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Die Meerjungfrau

Die Meerjungfrau

Titel: Die Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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behaupten, daß
Ihnen noch nie ein Mann gefolgt ist?« sagte ich.
    »Jedenfalls nie ein großer,
gutaussehender Privatdedektiv «, sagte sie. »Trotzdem
— warum soll ich mir Gedanken darüber machen? Sie haben mich jedenfalls
eingeholt.«
    Sie wandte sich ab und ging
durchs Zimmer zur Couch. Das schwarze rücken- und fast vorderteilfreie kleine
Abendkleid hatte einen langen Schlitz am Oberschenkel entlang, der es ihr
erlaubte, sich zu setzen — gerade.
    Ich ging zur Stehlampe hinüber
und schaltete sie ein. Das Licht warf bläuliche Glanzlichter auf ihr Haar und
verlieh ihrer glatten gebräunten Haut einen weichen Schimmer. Ich ging zur Tür
zurück und machte die Deckenbeleuchtung aus.
    »Wissen Sie, Max«, sagte sie
freundlich, »das ist das erstemal , daß jemand mich
wirklich zu verführen sucht.«
    »Sie haben wohl ein behütetes
Dasein gehabt?« sagte ich. »Und was behütet besser als eine Million Dollar?«
    »Sie werden mir kaum glauben,
wenn ich Ihnen sage, daß eine Million Dollar für mich gerade Hühnerfutter
sind.«
    »Das ist allgemein bekannt«,
sagte ich, »fragen Sie nur die Hühner.«
    »Sie sind wirklich ein
Witzbold«, sagte sie seufzend. »Kommen Sie und setzen Sie sich neben mich. Ich
weiß, daß Sie mir das, was ich über die Million Dollar gesagt habe, nicht
glauben, aber ich möchte, daß Sie mir das glauben, was mich selbst anbetrifft.
Wie ich schon sagte, noch nie hat ein Mann sich richtig Mühe gegeben, mich zu
verführen.«
    »Dann haben Sie noch nicht
gelebt«, sagte ich. »Und machen Sie sich nichts vor — das ist noch keineswegs
das letzte. Da fehlt noch einiges.«
    Ich ging zum Plattenspieler
hinüber und stapelte ein paar Platten des richtigen Jahrgangs auf. Dann setzte
ich den Apparat in Gang und kehrte in die Mitte des Zimmers zurück.
    »Musik«, murmelte Sylvia,
»weiches Licht — aber nichts zu trinken?«
    »Wie ich schon sagte«,
antwortete ich grinsend, »hinter dem richtigen Umgang mit Frauen steckt mehr, als
es nach außen hin den Anschein hat.«
    »Meine Kehle ist
ausgetrocknet«, sagte sie.
    Ich ging zum Barschränkchen und
holte eine untersetzte grüne Flasche heraus, die dafür geschaffen schien, in
eine Lampe verwandelt zu werden — wenn sie einmal ihre glanzvolle Karriere als
Spenderin von Erleuchtung hinter sich hatte.
    »Was!« sagte Sylvia
verschmitzt. »Keinen Champagner?«
    »Hier wird nicht gefeiert«,
sagte ich kalt.
    »Sie hätten mich glatt täuschen
können«, erwiderte sie. »Was ist es dann, die Vorbereitung zu einem Sieg?«
    »So könnte man es bezeichnen.«
    »Ich habe nichts dagegen«,
murmelte sie. »Gegen den Sieg, meine ich.«
    Hierzu erübrigte sich jeder
Kommentar. Ich goß zwei Gläser ein und gab ihr eines.
    »Wird sich das vertragen?«
fragte sie. »Champagner und Scotch?«
    »Wer weiß?« sagte ich. »Machen
Sie das Experiment.«
    Sie versuchte es. Ich
beobachtete ihr Gesicht. Nichts geschah. Nach guter alter Texanerart goß sie den Scotch auf einen Zug hinunter.
    »Ich bin eine ausgepichte
Trinkerin«, murmelte sie.
    Vorn Plattenspieler her
schwebten gedämpfte Klänge ins Zimmer.
    »Er hat so recht. Wissen Sie«,
sagte Sylvia. »Es sind die trüben frühen Morgenstunden.«
    »Und der ganze unberührte Tag liegt
vor Ihnen«, sagte ich.
    Ich setzte mich neben sie, nahm
zwei Zigaretten heraus, zündete sie an und gab ihr eine.
    »Max«, sagte sie
sehnsuchtsvoll.
    »Hm?«
    »Meinen Sie — wir werden die
ganze Nacht über zusammen hierbleiben?«
    »Jemand muß Sie die Tatsachen des
Lebens lehren«, erwiderte ich. »Wer könnte das besser als ein Privatlehrer?«
    »Niemand«, murmelte sie.
»Vermutlich habe ich eine Menge zu lernen.«
    »Ganz gewiß«, pflichtete ich
bei. »Und zwar als erstes, daß kleine Mädchen mit Millionen von Dollar nicht ihre
Zeit und ihre Talente an einen Kerl wie Cole Jordan vergeuden sollten.«
    Sie zog sich zurück und brachte
ihr Kleid, das irgendwie verrutscht war, in Ordnung.
    »Was meinen Sie damit?« sagte
sie mit leicht verschwommener Stimme. Ich sah, wie sie leicht die Augen
zusammenkniff und scharf den Atem einzog.
    »Genau das, was ich gesagt
habe«, erwiderte ich. »Jordan ist ein Knilch — und das wissen Sie ebensogut wie ich.«
    »Zum Teufel mit Ihnen, Royal«,
sagte sie mit belegter Stimme. »Sie haben kein Recht, so von meinem Bräutigam
zu reden.«
    »Er mag Ihr Bräutigam sein«,
sagte ich. »Aber Sie, Süße, sind der Brautschatz,«
    »Ach, das ist es?« sagte sie in
eisigem Ton. »Sie haben was

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