Die Meister der Am'churi (German Edition)
murmelte er. Lurez zwang sich ruhig zu bleiben, als Brynn sich noch einmal über ihn beugte. Diesmal allerdings ließ er ihn nicht die Zähne spüren, sondern leckte nur einmal kurz über die kleine Wunde. Sie hatte schon aufgehört zu bluten und wäre bald abgeheilt, doch Lurez fühlte regelrecht, wie sie unter Brynns Zunge verschwand.
„Du hast dich rasiert“, sagte der Wandler leise, vielleicht, um nach diesem emotionalen Ausbruch keine peinliche Stille aufkommen zu lassen.
„Ich weiß nicht, wann es zum Kampf kommt. Wenn wir Am’churi Zeit haben uns vorzubereiten, rasieren wir uns immer sämtliche Körperhaare ab. Manche entfernen sogar Augenbrauen und Kopfhaar. Die Verwandlung ist dann weniger schmerzhaft und geht ein bisschen schneller vonstatten.“ Es erschien unwirklich, über solche Banalitäten zu reden, nach dem, was gerade zwischen ihnen geschehen war.
„Versteh ich nicht, was hat das denn damit zu tun?“ Brynn strich ihm durch das dichte blonde Haar, was Lurez erschaudern ließ. Zumal er nun auf die nackte Brust des über ihn gebeugten Mannes starrte und, als er seinen Blick schweifen ließ, die gewaltige Erektion sah, die sich zuvor unbemerkt gegen seinen Bauch gedrückt hatte.
„Warum sollten Bartstoppeln die Verwandlung behindern?“
„Na, jedes einzelne Haar muss sich erst zurückziehen, bevor Drachenschuppen gebildet werden. Je kürzer, desto schneller.“
Unvermittelt schnellte Brynn in die Höhe und wandte sich von ihm ab. Lurez lächelte insgeheim – es war offensichtlich, dass der Kleine ihn begehrte und versuchte, dies hinter der Fassade von Verachtung und Zorn zu verbergen. Er wusste allerdings nicht, wie weit Brynn gehen würde, um seine wahren Gefühle nicht zeigen zu müssen. Zudem war es durchaus möglich, dass er so in seinem Hass gefangen war, dass er ihn, Lurez, verletzen würde, nur um Rache nehmen zu können …
„Dein Waffenbruder hatte sein Versprechen gebrochen. Stehst wenigstens du zu deinem Wort?“, fragte Brynn über die Schulter.
Lurez stand auf und trat dicht an ihn heran.
„Mein Wort ist mir heilig. Du darfst eine Stunde lang mit mir machen, was immer du willst. Falls es notwendig sein sollte, damit du den Schmerz über das, was man dir und deiner Familie angetan hat, endlich loslassen kannst, darfst du mich auch umbringen. Ich werde mich nicht wehren.“
Brynn fuhr zusammen und starrte ihn an, sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
„Zieh dich aus“, befahl er heiser.
Lurez schluckte heftig, widersetzte sich jedoch nicht. Falls Brynn sich auf diese Weise an ihm rächen wollte, würde er es zumindest überleben und konnte sein Versprechen an Jivvin halten, ihm im Kampf beizustehen. Das war wichtig. Nur das. Die Schmerzen, die Schande, nun, die würde ein Am’churi aushalten können.
Er biss die Zähne zusammen, während er sich von Brynn abwandte und seine Hose auszog. Seine Kriegerinstinkte brüllten vor Empörung darüber, einem potenziellen Feind den Rücken zuzudrehen, aber er wollte sich noch nicht in nackter Demut präsentieren.
„Geh da rüber, zu den Bäumen!“, forderte Brynn. Folgsam trottete Lurez über die Lichtung und hielt an, als er zwischen zwei Birken angelangt war, die ihm passend erschienen. Ihr Abstand war genau richtig, damit man seine ausgestreckten Arme dort festbinden konnte …
„Knie nieder!“, flüsterte die raue Stimme nah an seinem Ohr. Lurez gehorchte, beherrschte die Angst, die in seinem Inneren wütete, sein Herz zum Rasen brachte. Oh nein, er wollte nicht vor diesem Mann zittern wie ein Kaninchen!
Brynn stellte sich vor ihn hin. Er hielt Lurez’ Chi’a in den Händen und war gerade dabei, dessen Gürtel zu zerschneiden. Lurez bewegte sich unruhig. Der Verlust des Gürtels war ihm gleichgültig, das war einfach nur ein Stück Leder und ihm war bewusst, dass Brynn nichts anderes zur Hand hatte, um ihn zu fesseln. Doch sein Chi’a in fremden Händen zu sehen, das schmerzte …
„Ich werde es dir nicht wegnehmen, Am’churi“, sagte Brynn mit leichtem Spott, bevor er das Schwert weglegte, in etwa zwei Schritt Entfernung. Lurez war froh, dass er danach hinter ihn trat, um ihn zu fesseln – so hatte er dessen prall erregten Schaft nicht mehr genau in Augenhöhe vor sich. Die Lederriemen wurden eng gezurrt und seine Arme soweit gestreckt, dass es ihm schwer fiel zu atmen, bis er einigermaßen sein Gleichgewicht gefunden hatte. Dazu musste er die Beine weit spreizen, was Lurez gar nicht behagte, es
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