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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Auch sie war einmal gutgläubig auf Barthels Nichte hereingefallen und hatte bitter dafür büßen müssen.
    «Liebst du ihn noch?», fragte David sie aus heiterem Himmel. Henrika verschlug es buchstäblich die Sprache. Überrascht hob sie den Kopf. Wie konnte er sie das fragen? Warum nahm er sie nicht einfach in den Arm oder erlaubte ihr, dass sie ihren Kopf gegen seine Schulter lehnte? In dem Frankfurter Wirtshaus hatte es einen Augenblick der Nähe zwischen ihnen gegeben, der Henrika vor Augen geführt hatte, wie groß ihr Irrtum doch gewesen war. Nein, einen Menschen wie Laurenz zu lieben war ebenso unmöglich für sie, wie den Rhein schwimmend zu überqueren. Wenn David nicht spürte, für wen ihr Herz wirklich zu schlagen begonnen hatte, tat es ihr leid.
    «Ich bin aus einem Traum erwacht, der mich länger gefangen gehalten hat als der Albtraum vorhin», sagte sie schließlich. «Aber im Grunde kommt es nicht darauf an, wie lange man träumt, solange man nur zur rechten Zeit aufwacht, oder?»
    Davids Antwort nahm Henrika den Boden unter den Füßen, denn nun tat er das, was sie sich gewünscht hatte. Sie versank in der Wärme seiner Arme, spürte, wie seine Lippen ihren Hals berührten. Er küsste sie, zunächst zärtlich, dann etwas leidenschaftlicher und ließ sich nicht von dem stürmischen Gegröle der Flussschiffer stören, die kichernd in die Hände klatschten und derbe Zoten über sie rissen. Henrika hatte ihre Augen geschlossen, um die Blicke der Männer nicht sehen zu müssen. Es war ihr gleichgültig, ob die Männer sie für eine leichtfertige Dirne hielten, denn kein Vorwurf konnte in diesem Moment das Glücksgefühl in ihr trüben.

    Wenig später erreichten sie Köln.
    David kannte die Stadt noch aus der Zeit seiner Gesellenwanderung, die ihn durch das ganze Rheintal geführt hatte. So war es für ihn nicht weiter schwierig, das Haus des von Carolus angeworbenen Nachrichtensammlers zu finden. Der Mann, ein Pelzhändler mittleren Alters, unterhielt sein Kontor direkt an einem Platz, der Alter Markt genannt wurde. Dort, zwischen Dom und Rathaus, entging ihm nichts, was sich in der Stadt ereignete. Gegen ein Entgelt übergab er David einen Schwung Papiere, schüttelte aber auf seine Frage nach Laurenz den Kopf. Offenkundig hatte dieser nicht im Haus des Nachrichtensammlers Quartier genommen, was der Mann sehr bedauerte, denn er versicherte David mehrmals, wie groß seine Wertschätzung für das Werk von Meister Carolus sei und dass er gemäß ihrem Vertrag nur Boten des Straßburgers mit Nachrichten aus der Stadt Köln belieferte. Obwohl weder David noch Henrika dem Pelzhändler diese Beteuerung abnahmen, lehnten sie seine Einladung, über Nacht zu bleiben, nicht ab.
    Am nächsten Morgen machten sie sich wieder auf den Weg. Der Pelzhändler hatte bereits in der Früh einen Handelsmann aufgetrieben, der ihnen einen Platz auf seinem Wagen zur Verfügung stellte.
    Trotz der Hitze des Tages trieb der Händler seine Pferde zur Eile an, er wollte bis zum Einbruch der Dämmerung den Einflussbereich des Kölner Erzbischofs hinter sich wissen. Henrika und David wurden kräftig durchgeschüttelt, denn der Mann auf dem Kutschbock schien kein Schlagloch auszulassen. Als sie gegen Abend die Brücke erreichten, die über die Maas führte, stieß Henrika einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Sie übernachteten in einem Bauerndorf, das schon auf flämischem Boden lag und vom Krieg verschont geblieben war. Die Einwohner des Marktfleckens begegneten den beiden Fremden zunächst zwar etwas misstrauisch, legten ihren Argwohn jedoch rasch ab. Henrika staunte nicht schlecht, als nach Einbruch der Dunkelheit der Gastraum der Herberge, in der sie untergekommen waren, zu einem Tanzboden umgerüstet wurde. Wenig später erklang die Musik von Flöten und Sackpfeifen. Musikanten und feierndes Volk schienen aus allen Ecken des Dorfes hinauf zur Schänke zu strömen. Der Dorfplatz, der gerade noch einsam und staubig in der Abendsonne gelegen hatte, wurde zum Mittelpunkt des geselligen Treibens. Knechte und Mägde schleppten unter Gelächter lange Bänke aus den Häusern, und auf dem Dreschboden schürten zwei Frauen ein Feuer, über dem alsbald ein riesiger Kessel mit dampfender Fleischsuppe brodelte.
    Vor der Dorfkirche zog derweil unter großem Getöse eine Gauklergruppe auf, die zur Unterhaltung der Menge ein Possenspiel aufführte. Die Bauern schlugen sich vergnügt auf die Schenkel; ihr Lachen dröhnte über den

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