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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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gutbestückten Arztkoffer und einem großen Vorrat an Verbänden.«
    »Einen Arzt?«
    »Irgend jemand muß doch die Kugeln aus den Leuten herausholen und die Schußwunden zunähen. Oder sind Sie vielleicht so naiv, anzunehmen, daß an Bord der Meerhexe kein Schuß fallen wird?«
    »Ich verabscheue Gewalttätigkeiten.«
    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort – deshalb haben Sie auch zwanzig schwerbewaffnete Spitzbuben auf der Bohrinsel absetzen lassen. Also, Sie verabscheuen Gewalttätigkeiten – andere stehen ihnen durchaus positiv gegenüber. Können Sie einen Arzt beschaffen?«
    Lord Worth nickte. »Er heißt Greenshaw. Nach sieben Jahren Vietnam sollte er den Anforderungen gewachsen sein.«
    »Und sagen Sie ihm, er soll außer seinem Arztkittel noch zwei weitere mitbringen«, sagte Roomer.
    »Warum denn das?« fragte Mitchell.
    »Wir wollen doch als Wissenschaftler auftreten, oder?« entgegnete Roomer.
    Lord Worth nahm den Telefonhörer ab, traf alle nötigen Vorbereitungen, legte wieder auf und sagte: »Sie müssen mich entschuldigen – ich muß vom Funkraum aus ein Privatgespräch führen.« Es gab nur einen einzigen Grund, weshalb Lord Worth nach Hause gekommen war: Er wollte Corral, seinen Kontaktmann, veranlassen, Benson – bei dem Treffen am Lake Tahoe der Gastgeber – zu informieren, daß die Regierung beabsichtigte, jedes ausländische Kriegsschiff, das sich der Meerhexe näherte, in die Luft zu jagen. Das war zwar eine Übertreibung, aber Lord Worth hielt sie für durchaus entschuldbar.
    »Wer von uns soll Sie begleiten?« fragte Mitchell.
    »Was meinen Sie damit? Ich habe ausdrücklich betont, daß es sich um ein Privatgespräch handelt.« Sein Gesicht wurde dunkel vor Zorn. »Soll ich mich etwa in meinem eigenen Haus herumkommandieren lassen wie ein unmündiges Kind?«
    »Haben Sie letzte Nacht vielleicht besonders ›mündig‹ gehandelt? Hören Sie, Lord Worth, wenn Sie keinen von uns dabei haben wollen, dann liegt es doch auf der Hand, daß wir nicht hören sollen, was Sie sprechen.« Mitchell sah ihn nachdenklich an. »Und das gefällt mir nicht. Entweder haben Sie etwas vor, mit dem wir nicht einverstanden wären, oder Ihr Verhalten ist als Mißtrauensvotum uns gegenüber zu verstehen.«
    »Es handelt sich um ein persönliches und ausgesprochen wichtiges geschäftliches Gespräch, und ich sehe nicht ein, was Sie meine Geschäfte angehen.«
    »Damit haben Sie zweifellos recht. Es ist nur so, daß wir Ihnen nicht glauben, daß es sich um ein geschäftliches Gespräch handelt, weil wir nämlich der Ansicht sind, daß Geschäfte im Augenblick das letzte wären, woran sie denken würden.« Mitchell und Roomer standen auf. »Grüßen Sie die Mädchen – falls Sie sie jemals wiedersehen.«
    »Das ist Erpressung! Verdammte Erpressung!« Lord Worth wog blitzschnell die Wichtigkeit seines Anrufs bei Corral gegen die Wichtigkeit ab, Mitchell und Roomer weiterhin in seiner Nähe zu wissen. Es dauerte ganze zwei Sekunden, bis er sich entschieden hatte. Er war sicher, daß die beiden Männer blufften, aber er konnte es nicht prüfen, denn sonst riskierte er, daß sie tatsächlich gingen.
    Er setzte seine steinerne Miene auf und sagte: »Ich nehme an, ich habe keine andere Wahl, als klein beizugeben. Ich schlage vor, Sie beide gehen jetzt nach Hause und packen Ihre Sachen. Ich hole Sie dann mit dem Rolls ab.«
    »Wir brauchen nur ein paar Minuten zum Packen«, erklärte Mitchell, »ich finde es viel höflicher, wenn wir hier warten, bis Sie fertig sind.«
    Lord Worth starrte ihn feindselig an. »Sie denken wohl, ich würde zum Telefon stürzen, sobald Sie mir den Rücken gekehrt haben?«
    Mitchell lächelte. »Ist es nicht seltsam, daß uns dreien im gleichen Augenblick der gleiche Gedanke gekommen ist?«

VII
    Commander Larsen und Scoffield sahen den North-Hudson -Hubschrauber zwar mit Verwunderung, aber ohne Besorgnis näherkommen. Normalerweise kündigte Lord Worth seine Ankunft vorher an, aber es kam auch manchmal vor, daß er es vergaß. Auf jeden Fall war es sein Hubschrauber, und er kam ungefähr um die gleiche Zeit wie sonst auch. Sie schlenderten gemächlich über die Plattform und erreichten gerade den nordöstlichen Landeplatz, als der Hubschrauber aufsetzte. Überraschenderweise stieg nicht sofort jemand aus. Larsen und Scoffield sahen einander verblüfft an, und diese Verblüffung verstärkte sich noch, als der Ausstieg geöffnet wurde und Durand mit einer Maschinenpistole in den Händen in

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