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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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weggenommen«, sagte Grem.
    »Ah, ich verstehe«, sagte Barnes. »Sie ist fort.«
    »Vier Militärpolizisten konnten sie nicht festhalten. Sie wird zu einer Tobsüchtigen, wenn man sie in eine Falle lockt. Ich habe etwas in ihrem Denken entdeckt, von einem Lift in ihrer Kindheit, der steckenblieb. Sie war ganz allein. Sie muß etwa acht Jahre alt gewesen sein. Eine Art Platzangst also. Jedenfalls kann man sie nicht festhalten.«
    »Dafür kann 3XX 24J aber kaum etwas«, sagte Barnes.
    »Aber sie geht zu ihm«, sagte Grem.
    »Soll es heimlich geschehen? Und wie ein Unfall aussehen? Oder sollen die Spezialisten einfach hingehen, es tun und wieder weggehen, egal, wer sie sieht?«
    »Letzteres«, sagte Grem. »Wie eine rituelle Hinrichtung. Und die Freiheit, die er jetzt genießt« – und der Augenblick der Freude, dachte er, wenn er Charlotte wiederfindet –, »muß als die Henkersmahlzeit dienen, die Verurteilten zusteht.«
    »Das wird nicht mehr gemacht.«
    »Ich glaube, ich stelle Ihren Spezialisten eine Bedingung«, sagte Grem. »Ich möchte, daß er umgelegt wird, w enn sie dabei ist. Sie soll es miterleben.«
    »Gut, gut«, sagte Barnes gereizt. »Sonst noch etwas? Was hört man von Provoni? Eine Fernsehstation gab bekannt, ein Patrouillenschiff habe ihn entdeckt. Stimmt das?«
    »Damit befassen wir uns, wenn es soweit ist«, sagte Grem.
    »Das ergibt keinen Sinn, Ratsvorsitzender.«
    »Okay, aber wir befassen uns erst damit, wenn es soweit sein wird.«
    »Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn meine Leute den Auftrag erledigt haben«, sagte Barnes. »Mit Ihrer Erlaubnis schicke ich drei Männer, einer mit einer Betäubungswaffe, für den Fall, daß sie tobsüchtig wird.«
    »Tut ihr nichts«, sagte Grem. »Es genügt, daß er umgelegt wird. Adieu.« Er legte auf.
    »Ich dachte, Sie erschießen sie immer erst hinterher«, meinte Margaret Plow.
    »Mädchen, ja, ihre Freunde vorher.«
    »Wie offen Sie heute sind, Ratsvorsitzender. Die Sache mit Provoni scheint Sie sehr mitzunehmen. Diese dritte Botschaft; er sagte sechs Tage. Sechs Tage nur! Und Sie öffnen die Lager und gewähren eine Generalamnestie. Schade, daß Cordon das nicht mehr erlebt hat; schade, daß sein Leberleiden oder Nierenleiden, oder was es war, ihn Stunden vor – « Sie verstummte abrupt.
    »›Stunden vor seinem Sieg noch umbrachte‹«, beendete er den Satz für sie, las den Rest direkt, wie von einem Eisenoxidband, aus ihrem im wesentlichen leeren Gehirn.
    »Nun, er war ein Mystiker. Vielleicht hat er es gewußt.« Ja, vielleicht wirklich, dachte Grem. Er war ein seltsamer Mensch. Vielleicht steht er von den Toten auf. Ach was, zum Teufel – wir sagen einfach, er sei gar nicht gestorben, das alles sei nur eine Finte gewesen. Wir wollten Provoni vormachen
    Guter Gott, dachte er. Was denke ich da? Seit 2100 Jahren ist niemand mehr von den Toten
    auferstanden; sie werden jetzt nicht damit anfangen.
    Soll ich es nach Appletons Tod ein letztesmal bei Charlotte Boyer versuchen? fragte er sich. Wenn ich sie von meinen Regierungspsychiatern behandeln lasse, könnten sie ihr diese Wildheit vielleicht austreiben, sie passiv machen, wie eine Frau sein sollte.
    Aber – er liebte ihr Feuer. Vielleicht ist es gerade das, was ich an ihr interessant finde, dachte er, dieses Verhalten einer Gossenratte, wie Appleton es nannte. Und vielleicht hat Appleton gerade das angezogen. Viele Männer bevorzugen gewalttätige Frauen; ich frage mich, warum? Nicht etwa starke Frauen, eigensinnige und starrköpfige, sondern einfach wilde Frauen.
    Ich muß über Provoni nachdenken, rief er sich zur Ordnung. Statt über das.
    Vierundzwanzig Stunden später kam eine vierte Botschaft von der Grauen Dinosaurier, aufgefangen vom großen Radioteleskop auf dem Mars.

    »Wir wissen, daß ihr die Lager geöffnet und eine Generalamnestie gewährt habt. Das reicht nicht.«

    Knapp genug, dachte Willis Grem, als er den Text las. »Und wir haben keine Antwort senden können?« fragte er Hefele, der ihm die Nachricht gebracht hatte.
    »Ich glaube, wir erreichen ihn, aber er hört nicht zu, entweder, weil er nicht will, oder weil etwas an seiner Empfangsanlage defekt ist.«
    »Wenn er ungefähr hundert astronomische Einheiten entfernt ist, könnt ihr ihn dann nicht mit einer Haufenrakete erledigen?« fragte Grem. »Eine von denen, die negativ auf – « Er schnellte die Hand zur Seite.
    »Alles Leben reagiert«, ergänzte General Hefele. »Wir haben vierundsechzig Raketentypen, die wir

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