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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Loge für Sie errichten lassen, von der aus Sie alles sehen könnten, ohne daß andere – «
    »Ich verfolge sie über die interne Fernsehanlage.«
    Barnes blinzelte. »Dann soll sie nicht über das globale Metzsystem übertragen werden? Damit alle sie sehen können?«
    »O ja, doch«, sagte Grem und nickte düster. »Natürlich. Das ist ja wichtig, nicht? Also gut, ich verfolge sie wie jeder andere auch. Das reicht mir.«
    »Was die Druckerei in der 16. Avenue angeht… ich lasse eine Liste von allen anfertigen, die wir dort verhaften, und Sie können sie durchgehen – «
    »Um zu sehen, wie viele alte Freunde auf ihr stehen«, beendete Grem den Satz.
    »Vielleicht wollen Sie sie ja im Gefängnis besuchen.«
    »Gefängnis? Muß denn alles dort oder als Hinrichtung enden? Ist das richtig?«
    »Wenn Sie meinen: Ist es das, was geschieht? Dann ist die Antwort ja. Wenn Sie aber meinen – «
    »Sie wissen, was ich meine.«
    Nachdenklich erwiderte Barnes: »Das ist ein Bürgerkrieg, den wir hier austragen. Zu seiner Zeit hat Abraham Lincoln Hunderte und Aberhunderte von Männern ohne jedes Gerichtsverfahren eingesperrt, und er gilt trotzdem als der größte US-Präsident.«
    »Aber er hat ständig Leute begnadigt.«
    »Das können Sie auch tun.«
    »Okay«, sagte Grem listig. »Ich lasse alle Leute aus der Druckerei in der 16. Avenue frei, die ich gekannt habe. Und sie werden nie erfahren, warum.«
    »Sie sind ein guter Mensch, Ratsvorsitzender«, meinte Barnes. »Ihre Loyalität sogar jenen gegenüber zu bezeugen, die jetzt gegen Sie arbeiten.«
    »Ich bin ein mieser Schweinehund«, zischte Grem. »Sie wissen es, und ich weiß es. Es ist nur – ach, Mist. Wir hatten so viele schöne Stunden miteinander; über das, was wir druckten, lachten wir uns krumm, weil wir komische Sachen einfügten. Jetzt ist alles ernst und steif. Aber als ich noch dort war, haben wir – ach, zum Teufel damit.« Er verstummte. Was mache ich hier? fragte er sich. Wie bin ich in eine solche Stellung gelangt, mit soviel Autorität? Ich war nie dafür gedacht.
    Andererseits, dachte er, w ar ich es vielleicht doch.

    Thors Provoni erwachte. Und sah nichts, nur schwarze Finsternis, die ihn umgab. Ich befinde mich mitten drin, erkannte er plötzlich.
    »Das stimmt«, sagte der Frolixaner. »Es hat mich beunruhigt, daß Sie eingeschlafen sind – wie Sie es nennen.«
    »Morgo Rahn Wilc«, sagte Provoni in die Finsternis hinein. »Sie sind ein Grübler. Wir schlafen alle vierundzwanzig Stunden einmal; wir schlafen zwischen acht und – «
    »Das weiß ich ja alles«, sagte Morgo. »Aber bedenken. Sie, wie das aussieht: Sie verlieren mit der Zeit Ihre Persönlichkeit, Ihr Herzschlag verlangsamt sich, der Puls wird schwächer… es sieht dem Tod verdammt ähnlich.«
    »Aber Sie wissen doch, daß es nicht der Tod ist«, antwortete Provoni.
    »Es ist der enorme Wandel der geistigen Funktion, der uns beunruhigt. Sie bemerken es nicht, aber während. Sie schlafen, findet eine ungewöhnliche und heftige Geistestätigkeit statt. Zuerst betreten Sie eine Welt, die Ihnen bis zu einem gewissen Grad vertraut ist… in Ihrem Denken sind Sie dort, wo echte Freunde, Feinde und Personen, mit denen Sie gesellschaftlich Berührung hatten, sprechen und handeln.«
    »Mit anderen Worten«, sagte Provoni, »Träume.«
    »Diese Art von Traum stellt nur ein Rekapitulieren des Tages dar, von dem, was Sie getan, an wen Sie gedacht, mit wem Sie gesprochen haben. Das erschreckt uns nicht weiter. Anders die folgende Phase. Sie sinken auf eine tieferliegende innere Ebene; Sie begegnen Personen, die Sie nie gekannt haben, Situationen, in denen Sie sich nie befunden haben. Ein Zerfall Ihres Ichs als solches tritt ein; Sie verschmelzen mit Urwesen eines gottähnlichen Typs, die im Besitz ungeheurer Macht sind. Dort laufen Sie Gefahr – «
    »Das kollektive Unbewußte«, unterbrach Provoni. »Das der größte der menschlichen Denker, Carl Gustav Jung entdeckt hat. Abreaktion noch über den Augenblick der Geburt hinaus, zurück in ein anderes Leben, an andere Orte… bevölkert von Archetypen, wie Jung – «
    »Hat Jung auch darauf hingewiesen, daß ein solcher Archetyp Sie jederzeit aufsaugen könnte? Und eine Wiederherstellung Ihres Ichs nie mehr stattfinden würde? Daß Sie nur noch ein sprechender, wandelnder Fortsatz des Archetyps wären?«
    »Natürlich hat er darauf hingewiesen. Aber der Archetyp übernimmt das Kommando nicht nachts, im Schlaf, sondern im Laufe des Tages.

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