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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Grem, als ein Zweimann-Panzerfaust-Team auf die Soldaten im Inneren feuerte. Das Geschoß fauchte an den Männern vorbei und explodierte in einer Masse von Druckmaschinen. »Da fliegen die Trümmer«, sagte Grem erfreut. »Das war’s.«
    Die Polizei war in den Innenraum der Druckerei vorgedrungen. Die Fernsehkamera folgte ihr und übertrug den Nahkampf zwischen zwei grüngekleideten Polizisten und drei grauuniformierten Soldaten.
    Der Gefechtslärm wurde leiser. Immer weniger Waffen wurden abgefeuert, und man sah immer weniger Leute in Bewegung. Die Polizei begann, das Druckereipersonal zusammenzutreiben, während sie Pistolenschüsse mit den wenigen Soldaten der Minusmenschen wechselte, die noch lebten und bewaffnet waren.

    13

    Nick Appleton und Charley saßen starr und stumm in dem kleinen Raum, der ihnen zugewiesen worden war. Sie lauschten dem Gefechtslärm, und Nick dachte bei sich: Also doch keine zweiundsiebzig Stunden Zuflucht. Nicht für uns, keine Spur. Es ist alles vorbei.
    Charley rieb sich die sinnlichen Lippen, dann biß sie sich plötzlich in den Handrücken. »Jesus«, sagte sie. »Jesus!« schrie sie und sprang wie ein gehetztes Tier auf. »Wir haben keine Chance!«
    Nick sagte nichts.
    »Los!« fauchte Charley, das Gesicht bis zur Häßlichkeit verzerrt. »Sagen Sie etwas! Geben Sie mir die Schuld, weil ich Sie hierher gebracht habe! Sagen Sie irgend etwas – nur sitzen Sie nicht da und starren auf den Boden!«
    »Ich gebe Ihnen nicht die Schuld«, sagte er entgegen der Wahrheit. Aber schließlich hatte es keinen Sinn, ihr die Schuld zu geben; sie hatte nicht wissen können, daß die Polizei plötzlich die Druckerei überfallen würde. Immerhin war das noch nie vorgekommen. Sie hatte sich auf das gestützt, was sie wußte. Die Druckerei war ein Unterschlupf, viele Leute waren schon hierher gekommen.
    Die Behörden haben die ganze Zeit über Bescheid gewußt, dachte Nick. Sie handeln jetzt wegen der Nachricht über Provonis Rückkehr. Cordon. Mein Gott, dachte er. Gott im Himmel, wahrscheinlich haben sie ihn auf der Stelle umgebracht. Das Signal von Provonis Rückkehr hat einen sorgfältig geplanten Blitzfeldzug auf dem ganzen Planeten ausgelöst. Das Establishment räumt auf. Und alles muß geschehen sein – die Druckereien bombardiert, die Minusmenschen zusammengetrieben, Eric Cordon getötet, bevor Provoni hier eintrifft. Das hat sie zum Handeln gezwungen; sie haben ihr schweres Geschütz auffahren müssen.
    »Hören Sie«, sagte er, stand auf und trat neben Charley. Er legte den Arm um sie und preßte ihren mageren, harten Köper an sich. »Wir werden wohl eine Weile in einem Umsiedlungslager leben müssen, aber wenn sich alles auf die eine oder andere Weise geklärt hat – «
    Die Tür wurde aufgerissen. Ein Polizist, die Uniform mit grauen Partikeln wie von Staub bedeckt – bei denen es sich offenbar um die Asche menschlicher Knochen handelte –, stand da und zielte mit einem Hopp-Karabiner B 14 auf sie Nick hob sofort die Hände, dann packte er Charleys Arme und zog sie hoch und hinaus, öffnete ihre Finger, um zu zeigen, daß sie keine Waffe hatte.
    Der Polizist feuerte auf Charley; sie sank schlaff zusammen »Bewußtlos«, sagte der Polizist. »Betäubungsstärke.« Dann feuerte er auf Nick.

    14

    Polizeidirektor Barnes blickte auf den Fernsehschirm und sagte: »Also 3XX 24J.«
    »Was ist das?« fragte Grem gereizt.
    »Dort in dem Zimmer – der Mann mit dem Mädchen. Sehen Sie? Die beiden, die der Grüne gerade außer Gefecht gesetzt hat. Das war die Stichprobenperson, von welcher der Computer meinte, sie – «
    »Ich versuche, jemand von meinen alten Freunden zu erkennen«, unterbrach ihn Grem. »Halten Sie den Mund und schauen Sie zu. Oder ist das zuviel verlangt?«
    »Der Wyoming-Computer hat ihn als den Altmensch-Prototyp ausgewählt, der wegen der Ankündigung von Cordons Hinrichtung zu den Minusmenschen überlaufen würde«, sagte Barnes, »und es auch getan hat. Jetzt haben wir ihn gefaßt, obwohl ich seltsamerweise nicht glaube, daß das seine Frau ist. Was würde der Computer sagen…« Er ging auf und ab. »Wie würde er darauf reagieren, daß wir ihn erwischt haben? Daß wir den repräsentativen Alten Menschen gefunden haben, der – «
    »Wieso sagen Sie, das sei nicht seine Frau?« erkundigte sich Grem. »Glauben Sie, er hat sich mit dem Weibsbild zusammengetan, er ist nicht nur Minusmensch geworden, sondern hat auch seine Frau verlassen und schon Ersatz gefunden?

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