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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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lagen ungefähr fünfhundert Meilen nördlich von uns, und das afrikanische Festland befand sich ungefähr siebenhundert Meilen östlich. Da der Wind sich nach Norden drehte, dachten wir, es sei am besten, Sierra Leone anzusteuern, und wir wandten die Köpfe in diese Richtung. Die Bark lag zu dieser Zeit steuerbords unter dem Horizont. Plötzlich sahen wir eine dichte schwarze Rauchwolke aus dem Schiff hervorschießen, die dann wie ein mißgestalter Baum gegen den Himmel stand. Sekunden später dröhnte es wie Donnerkrachen in unseren Ohren, und als der Rauch sich verzogen hatte, war von der ‚Gloria Scott’ nichts mehr zu entdecken. Sofort änderten wir den Kurs und ruderten mit allen Kräften auf die Stelle zu, wo der Dunst noch über dem Wasser hing und den Schauplatz der Katastrophe bezeichnete. Die Stunde, die wir bis dorthin brauchten, wurde uns lang, und wir fürchteten, wir würden zu spät kommen, um noch jemanden zu retten. Ein zertrümmertes Boot und einige Kisten und Bruchstücke von Spieren, die auf den Wellen tanzten, zeigten an, wo das Schiff untergegangen war. Aber wir sahen keine Überlebenden und hatten schon in Verzweiflung abgedreht, als wir einen Hilferuf hörten. Dann erblickten wir in einiger Entfernung ein Wrackteil, auf dem ein Mann lag. Als wir ihn ins Boot gezogen hatten, stellte sich her aus, daß es ein junger Matrose namens Hudson war. Er hatte so schreckliche Brandwunden und war so erschöpft, daß er uns erst am kommenden Morgen einen Bericht von den Ereignissen geben konnte.
      Nachdem wir das Schiff verlassen hatten, waren Prendergast und seine Bande darangegangen, die fünf Gefangenen vom Leben zum Tod zu befördern: Die zwei Gefangenenwärter hatte man schon erschossen, ebenso den Dritten Offizier, und über Bord geworfen. Dann stieg Prendergast ins Zwischendeck hinunter, wo er dem unglücklichen Arzt eigenhändig die Kehle durchschnitt. So blieb nur noch der Erste Offizier, ein tapferer und entschlossener Mann. Als er den Sträfling mit dem blutigen Messer auf sich zukommen sah, warf er seine Fesseln ab, die er irgendwie hatte lösen können, und sprang in den Achterraum hinunter.
      Ein Dutzend Sträflinge, die mit Pistolen bewaffnet hinterherstiegen, um ihn zu suchen, fanden ihn neben einem offenen Pulverfaß, von denen hundert Stück an Bord lagerten, eine Schachtel Streichhölzer in der Hand. Er schwor, er werde alles in die Luft sprengen, wenn sie Hand an ihn legten. Einen Augenblick später ereignete sich die Explosion, und Hudson meinte, daß sie eher durch eine fehlgeleitete Kugel aus der Pistole eines der Sträflinge als durch ein Streichholz des Offiziers ausgelöst worden sei. Wie auch immer, jedenfalls bedeutete das das Ende der ‚Gloria Scott’ und des Gesindels, das sich ihrer bemächtigt hatte.
      Dies, mein Junge, ist also, in wenigen Worten, die schreckliche Sache, in die ich verwickelt war. Am nächsten Tag wurden wir von der Brigg ‚Hotspur’ aufgelesen; sie fuhr nach Australien, und der Kapitän glaubte uns ohne weiteres, daß wir die Überlebenden eines untergegangenen Passagierschiffes seien. Der Transporter ‚Gloria Scott’ wurde von der Admiralität für verloren erklärt, und nie ist ein Wort über ihr wahres Schicksal laut geworden. Nach einer vorzüglichen Reise setzte uns die ‚Hotspur’ in Sydney an Land, wo Evans und ich die Namen wechselten und uns auf den Weg zu den Goldfeldern machten. Hier, unter Leuten aus allen Ländern, war es nicht schwierig, die Identität abzulegen.
      Den Rest brauche ich nicht zu erzählen. Wir gediehen prächtig, wir unternahmen Reisen und kamen als reiche Männer aus den Kolonien nach England zurück und kauften uns Landsitze. Länger als zwanzig Jahre führten wir ein ruhiges und nützliches Leben und hofften, die Vergangenheit wäre für immer begraben. Stell Dir meine Gefühle vor, als ich den Matrosen, der zu uns kam, sofort als den Mann erkannte, den wir von dem Wrackteil gerettet hatten! Er hat irgendwie unsere Spur aufgenommen und beschlossen, aus unserer Angst Kapital zu schlagen. Du wirst jetzt verstehen, warum ich bestrebt war, in Frieden mit ihm auszukommen, und Du wirst auch in gewisser Weise die Furcht nachempfinden können, die mich beherrscht, jetzt, da er unter Drohungen gegangen ist, sein anderes Opfer aufzusuchen.‹
      Darunter steht von zitternder Hand und kaum leserlich geschrieben: ›Beddoes hat mir verschlüsselt mitgeteilt, daß H. alles preisgegeben hat. Lieber Gott, sei

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