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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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denn es gab keinen anderen Platz, wenn man die Bomben jederzeit griffbereit haben wollte. Und letzteres war unbedingt erforderlich.
    Die Bohrmannschaft beobachtete Palermo und seine Männer bei der Arbeit – ihre Gesichter spiegelten entweder Gleichgültigkeit oder Zustimmung wider. Die beiden Gruppen wechselten kein einziges Wort miteinander – Larsen hatte nichts übrig für Verbrüderung.
    Alles lief wie am Schnürchen. Das Verteidigungssystem wurde systematisch aufgebaut. Der ›Weihnachtsbaum‹ – das Ventil, das den Ölfluß aus dem bereits angezapften Reservoir kontrollierte – war weit geöffnet, und unaufhörlich wurde Öl in den riesigen Vorratstank gepumpt, während der Bohrer, so weit wie möglich ausgelegt, tief unter dem Meeresboden nach neuen Ölvorräten suchte. Wie gesagt, es lief alles wie am Schnürchen, und nirgends war ein Anzeichen für einen Angriff aus der Luft oder vom Wasser her zu entdecken. Trotzdem war Larsen nicht so zufrieden, wie er hätte sein können, und das, obwohl immer noch pünktlich jede halbe Stunde die Routinedurchsage von der Torbello einging.
    Ein Teil seines Unbehagens war auf die Nichtexistenz der Questar zurückzuführen. Er hatte aus Galveston erfahren, daß ein Schiff dieses Namens weder bei der Marine noch bei der Küstenwache registriert war. Seine Bitte, auch die Listen der privaten Schiffseigner durchzuchecken, war abgelehnt worden – das sei ein hoffnungsloses Unterfangen: es würde viele Stunden, vielleicht sogar Tage dauern, eine derartige Untersuchung durchzuführen, und private Schiffe würden, wenn sie nicht voll versichert wären, weder in offiziellen Registern noch in denen der größeren Versicherungsgesellschaften geführt. Es gab kein Gesetz, das Schiffseigner dazu zwang, ihre Schiffe zu versichern, und die Besitzer von älteren und nicht mehr ganz seetüchtigen Kähnen machten sich erst gar nicht die Mühe, es zu tun – schließlich gibt es solche Dinge wie Steuerabschreibungen.
    Larsen konnte nicht wissen, daß seine Nachforschungen auf keinen Fall Erfolg gehabt hätten. Als Mulhooney auf die Questar gekommen war, hatte an ihrem Bug noch der Name Hammond gestanden, den er auf dem Weg nach Galveston weitsichtigerweise hatte übermalen und durch den Namen Questar ersetzen lassen. Und nachdem das Schiff von Cronkite in Georgia umbenannt worden war, hatten sowohl die Hammond als auch die Questar aufgehört zu existieren.
    Aber was Larsen noch weit mehr irritierte, war das unbestimmte Gefühl, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Er war zwar in erster Linie Pragmatiker, aber er gab auch eine Menge auf Instinkt und Intuition. Gelegentlich wurde er von massiven Vorahnungen heimgesucht, und meistens bewahrheiteten sie sich. Und als es jetzt aus dem Lautsprecher dröhnte: »Commander Larsen in den Funkraum, Commander Larsen in den Funkraum«, wußte er genau, daß ihn sein sechster Sinn auch diesmal nicht getrogen hatte.
    Er machte sich gemächlich auf den Weg, teils, weil es unpassend gewesen wäre, wenn man Commander Larsen hätte rennen sehen, und teils, weil er es nicht besonders eilig hatte, die schlechte Nachricht zu hören, die er zu hören erwartete. Er sagte dem Funker, er wolle diesen Funkspruch allein entgegennehmen, wartete, bis der Funker die Tür hinter sich zugemacht hatte und nahm erst dann den Hörer ab.
    »Hier Commander Larsen.«
    »Hier spricht Mitchell. Ich hatte doch versprochen, Sie anzurufen.«
    »Vielen Dank. Haben Sie was von Lord Worth gehört? Er wollte sich melden, hat aber bis jetzt nichts von sich hören lassen.«
    »Kein Wunder. Seine beiden Töchter sind entführt worden!«
    Darauf sagte Larsen zunächst gar nichts. Nach der Färbung der Fingerknöchel der Hand, die den Hörer hielt, zu schließen, war derselbe in akuter Gefahr, zerquetscht zu werden. Obwohl Larsen sich im Grunde nur für sich selbst interessierte, hatte er im Lauf der Zeit eine onkelhafte Einstellung zu den beiden Mädchen entwickelt, aber echte Sorgen machte er sich nur wegen der Folgen, die diese Entführung für die Sicherheit der Meerhexe haben konnte. Als er schließlich sprach, war seine Stimme klar und fest.
    »Wann ist das passiert?«
    »Heute früh. Und wir haben nicht die geringste Spur. Wir haben alle möglichen Fluchtwege im Südteil des Staates absperren lassen. Und uns liegt auch keine Meldung von irgendeinem Hafen, Flughafen oder Hubschrauberplatz über einen außerplanmäßigen Start vor.«
    »Sie haben sich also in Luft

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