Die Meister der Am'churi (German Edition)
geschehen ist?“, fragte Lurez fasziniert, aber Ilanrin schüttelte den Kopf.
„Ich werde mich um diese seelenlosen Kreaturen da kümmern“, sagte Lynea plötzlich. „Haltet es nicht für Feigheit oder Schwäche, wenn ich nicht offen am Kampf teilnehme. Sprecht mich nicht an. Meinen Kampf führe ich mit dem Geist.“
Alle starrten sie verwirrt an, selbst die Wölfe.
„Hock dich hinter mich, ich kann dich mit der Kette schützen.“ Yumari wickelte das göttliche Artefakt um ihre Faust, sodass sie sie ungehindert schwingen konnte.
„Macht euch bereit! Es geht los“, murmelte Orophin. „Es geht los …“
~*~
Charur schickte einen kurzen geistigen Befehl an die Drachenschar. Gehorsam flogen nahezu alle von ihnen beiseite und ließen sich auf den Felsen rund um das Tal nieder, lediglich eine Schneise um das Plateau herum blieb ausgespart, um es den angreifenden Drachen nicht unnötig schwer zu machen.
„Warum lässt du die Sterblichen nicht einfach dort, wo sie sind?“, fragte Ni’yo. Genauso, wie er bereits kritisiert hatte, dass sie beide außer Sicht geflogen waren, um einen möglichst beeindruckenden Anblick für die Sterblichen zu bieten, die sich so schutzlos präsentierten. In den Klüften und Spalten des Berges hätte Ilanrin sich verbergen können, dort auf dem Plateau war es leichter, ihn zu vernichten.
Charur spürte Zorn darüber, dass Ni’yo so völlig ohne Mühe seinen Drachenleib kontrollieren konnte und flog, als hätte er in seinem Leben nichts anderes getan. Und wie war es möglich, dass dieser Mischling, dieser Sklave ihn infrage stellen konnte?
Er ist wirklich etwas Besonderes, meine Macht über ihn wird nicht lange anhalten … Er wird mich töten, sobald er den Bann gebrochen hat und begreift, was ihm angetan wurde. Dass ich meinen Schwur gebrochen habe, die Menschen zu verschonen … Ich muss mich beeilen!
„Sie mögen unscheinbar aussehen, und dennoch sind diese winzigen Kreaturen dort unsere Erzfeinde, vergiss das nicht. Du spürst ihn doch, diesen Hass auf die Elfen?“
„Vernichte sie!“, erwiderte Ni’yo kalt. „Wenn sie gefährlich sind, könnten sie einige von uns töten, was deine langfristigen Rachepläne bedroht. Riskiere nicht zu viel für einen kleinen Moment des Triumphes! Schick die Brut über sie, der Übermacht haben sie nichts entgegenzusetzen.“
„So leicht ist es nicht, Ni’yo. Dort unten wartet Ilanrin. Mein Feind, den ich allein töten will. Schicke ich die Brut, wird auch er zum Opfer. Die Elfenstädte sind mir nicht so wichtig, und unser Volk wird ohne mich neu erstarken. Ich will diesen Kampf! Zudem hat nahezu jeder einzelne Gott einen Fluch gegen mich gerichtet, der dieses Gefecht erzwingt. Ob ich das nun will oder nicht, der Weg in die Freiheit führt über dieses armselige Häufchen sterblichen Abfalls!“
„Die Götter mischen mit?“, fragte Ni’yo emotionslos. „Wie kannst du dann auf einen Sieg hoffen?“
Charur grollte zufrieden. „Weil die Flüche sich gegenseitig widersprechen. Kämpfen muss ich, der Ausgang ist ungewiss und wird weder vom Schicksal noch von irgendeinem Gott gelenkt.“
Genau dafür hatte Kaleshs Fluch gesorgt …
WENN DAS SIEGEL ZERBRICHT, MUSST DU DIE WAFFE DEINER FEINDE VERNICHTEN, UM DEINEM EINSTIGEN FREUND GEGENÜBERZUTRETEN. OB DIR DAS EINE ODER DAS ANDERE ODER AUCH BEIDES GELINGT, UNTERLIEGT KEINER MACHT NOCH WILLEN ODER BESTIMMUNG.
Ni’yo war die Waffe seiner Feinde. Narren, die nie begriffen hatten, wie man ihn effektiv einzusetzen hatte! Und noch war er schwach genug, um vernichtet zu werden.
Charur brüllte das Zeichen zum Angriff heraus, und einundvierzig Drachen, die letzten echten Drachen dieser Welt, schossen auf die Gruppe der Sterblichen zu.
Nun gilt es!, dachte er. Endlich …
20.
Lurez gab Brynn einen letzten verzweifelten Kuss. „Bist du sicher?“, flüsterte er eindringlich, obgleich er die Antwort kannte. Sie hatten in der Nacht einen Plan ausgearbeitet, wie sie gemeinsam kämpfen konnten und dabei die Stärken des jeweils anderen optimal nutzen würden.
„Sie kommen! Muria, gib mir Mut!“, stieß Brynn hervor, rannte als Wolf gewandelt und sprang über die Klippe – auf einen Drachen zu, der überrascht versuchte abzudrehen.
„Am’chur, gib mir Kraft!“, flehte Lurez und nahm Halbdrachengestalt an. Es war schmerzhaft, sehr schmerzhaft, aber das hielt ihn nicht weiter auf. Er spreizte seine Flügel, denn Lurez gehörte zu den wenigen Am’churi, die
Weitere Kostenlose Bücher