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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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immer eine Druckerpresse, auf die noch niemand Anspruch erhoben hat. Die könnten wir gemeinsam holen, schließlich bist du das Mündel des Festungsbaumeisters. Er hat bestimmt Vorsorge getroffen und dich bedacht. Eine Aussteuer brauchst du nicht, aber die Druckerpresse will ich haben. Dann können David und der Alte von mir aus wieder Gebetbüchlein und Kalendarien verhökern.»
    Emma und Ludwig, die schweigend zugehört hatten, sahen sich erschrocken an, während Henrika sich nicht entscheiden konnte, was sie in diesem Augenblick mehr verabscheute: Laurenz’ Pläne oder die unverblümte Weise, wie er ihr diese im Haus seiner Verwandten offenbarte. Konnte er wirklich so undankbar sein und seinem Meister in den Rücken fallen? Nach allem, was dieser für ihn getan hatte? Und was war mit David? Er hatte nach dem Gerangel am Stadttor bereitwillig die Schuld für Laurenz’ Entgleisung auf sich genommen. Henrika hatte lange gerätselt, was ihn dazu bewogen haben könnte, seinen Bruder vor einer Strafe zu bewahren; nun aber fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Er hatte Laurenz, der so kurz vor der Erhebung zum Meister der schwarzen Kunst stand, schützen wollen. Ohne David hätte sich die Zunft nach diesem Vorfall gewiss anders entschieden.
    «Warum solltest ausgerechnet du ein Privileg bekommen?», sagte Emma schließlich. «Übe dich erst einmal in Gottesfurcht und Bescheidenheit, denn das sind die ersten Tugenden, die einem christlichen Handwerksmeister abverlangt werden.»
    In der Stube breitete sich beklommenes Schweigen aus. Betreten zupfte Ludwig an den Schlaufen seines Arzneikastens. Seine Haltung verriet, dass er seiner Frau von ganzem Herzen beipflichtete und sich nur ihr zuliebe eine weitere Bemerkung verkniff. Auch Henrika wusste nicht, was sie sagen sollte. Unvermittelt fing Laurenz zu lachen an, dabei klopfte er mit der Faust auf den blanken Tisch.
    «Also wirklich, ihr seid so leicht zu foppen», rief er gut gelaunt. «Glaubt ihr denn, ich würde es übers Herz bringen, meinem armen Meister das Privileg streitig zu machen? Das könnt ihr doch nicht wirklich von mir denken.»
    Henrika legte die Stirn in Falten. «Deine Scherze waren auch schon besser», sagte sie nach einer Weile, da Ludwig und Emma beharrlich schwiegen.
    Wenn Laurenz eine nützliche Eigenschaft besaß, so war es die Fähigkeit zu erkennen, wann er den Bogen überspannte.
    «Ich gebe zu, dass ich übermütig war», erklärte er zerknirscht.
    «Aber es ist beileibe nicht jeder zum mürrischen Grübler geboren wie mein lieber kleiner Bruder David. Wenn du also jemanden tadeln willst, dann nicht mich, sondern ihn.»
    «Was redest du da?», rief Emma. «David ist ein ernsthafter, schwer arbeitender junger Mann, der seine Nächte nicht zechend in den Schänken zubringt! Eure Zunft wird ihm gewiss bald Verantwortung übertragen. Es würde mich nicht wundern, wenn er eines Tages sogar zum Ratsherrn gewählt wird.»
    Laurenz lächelte milde. «Na ja, mit den Ratsherrn versteht er sich offenbar ganz gut. Zumindest mit einem. Mir ist nicht entgangen, dass mein Bruder mit Jeremias Zorn geheime Absprachen getroffen hat. Und ich werde auch noch aus ihm herausbekommen, um was es dabei geht.»
    Henrika rieb sich die klammen Hände, die Stimme versagte ihr. Niemals hätte sie Laurenz so viel Gerissenheit zugetraut. Wenn ihm schon bekannt war, dass David und der Ratsherr Geschäfte miteinander machten, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis er auch darauf stoßen würde, welche Rolle sie dabei spielte. Mehr denn je war sie plötzlich davon überzeugt, dass er keinen Moment zögern würde, Carolus das Privileg abzunehmen, wenn er nur genug gegen ihn in der Hand hatte, um den Rat in dieser Frage auf seine Seite zu ziehen. Sie musste wachsam sein, wenn sie verhindern wollte, dass Laurenz etwas unternahm, das David bloßstellte und Meister Carolus schadete.
    «Willst du mich nun zu Spielmanns Frau begleiten?», riss Ludwigs Stimme sie aus ihren Gedanken.
    Laurenz funkelte den alten Mann wütend an. «Hatte ich dich nicht gebeten, allein zu gehen und Henrika in Ruhe zu lassen? Ich möchte mich mit meiner zukünftigen Braut unterhalten. Außerdem hat Meister Carolus angeordnet, dass ich sie nachher in die Kruggasse begleite, damit wir uns morgen früh gleich nach Sonnenaufgang auf den Weg machen können.» Sein Blick wanderte an Henrikas Leib herab, als begutachtete er eine Ware auf dem Markt.
    «Die kleine Barbara hat in ihrer Schlafkammer einen Winkel

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