Die Meerhexe
Offizier.«
»Jawohl, Sir. Wissen Sie zufällig seinen Namen – ich bin nämlich neu hier.«
»Major-General Harsworth.«
Martin gab dem Corporal im Sekretariat den Auftrag, die Verbindung herzustellen. Es wurde bereits beim ersten Klingelzeichen abgehoben: »Militärbereich.«
Aber Martin hatte mitnichten den Militärbereich am Apparat – er sprach mit einem Mann, der weniger als eine halbe Meile entfernt am Fuß eines Telegrafenmasten saß. Das Gerät, mit dessen Hilfe er telefonierte, war batteriebetrieben und durch eine Kupferleitung mit einer der Leitungen verbunden.
»Hier spricht Captain Martin vom ›Netley Rowan Arsenal‹. Ich möchte mit General Harsworth sprechen.«
»Einen Moment.« Es folgte eine Reihe von klickenden Geräuschen, und nach einer Pause von ein paar Sekunden sagte dieselbe Stimme: »Sprechen Sie jetzt.«
»General Harsworth?«
Der Mann am Fuße des Telegrafenmastes verlegte seine Stimmlage um eine Oktave nach unten: »Am Apparat. Haben Sie Probleme, Captain?«
»Colonel Farquharson sitzt bei mir, und er besteht darauf, daß ich mich bei Ihnen über seine Identität vergewissere.«
In der Stimme am anderen Ende der Leitung klang Mitgefühl an: »Haben Sie gerade eine Vorlesung über das Thema Sicherheit bekommen?«
»Ich fürchte ja, Sir.«
»Sicherheit ist ein Lieblingsthema des Colonels. Er hat wahrscheinlich Lieutenant-Colonel Dewings und Major Breckley dabei.«
»Jawohl, Sir.«
»Nun, es wird wohl kaum das Ende Ihrer Karriere sein. Aber er hat recht, wissen Sie.«
Während der drei Meilen langen Fahrt saß Farquharson selbst am Steuer, während Captain Martin regelrecht geknickt neben ihm saß. Ein viereinhalb Meter hoher, elektrisch geladener Drahtzaun umgab das Arsenal, ein niedriges, fensterloses Gebäude, dessen Grundfläche fast einen halben Morgen bedeckte. Ein mit einer Maschinenpistole bewaffneter Wachposten versperrte den Zugang zum Gelände. Als er Captain Martin erkannte, trat er zur Seite und salutierte. Farquharson fuhr bis zu der einzigen Tür, die in das Arsenal führte, und hielt. Die vier Männer stiegen aus. »Major Breckley ist noch nie in einem TNW-Arsenal gewesen«, erklärte Farquharson dem Captain. »Könnten Sie vielleicht ein paar erklärende Kommentare geben?« Diese Kommentare würden gleichfalls für Farquharson sehr interessant sein, denn auch er war in seinem ganzen Leben noch in keinem einzigen Arsenal gewesen, gleich welcher Art.
»Sehr wohl, Sir. Zunächst einmal: TNW heißt Taktische Nuklear-Waffen. Die Wände sind Sechsundsechzig Zentimeter dick und bestehen aus Schichten von Stahl und Eisenbeton. Die zwanzig Zentimeter dicke Tür besteht aus Wolframstahl. Sowohl die Tür als auch die Wände sind stark genug, um einem Druck zu widerstehen, der dem Aufprall eines Achtundzwanzig-Zentimeter-Panzersprenggeschützes der Marine entspricht. Diese Glasscheibe hier zeichnet uns auf ein Videoband auf. Dieses feinmaschige Gitter ist ein Lautsprecher, der in zwei Richtungen geht und außerdem unsere Stimmen aufzeichnet.« Er drückte auf einen Knopf, der in den Beton eingebettet war.
Eine Stimme kam aus dem Gitter: »Identifizierung, bitte.«
»Captain Martin mit Colonel Farquharson und Sicherheitsinspektoren.«
»Codewort?«
»Geronimo.«
Die massive Tür öffnete sich, und sie hörten das Brummen eines starken Elektromotors. Es dauerte geschlagene zehn Sekunden, bis die Tür ganz geöffnet war. Captain Martin ging voran.
Ein Corporal salutierte bei ihrem Eintreten. »Sicherheitsinspektion«, erklärte Martin.
»Jawohl, Sir.« Der Corporal schien nicht gerade glücklich darüber zu sein.
»Sie scheinen ein schlechtes Gewissen zu haben, Corporal«, sagte Farquharson.
»Aber nein, Sir.«
»Sollten Sie aber.«
»Stimmt was nicht, Sir?« Martins Nervosität steigerte sich immer mehr.
»Vier Dinge.« Martin senkte den Kopf, damit Farquharson nicht sehen konnte, wie er schluckte – eine einzige Sache wäre schon mehr als genug gewesen.
»Erstens: das Tor, an dem der Posten steht, sollte ständig verschlossen sein. Es sollte nur nach Rücksprache mit Ihrem Hauptquartier geöffnet werden, und außerdem sollte ein elektronischer Öffnungsmechanismus für das Tor in Ihrem Büro installiert werden. Was könnte eine oder mehrere Personen daran hindern, die Wache am Tor mit einer schallgedämpften Automatik außer Gefecht zu setzen und hier vorzufahren? Und was könnte diese Leute davon abhalten, durch die offene Tür hereinzuspazieren und
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