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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sehr hängt. Zweifellos ist er zu ihnen zurückgekehrt.«
    »Ja«, sagte sie dumpf. »Ich habe sie kennengelernt. Die Frau ist ein Miststück.«

    »Aber seine Gedanken über sie – ich habe vorhin einige Zeit mit ihm verbracht. Im Grunde liebt er sie. Er möchte nur ein wenig aus der Reihe tanzen. Inzwischen wird Ihnen klar sein, daß ich Telepath bin; ich weiß Dinge über andere Menschen, die ein Nicht – «
    »Aber Sie können lügen«, sagte Charlotte mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Ich lüge nicht«, sagte er, obwohl er genau wußte, daß er es tat.
    »Kann ich wirklich gehen?« fragte Charlotte, plötzlich ganz ruhig.
    »Da ist noch etwas.« Grem tastete sich vorsichtig weiter, auf ihre Gedanken eingestellt, um sie zu erfassen, bevor sie in Sprache oder Tat umgesetzt wurden. »Es ist Ihnen doch klar, daß wir Sie ärztlich untersucht haben, nachdem die ÖSD-Beamten Sie aus der zerstörten Druckerei in der 16. Avenue holten… erinnern Sie sich?«
    »Eine – ärztliche Untersuchung?« Sie sah ihn unsicher an. »Nein; ich erinnere mich nicht. Ich weiß nur, daß ich an den Armen durch das Haus geschleift wurde und mein Kopf immer wieder auf den Boden schlug, dann – «
    »Deshalb die Untersuchung«, sagte Grem. »Wir haben das bei allen Leuten gemacht, die wir dort festnahmen. Wir haben auch oberflächliche psychologische Untersuchungen vorgenommen. Sie hatten schlechte Ergebnisse. Sie waren völlig traumatisiert und fast in katatonischem Zustand.«
    »Und?« Sie sah ihn unbarmherzig an. Der Habichtblick war aus ihren Augen nicht verschwunden.
    »Sie brauchen Bettruhe.«
    »Und die bekomme ich hier?«
    »Dieses Haus beherbergt die vielleicht besten psychiatrischen Einrichtungen auf der Welt«, sagte Grem, »Nach ein paar Tagen Ruhe und Therapie – «
    Die Habichtaugen flammten auf; Gedanken schossen durch ihren Kopf, aus dem Thalasmus dringend, denen er nicht folgen konnte, und dann krümmte sie sich schlagartig, in einem Sekundenbruchteil, erschlaffte, straffte sie sich, wirbelte herum. Wirbelte! Alle vier Militärpolizisten mußten sie loslassen; sie griffen nach ihr und einer riß einen Plastikstock heraus, der mit Schrot gefüllt war.
    Sie wich blitzschnell zurück, geduckt, fuhr herum, öffnete die Tür hinter sich, rannte durch den Flur. Ein ÖSD-Mann, der auf sie zukam, sah Willis Grem und die vier Militärpolizisten, begriff und packte sie, als sie vorbeischoß. Es gelang ihm, sie festzuhalten, am rechten Handgelenk. Als er sie herumriß, trat sie ihm in die Hoden. Und er ließ los. Sie stürzte weiter, zu den breiten Eingangstüren des Gebäudes. Niemand sonst versuchte sie aufzuhalten – nicht, nachdem sie den ÖSD-Mann hatten zusammenbrechen sehen.
    Einer der MPs zog eine 2.56 Millimeter Richardson-Laserpistole und hob sie, die Mündung zur Decke gerichtet.
    »Soll ich sie umlegen, Sir?« fragte er Grem. »Ich kann einen guten Schuß abfeuern, wenn Sie es mir gleich sagen.«
    »Ich kann nicht entscheiden«, sagte Grem.
    »Dann nicht, Sir.«
    »Okay. Schießen Sie nicht.« Willis Grem kehrte ins Büro zurück und ließ sich langsam auf das Bett sinken; er kauerte vorgebeugt auf der Bettkante und starrte ausdruckslos das Muster auf dem Boden an.
    »Sie hat durchgedreht, Sir«, sagte einer der Militärpolizisten. »Sie ist vollkommen übergeschnappt.«
    »Ich will Ihnen sagen, was sie ist«, sagte Grem heiser. »Sie ist eine Gossenratte.« Diese Formulierung hatte er aus Nick Appletons Gehirn. »Eine echte.« Ich suche mir immer das Richtige heraus, dachte er.
    Appleton hat mir gesagt, daß er sie wiedersehen wird, dachte Grem. Und er wird es; irgendwie findet sie ihn. Er wird nie zu seiner Frau zurückgehen.
    Er stand auf und ging zu Margaret Plows Schreibtisch ins innere Arbeitszimmer. »Kann ich Ihr Fon benützen?« fragte er.
    »Gern, Sie können sogar – «
    »Nur das Fon«, sagte er. Er wählte Direktor Barnes’ private Vorrangnummer; sie würde ihn mit Barnes verbinden, wo immer er sich auch gerade befand, auf der Toilette, auf der Autobahn, sogar am Schreibtisch.
    »Ja, Ratsvorsitzender?«
    »Ich brauche einen von Ihren – Spezialisten. Vielleicht auch zwei.«
    »Wen?« sagte Barnes gleichmütig. »Ich meine, wen sollen sie umlegen?«
    »Bürger 3XX 24J.«
    »Ist das Ihr Ernst? Das ist keine Laune, kein plötzlicher Einfall? Sie meinen es wirklich ernst? Bedenken Sie, Ratsvorsitzender, Sie haben ihn eben erst auf Grund der Generalamnestie freigelassen.«
    »Er hat mir Charlotte

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