Die Meister der Am'churi (German Edition)
Wölfe nehmen es mir übel, dass ich mich weigere, einen dauerhaften Gefährten zu wählen.“ Lynea musterte ihn von oben bis unten. „Man kann nicht leugnen, dass ihr Am’churi ein anderer Anblick seid als Wolfswandler.“
Sie zwinkerte ihm zu, und plötzlich löste sich die starke sexuelle Spannung zwischen ihnen. Jivvin atmete zutiefst erleichtert auf. Nicht, dass er verstand, was hier soeben geschehen war, aber es fühlte sich sehr danach an, als wäre er gerade noch davon gekommen. Er schob den Gedanken beiseite, wie diese Anziehungskraft entstanden und wohin sie nun verschwunden war.
„Mein Rudel wird erleichtert sein, wenn ich mich nicht zu eng mit einem Drachen einlasse … Können wir wenigstens Freunde sein, oder ist dir das auch zu gefährlich?“
Er grinste verhalten und begann, alle verderblichen Lebensmittel aus dem Regal neben dem Herdfeuer in sein Bündel zu packen, bevor er ihr antwortete. „Eine Feindschaft mit dir kann ich mir gar nicht leisten, denke ich mal. Das würde Ni’yo mir vielleicht tatsächlich übel nehmen.“
„Du glaubst hoffentlich nicht, dass du mir gewachsen bist?“, spottete sie.
„Hältst du dich etwa für besser als Ni’yo, Wölfchen? Denn ihn habe ich heute besiegt“, schoss er zurück und kam sich dabei selbst albern vor. Musste er sich wirklich vor ihr aufspielen?
Lynea lächelte amüsiert über seine Prahlerei:
„Weil ich nachgeholfen habe! Und nein, ich bin nicht besser. Aber was mir an Kampfgeschick und Kraft fehlt, gleiche ich durch mangelnde Ehre aus. Mir macht es gar nichts, Schwachstellen meines Gegners auszunutzen.“
Er fing sie gerade noch ab, bevor sie ihm zwischen die Beine greifen konnte. Kopfschüttelnd verdrehte er ihr Handgelenk nach oben, so hart, dass sie stillhalten musste, sonst wäre es gebrochen.
„Ich frage Ni’yo nachher, ob ich seine kleine Schwester übers Knie legen darf.“ Mit einem herzhaften Klaps auf den Hintern gab er sie frei, nahm ohne mit der Wimper zu zucken hin, dass sie auf gleiche Weise zurückschlug.
„Sollte es dir gelingen, mich zu fangen und festzuhalten, erlaube ich dir persönlich, mich zu verprügeln. Aber mach dir keine Hoffnung, Am’churi“, grollte sie. „Außerdem müsstest du besser wissen als ich, was er auf diese Frage antworten würde!“
„Gewiss. Etwas in der Art von: „ Wenn sie zu langsam ist, muss sie wohl üben, um schneller und besser zu werden. Also, nur zu !“
Sie lachten gemeinsam und verließen dann die Hütte, nachdem Jivvin die Kerze gelöscht und alle Fensterläden von innen verriegelt hatte. Auch die Tür verschloss er sorgfältig.
„So, wie du hier packst und abschließt, sieht es aus, als wolltest du niemals wiederkommen“, sagte Lynea mit plötzlichem Ernst.
„Darauf bereiten Am’churi sich sowieso immer vor. Aber ich habe das Gefühl, du verschweigst einiges, was du über diese göttliche Mission weißt. Das bedeutet nie etwas Gutes.“ Er konnte ihr Gesicht nicht mehr erkennen, dafür war es zu dunkel. Doch er war sich sicher, dass sie schuldbewusst aussah … Was seine Laune keineswegs hob.
~*~
Ni’yo saß am Ufer der Ninne, die hier schmal und flach war, und wartete geduldig. Ob er glücklich war, dass Jivvin sich ausgerechnet Lynea ausgesucht hatte, oder enttäuscht, darüber wollte er nicht nachdenken. Ihm war schon lange bewusst gewesen, dass Jivvin mit jedem Tag unruhiger wurde und sich nicht dauerhaft mit ihm zufriedengeben konnte. Er hatte gehofft, es würde noch länger dauern … Letztendlich war er dankbar für jede einzelne Stunde Glück, die Jivvin ihm geschenkt hatte. Ni’yo hatte sich geschworen, dass er Jivvin nicht aufhalten würde, wenn dieser gehen wollte. Um Liebe zu kämpfen, um Aufmerksamkeit zu betteln – dafür war er zu stolz. Und vielleicht wollte Jivvin ihn gar nicht verlassen? Vielleicht brauchte er lediglich ein bisschen Abwechslung? Ni’yo versuchte sich an die Gespräche der anderen Am’churi über Beziehungen und Partnerschaft zu erinnern, die er in der Vergangenheit belauscht hatte. Es war wenig, denn beinahe alle Am’churi suchten sich nur Gefährtinnen für eine Nacht, höchstens für einige Wochen.
Kommt schon, warum dauert das so lange?, dachte er und warf missmutig einige Kiesel in das träge dahin strömende Wasser. Lynea und Jivvin würden kommen, das war gewiss, schließlich ging es um eine Aufgabe der Götter. Trotzdem, sie könnten sich ein bisschen beeilen. Erschöpfung machte sich breit, die wohl von
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