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Zeilen können sehr wichtig sein.« Louise lächelte und ging. »Was für ein lausiger Detektiv bist du eigentlich«, wandte sich Mitchell an Roomer. »Warum bist du nicht darauf gekommen, die Schlafzimmer zu durchsuchen?«
    »Jaja, ist ja schon gut. Es kann nur so sein, daß sie die Männer gebeten hat, ihr Zimmer zu verlassen, während sie sich anzog.«
    »Ich hätte ihr nie die Courage zugetraut, einen Hinweis zu hinterlassen.«
    »Die Schrift ist kein bißchen zittrig. Außerdem ist sie sowieso nicht gerade von der ängstlichen Sorte – es sei denn, man zielt mit einer Pistole genau zwischen ihre Augen.«
    »Ich wünschte, ich könnte jetzt und hier bei jemand anderem genau zwischen die Augen zielen. Eine kleine Sonneninsel, von der aus man nicht schwimmen gehen kann. Da hat doch ein zu selbstsicherer Kidnapper zuviel geredet. Denkst du auch, was ich denke?«
    Roomer nickte. »Die Meerhexe.«
    In einer Höhe von neuntausendneunhundert Metern hatte Lord Worth schließlich doch eine leichte, aber köstliche Mahlzeit zu sich genommen, zu der er sich einen hervorragenden Bordeaux bringen ließ, der auf einem Rothschild-Weingut speziell für ihn abgefüllt wurde. Er hatte seine Gelassenheit wiedergefunden. Er war sogar in der Lage, die Sache philosophisch zu betrachten: alles, was ihm passieren konnte, war ihm schon passiert. Übereinstimmend mit Larsen, Mitchell und Roomer war er der Ansicht, daß ihn jetzt kein Schicksalsschlag mehr treffen konnte. Schlimm war nur, daß sich alle vier Männer in dieser Hinsicht ganz schrecklich irrten. Das Schlimmste sollte erst noch kommen – nein, es geschah genau in diesem Augenblick.
    Colonel Farquharson, Lieutenant-Colonel Dewings und Major Breckley waren nicht die, die sie laut ihren Ausweisen zu sein schienen – es gab in der ganzen US-Armee keine Offiziere mit diesen Namen und diesen Rängen. Aber das fiel in keiner Weise auf, denn in einer so großen Armee kannten selbst die Offiziere nur einen kleinen Bruchteil ihrer Kollegen. Vorsichtshalber hatten die drei jedoch ihre Gesichter etwas verändert bzw. verändern lassen. Der Mann, der das besorgt hatte, war ein Maskenbildner aus Hollywood mit einer ausgeprägten Vorliebe für falsche Bärte. Alle drei Männer trugen schlichte, gutgeschnittene Straßenanzüge. Farquharson gab dem Corporal im Vorzimmer seine Karte. »Colonel Farquharson für Colonel Pryce.«
    »Ich fürchte, das wird nicht gehen – er ist nicht hier.«
    »Dann spreche ich eben mit dem diensthabenden Offizier.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Eine Minute später saßen die drei vor einem jungen und ziemlich aufgeregten Captain namens Martin, der nur einen flüchtigen Blick auf ihre Ausweise geworfen hatte.
    »Colonel Pryce ist also nach Washington gerufen worden. Ich kann mir schon denken, weshalb«, sagte Farquharson.
    Diese Vermutung war allerdings keine große Glanzleistung, denn er selbst hatte den Anruf betätigt, der zur überstürzten Abreise des Colonels geführt hatte. »Und was ist mit seinem Stellvertreter?«
    »Der hat Grippe«, gab Martin mit einer entschuldigenden Grimasse Auskunft.
    »Zu dieser Jahreszeit? Wie dumm. Ausgerechnet heute. Sie können sich sicher denken, weshalb wir hier sind.«
    »Ja, Sir.« Martin sah ziemlich unbehaglich drein. »Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen. Ich habe einen Anruf bekommen, durch den ich über die beiden Einbrüche in die Waffenarsenale in Louisiana und Florida in Kenntnis gesetzt wurde.« Dieser Anruf ging auf Dewings Konto. »Ich bin sicher, daß Sie alles in Ordnung finden werden.«
    »Wohl kaum – ich habe schon jetzt etwas festgestellt, das nicht in Ordnung ist.«
    »Sir?« Martins Nervosität wurde immer deutlicher.
    »Mangelndes Mißtrauen. Wissen Sie eigentlich, daß es buchstäblich Dutzende von Läden gibt, in denen ich völlig legal eine Generalsuniform kaufen könnte? Das sind die Kostümgeschäfte, die hauptsächlich die Film- und Theaterindustrie als Kunden haben. Wenn ich in einer solchen Generalsuniform hier herein käme, würden Sie mich doch sicher für einen General halten?«
    »Ich glaube schon.«
    »Tun Sie's nicht. Nie wieder!« Er warf einen Blick auf seinen Ausweis, der auf dem Tisch lag. »Sich einen solchen Ausweis zu beschaffen, ist auch kein Problem. Wenn ein Fremder an einem Ort wie diesem erscheint, müssen Sie immer, unbedingt immer, seine angegebene Identität beim Militärbereich überprüfen. Und sprechen Sie in einem solchen Fall unbedingt nur mit dem befehlshabenden

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