Die Meister der Am'churi (German Edition)
seinen Rachefeldzug beginnen.“
Unaufhörlich starrte Jivvin in den Himmel. Rund vierzig Drachen gegen ebenso viele Gestaltwandler, einige Am’churi und eine größere Handvoll Schattenelfen. „Warum sollte er sich mit uns aufhalten? Er braucht nur einige Hundertschaften von Drachen auf dieses Plateau zu werfen, je eine von jeder Seite, und wir sind Geschichte“, murmelte Lurez. Jivvin drückte ihm die Schultern. Worte hatte er keine, um den Freund zu beruhigen. Er hätte selbst Trost nötig …
„Charur will Rache. Er will zeigen, dass er uns überlegen ist, dass Drachen uns allen überlegen sind. Er will, dass wir vor dem Ende leiden, und es soll möglichst lange anhalten. Nein, er wird nicht nach der Ehre des Am’chur vorgehen, aber er wird dafür sorgen, dass überhaupt von einem Kampf die Rede sein wird.“
Jivvin suchte den Himmel ab. Wo war Charur? Und wo war Ni’yo? Es schockierte ihn, wie selbstverständlich er dort oben nach ihm suchte. Er wusste, Ni’yo war kein Mensch mehr, er wusste es!
Der alte Elf wies in die Höhe. „Er kommt.“ Jivvin spürte es auch, jeder spürte, dass dort eine gewaltige Präsenz auf sie zukam, ein Geschöpf, das ein Gott auf Erden war, unvorstellbar in seiner Macht und Kraft. Die anderen Drachen verhielten in ihrem übermütigen Spiel und wichen kreischend zurück, machten Platz für ihren Herrscher, der nun über eine Bergkuppe geflogen kam. Mit kraftvollen Flügelschlägen glitt er schwerelos durch die Luft. Die Sterblichen auf dem Plateau würdigte er keines Blickes. Als er etwa in der Mitte über dem Talkessel angelangt war, wendete er elegant und verharrte, schwebte mit ausgebreiteten Schwingen, und starrte zum Portal.
„Ni’yo!“, schrien Jivvin und Lynea zur gleichen Zeit, als ein schlanker Drache folgte, schwarz geschuppt und kleiner als die meisten anderen. Was Charur an Kraft und Erhabenheit bot, zeigte sich bei ihm in der atemberaubenden Anmut eines Raubtieres, so, als würde ein Löwe und ein Panther gemeinsam auf die Jagd gehen. Eine Präsenz allumfassender Macht ging von Ni'yo aus, etwas, das dunkel war, nicht zu fassen, grausam und bedrohlich.
„Er hat alles aufgegeben, was er ist, was er jemals war“, sagte der alte Elf bedächtig.
„Wird er uns helfen?“, fragte Pitu hoffnungsvoll. Oh, er war nur zu verlockend, dieser Gedanke. Jivvins Finger krampften sich um den Griff seines Schwertes. Mit Ni’yo an ihrer Seite hätten sie wahrhaftig Aussichten zu überleben! Doch Jivvin kannte die Antwort bereits, bevor Lynea sie aussprach: „Er kennt uns nicht mehr. Charur beherrscht seine Gedanken, Charur ist sein einziger Wille. Ni’yo ist unser Feind und damit ebenso tödlich wie der Purpurne.“ Niedergeschlagen senkten eine Reihe von Am’churi und Wolfswandler die Köpfe. Jivvins Herz gefror zu Eis. Taub, unfähig etwas zu fühlen schloss er die Augen
„Am’chur, Gott des Zorns, Herrscher des Krieges, dir widmen wir unser Blut. Dein sind unsere Seelen, nur geliehen die Kraft unserer Körper. Gibt uns Mut, Am’chur, und wir werden für dich sterben, in Ehre und der Gewissheit, dass unser Tod Aru und deinen Absichten dienen wird.“ Tamus Stimme hallte über das Plateau, und nicht nur die Am’churi schlugen sich am Ende des Kriegsgebetes mit der Faust auf die Brust, direkt über dem Herzen.
„Lang waren die Jahre, seit wir uns das letzte Mal in der Schlacht gegenüberstanden“, dröhnte mit einem Mal eine dunkle Stimme in den Köpfen aller. „Du hast dir Verbündete gesucht, Ilanrin. Lass uns sehen, wie gut sie spielen können. Und euch, Erwählte der Muria und des Am’chur, entbiete ich meinen Gruß.“ Er neigte das mächtige Haupt, vielleicht, um Respekt zu bezeugen, vielleicht geschah es im Bewegungsfluss, da er sich nun drehte und etwas höher flog.
„Mich hat er nicht genannt“, murmelte Yumari.
„Er weiß das, was Ni’yo weiß, und dem war bekannt, dass T’Stor dich gewählt hat“, sagte Tamu nachdenklich. „Vielleicht hat er dich vergessen, oder er hält nicht viel von T’Stor?“
„Vermutlich letzteres“, sprach Ilanrin, den Blick in weite Fernen gerichtet. „T’Stor ist der Einzige der alten Drachen, der sich geweigert hatte, an dem Ewigen Krieg teilzunehmen, und er ist auch nicht in die Kaverne geflogen, als Kalesh ihn dazu aufforderte. Ihn konnte Kalesh nicht töten, doch er hat sich freiwillig an der Oberfläche versteinert, als seine Brüder und Schwestern zu Götter wurden.“
„Weiß man, wo das
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