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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Metamphetaminhydrochlorid ohne alles. Ich nehme es als Tablette. Achten Sie darauf, daß es eine Tablette ist.«
    Der Kurier wirkte ein wenig erstaunt, salutierte erneut und sagte: »Jawohl, Ratsvorsitzender.« Er verließ das Schlafbüro, und Grem war wieder allein. Ich bringe mich um, sagte er zu sich selbst. Depression erfüllte ihn, ließ ihn zusammensacken wie einen geplatzten Ballon. Noch bevor Cordon tot ist, dachte er. Also, weg mit Cordon!
    Er drückte auf eine Taste seines Sprechgeräts. »Schicken Sie einen Offizier herein, irgendeinen.«
    »Ja, Sir.«
    »Er soll eine Handfeuerwaffe mitbringen.«
    Fünf Minuten später betrat ein schmuck gekleideter Major das Zimmer und machte eine zackige und perfekte Ehrenbezeigung.
    »Ja, Ratsvorsitzender?«
    »Ich möchte, daß Sie zu Eric Cordons Zelle in Long Beach gehen«, sagte Grem, »und ich möchte, daß Sie persönlich, mit Ihrer eigenen Waffe, die ich dort an Ihrem Gürtel hängen sehe, Cordon erschießen.« Er hielt ihm einen Zettel hin. »Hier ist der Befehl.«
    »Sind Sie sicher – «, begann der Offizier.
    »Ich bin sicher«, sagte Grem.
    »Ich meine, Sir, ob Sie sicher sind – «
    »Wenn Sie nicht wollen, gehe ich selbst«, sagte Grem. »Los!« Er zeigte kurz auf die Tür.
    Der Major ging.
    Keine Fernsehübertragung, dachte Grem. Kein Publikum. Nur zwei Männer in einer Zelle. Nun, Provoni hat mich ja direkt dazu gezwungen; ich kann nicht beide gleichzeitig in der Nähe haben. In Wahrheit ist es gewissermaßen Provoni, der Cordon tötet.
    Möchte bloß wissen, was für Lebensformen das sind, die Provoni gefunden hat, fragte er
    sich.
    Der Dreckskerl, dachte Grem.
    Er drückte auf Tasten, fluchte, fand endlich den Hebel, der die Kamera in Cordons Zelle betätigte. Das schmale, asketische Gesicht, die graue Brille, graueres – und überaus dünnes – Haar… ein Collegeprofessor, der schreibt, sagte sich Grem. Nun, ich werde persönlich zusehen, wie der Major – wer er auch sein mag – ihn erschießt.
    Auf dem Bildschirm saß Cordon da, als schliefe er… aber offenkundig diktierte er, wahrscheinlich der Druckerei in der 16. Avenue. Gib nur deine Unfehlbarkeiten von dir, dachte Grem grimmig und wartete.
    Eine Viertelstunde verging. Nichts geschah; Cordon gab weiteres von sich. Und dann öffnete sich schlagartig die Zellentür. Cordon und Willis Grem waren gleichermaßen überrascht. Der schmucke Major trat ein.
    »Sind Sie Cordon, Eric?« fragte der Major.
    »Ja«, sagte Cordon und stand auf.
    Der Major – ein ausgesprochen junger Mann mit scharfgeschnittenen Zügen – griff nach seiner Waffe. Er sagte: »Auf Anweisung des Ratsvorsitzenden bin ich hergekommen, um Sie zu töten. Wollen Sie die schriftliche Ermächtigung lesen?« Er kramte in seiner Tasche.
    »Nein«, sagte Cordon.
    Der Major feuerte. Cordon kippte nach hinten, vom zerstörerischen Energiestrahl durch die Zelle getrieben, und landete an der Rückwand. Dort glitt er herunter, bis er dasaß wie eine weggeworfene Puppe – die Beine gespreizt, leblos.
    Grem sagte in das entsprechende Mikrofon: »Danke, Major. Sie können jetzt gehen. Sonst habe ich nichts für Sie zu tun. Übrigens – wie heißen Sie?«
    »Wade Ellis«, erwiderte der Major.
    »Eine Belobigung für Sie wird vorbereitet«, sagte Grem und schaltete ab. Wade Ellis, dachte er. Es ist geschehen. Er fühlte… was? Erleichterung. Offenkundig. Mein Gott, dachte er, wie einfach das war. Du befiehlst einem Soldaten, den du noch nie in deinem Leben gesehen hast, dessen Namen du nicht einmal kennst, einen der einflußreichsten Menschen auf der Erde umzubringen. Und er tut es!
    In seinem Gehirn rief das die Vision eines furchteinflößenden Gesprächs hervor. Der Wortwechsel würde ungefähr so lauten:
    Person A: Hallo, ich heiße Willis Grem.
    Person B: Mein Name ist Jack Kvetck.
    Person A: Ich sehe, Sie sind Major.
    Person B: Sie haben es erfaßt.
    Person A: Sagen Sie, Major Kvetck, würden Sie für mich jemanden umlegen? Den Namen weiß ich nicht mehr… warten Sie, ich sehe schnell nach.
    Und so weiter…
    Die Tür wurde aufgerissen; Polizeidirektor Lloyd Barnes stürzte herein, das Gesicht zorngerötet und ungläubig. »Sie haben gerade – «
    »Ich weiß«, sagte Grem. »Müssen Sie mir das noch sagen? Glauben Sie, ich weiß es nicht?«
    »Dann war es also wirklich Ihr Befehl, wie der diensthabende Offizier in der Strafanstalt sagte.«
    »Ja«, erwiderte Grem gleichmütig.
    »Wie fühlt man sich da?«
    »Schauen Sie«, sagte

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