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Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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entgegen. Er spürte den heißen Atem seines Feindes, dolchartige Zähne ritzten über seinen gepanzerten Leib, ohne großen Schaden anzurichten. Jivvin umklammerte die Pranke der Kreatur, stieß eine der Nadeln mühsam unter die hier recht flachen Schuppen und ließ sich dann einfach fallen. Durch den Schwung des Drachen schrammte er mehrere Schritt weit über den Boden und prallte gegen eine Felswand. Gerade noch konnte er den Klauen eines anderen Drachen entgehen, dann sprang er zurück auf die Beine und orientierte sich. Rechter Hand sah er Lurez in den Abgrund hinabschießen, verfolgt von einem Grüngeschuppten, auf dem Brynn hockte und aus Leibeskräften schrie. Er konnte nichts tun, musste sich selbst wieder retten, als er Gefahr von hinten spürte: Ein Blaugeschuppter schlug mit dem Schweif in seine Richtung. Jivvin hechtete blindlings beiseite. Ein schrilles, unirdisches Kreischen ließ ihn fast ertauben: Der Blaue krachte in nächster Nähe mit so viel Gewalt auf das Plateau, dass die Erschütterung Jivvin zurück auf den Rücken warf und noch eine Reihe anderer Verteidiger von den Beinen holte. Er sah einen Pfeil aus den Augen der zuckenden Kreatur ragen, die zum Abgrund kroch und fortzufliegen versuchte. Ein rascher Blick – es war Perénn, der ihm zunickte und bereits den nächsten Pfeil anlegte.
     
    ~*~
     
    Lurez warf sich herum, schoss zur Seite, schlug hastig mit den Flügeln, um wieder nach oben zu gelangen, wich zugleich dem zuschnappenden Maul und dem schlagenden Schweif zweier verschiedener Drachen aus. Der Himmel schien schwarz vor wimmelnden Leibern, die Luft war erfüllt von Schreien, Gebrüll und Gefahr.
    Lurez ermüdete. Fliegen war er nicht gewohnt, diese Fähigkeit hatte er im Kampf bislang kaum gebraucht. Womöglich war es tatsächlich ein Fehler, die Wandlergestalt so strikt zu unterdrücken und nur wie eine Rüstung zuzulassen, wenn man sich in Todesgefahr befand. Aber ein Halbdrache war nun einmal nicht wie ein Wolf, dessen bloßer Anblick kein Grund für Panikattacken war. Lurez hatte sich davor gefürchtet, wie Brynn reagieren würde, nachdem er so sehr unter einem Drachenkrieger hatte leiden müssen, in eine widernatürliche Fratze gestarrt hatte, während seine Eltern geschändet und getötet wurden. Seine größte Angst war es gewesen, dass Brynn sich von ihm abwenden würde. Doch sein Geliebter hatte nur fasziniert über seine stahlharten Schuppen gestrichen, mit den Fingern jede Kontur des deformierten Gesichtes verfolgt und lächelnd gesagt: „Deine Augen sind etwas anders, echsenhafter, würde ich sagen. Trotzdem, das bist du, ich würde dich überall erkennen, sowohl an der Witterung als auch an deinem Blick.“
    Ein harter Ruck brachte Lurez zurück in die Wirklichkeit. Er trudelte, der Sog eines sehr dicht vorbeifliegenden Drachen hatte ihn erfasst und ein Stück mitgerissen. Es rettete sein Leben: Die Flügel seines Verfolgers verfehlten ihn so knapp, dass er dennoch etliche Schritt in die Tiefe absackte. Er hörte Brynn schreien und riss sich zusammen.
    Verdammt will ich sein hier zu sterben, ohne wenigstens einen einzigen Drachen getötet zu haben!, dachte er. Nahezu im gleichen Moment landete er auf dem Kopf eines Grüngeschuppten, der verwirrt stillhielt, stieß sich ab, die Schubkraft des Drachen nutzend, und schnellte wie ein Pfeil davon.
     
    ~*~
     
    Jivvin ballte triumphierend die Faust, als er beobachtete, wie der Weiße, dem Lurez entwischt war, sich plötzlich wie unter starken Schmerzen krümmte, dann erstarrte und wie ein Stein in die Tiefe stürzte. Brynn stieß sich gerade noch rechtzeitig ab und sprang in die Leere – wo Lurez ihn sicher auffing. Auch der Drache, den Jivvin selbst erwischt hatte, war sterbend in den Abgrund gestürzt, und ein Stück entfernt ließ sich ein Am’churi von einer dunkelgeschuppten Bestie hinabreißen. Dies war Teil ihres Plans: Unten standen Elfen bereit, all jene aufzufangen, die während des Kampfes abstürzten. Die Kalesh mussten sich dazu in Schatten verwandeln und konnten so selbst Körper, die aus großer Höhe kamen, kurz mit in die Zwischenwelt nehmen und dann unbeschadet am Boden absetzen. Es war trotzdem sehr riskant, da die Elfen auch den sterbenden Drachen ausweichen mussten. Ihnen allen war bewusst, in welcher Gefahr sie schwebten und dass der Tod eines Feindes nicht den Sieg bedeuten musste. Zudem mussten die Kämpfer einem Volk vertrauen, mit dem sie nur Hass verband, und anschließend die Steilwand

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