Die Mehrbegabten
lauschten in den rechten Ohren. »Okay«, sagte der Feldwebel schließlich. Er sah Charley und Nick an. »Was wollen Sie hier?«
»Eine Weile unterkommen«, sagte Charley.
Der Soldat wies mit dem Kinn auf Nick. »Und wer ist das?«
»Ein Bekehrter. Er ist heute zu uns gestoßen.«
»Weil Cordons Hinrichtung angekündigt wurde«, erklärte Nick. Der Soldat brummte etwas
und überlegte. »Wir müssen praktisch schon alle unterbringen. Ich weiß nicht – « Er kaute an der Unterlippe und zog die Brauen zusammen. »Wollen Sie auch hierbleiben?« fragte er Nick.
»Einen Tag oder so. Nicht länger.«
»Sie wissen, daß Denny psychopathische Wutanfälle bekommt«, meinte Charley ernsthaft. »Aber im allgemeinen dauern sie immer nur – «
»Ich kenne Denny nicht«, sagte der Soldat. »Können Sie gemeinsam ein Zimmer nehmen?«
»Ich… denke schon«, meinte Charley.
»Ja«, sagte Nick.
»Wir können Ihnen für zweiundsiebzig Stunden Zuflucht bieten«, sagte der Feldwebel. »Dann müssen Sie weiter.«
»Wie groß ist das hier?« fragte Nick.
»Vier Häuserblocks.«
Er glaubte es. »Das ist wirklich kein Kleinbetrieb«, sagte er zu den Soldaten.
»Wenn es einer wäre«, erwiderte einer, »hätten wir kaum eine Chance. Wir drucken hier Millionen Broschüren. Die meisten werden schließlich von den Behörden beschlagnahmt, aber nicht alle. Wir richten uns nach dem Prinzip der Postwurfsendungen. Selbst wenn nur jedes fünfzigste Exemplar gelesen wird und man alle anderen fortwirft, lohnen sich die Herstellungskosten.«
»Was ist von Cordon eingetroffen, seit er weiß, daß er hingerichtet wird? Oder weiß er es nicht? Hat man es ihm nicht gesagt?«
»Die Empfangsstation müßte es wissen«, sagte der Soldat. »Aber wir hören erst in ein paar Stunden wieder von dort; es gibt immer eine gewisse Verzögerung, bis das Material schließlich redigiert ist.«
»Dann drucken Sie Cordons Worte nicht genauso, wie sie von ihm kommen?« fragte Nick.
Die Soldaten lachten. Und antworteten nicht.
»Er drückt sich weitschweifig aus«, erklärte Charley.
Nick sagte: »Wird es keinen Versuch geben, für einen Aufschub der Hinrichtung zu agitieren?«
»Ich bezweifle, ob darüber bereits entschieden wurde«, sagte einer der Soldaten.
»Das würde auch nichts bringen«, meinte ein anderer. »Wir hatten keinen Erfolg. Sie würden ihn hinrichten, und wir kamen alle in Internierungslager.«
»Ihr laßt ihn also sterben?« fragte Nick.
»Wir haben nicht darüber zu bestimmen«, sagten mehrere Soldaten gleichzeitig.
»Wenn er tot ist, habt ihr nichts mehr zu drucken, dann müßt ihr zumachen«, meinte Nick.
Die Soldaten lachten.
»Ihr habt Nachricht von Provoni«, stellte Charley schlagartig fest.
Es wurde still, dann entgegnete der Feldwebel: »Eine verstümmelte. Aber authentisch.«
Der Soldat neben ihm sagte leise: »Thors Provoni ist auf dem Heimweg.«
Teil II
11
»Das läßt die Dinge in einem neuen Licht erscheinen«, sagte Willis Grem düster. »Lesen Sie die aufgefangene Mitteilung noch einmal vor.«
Direktor Barnes las vom Blatt ab.
»›Habe… gefunden… die uns… ihre Hilfe wird… und ich bin… ‹ Das ist alles, was verständlich genug durchkam, um aufgezeichnet zu werden. Der Rest ging in den Störungen unter.«
»Aber es sind Antworten darin enthalten«, sagte Grem. »Er ist am Leben; er kommt zurück; er hat jemand gefunden, wohlgemerkt nicht etwas, sondern jemand, weil er von ›ihr‹ spricht. Er sagt: ›Ihre Hilfe wird… ‹ und was fehlt, ist wahrscheinlich der Rest des Satzes: ›Ihre Hilfe wird genügen. ‹ Oder so ähnlich.«
»Ich glaube, Sie sind zu pessimistisch«, meinte Barnes.
»Das muß ich sein. Außerdem habe ich jetzt ja genug Grund, pessimistisch zu sein. Man hat die ganze Zeit über auf eine Nachricht von Provoni gewartet, und jetzt ist sie da. Ihre Druckereien werden die Neuigkeit binnen sechs Stunden auf dem ganzen verdammten Planeten verbreiten, und es gibt keine Möglichkeit, sie daran zu hindern.«
»Wir können ihre Zentraldruckerei in der 16. Avenue bombardieren«, sagte Direktor Barnes. Er war sehr dafür. Er wartete schon seit Monaten auf die Genehmigung, den riesenhaften Minusmenschen-Betrieb zu zerstören.
»Sie schalten sich in die Fernsehleitung ein«, erwiderte Grem. »Zwei Minuten – dann haben wir ihren Sender, und es ist ein für allemal aus. Aber sie werden ihre verdammte Nachricht bereits verbreitet haben.«
»Dann geben Sie auf«, sagte
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