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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Watson«, sagte er und sah mich schadenfroh an. »Ich glaube, wenn Sie wüßten, was ich alles in diesem Kasten habe, Sie würden mich bitten, einiges herauszuholen, statt noch mehr hineinzupacken.«
      »Es sind wohl Berichte aus den Anfängen Ihrer Arbeit?« fragte ich. »Ich habe mir oft gewünscht, Aufzeichnungen über die Fälle jener Zeit zu besitzen.«
      »Ja, mein Junge, die hier waren längst gelöst, ehe mein Biograph antrat, mich zu rühmen.« Er hob Bündel um Bündel behutsam, fast zärtlich an. »Nicht alles sind Erfolge, Watson«, sagte er, »aber es gibt unter ihnen ein paar hübsche kleine Probleme. Hier ist der Bericht über die Morde in Tarseton, das ist der Fall des Weinhändlers Vamberry, dies sind die Abenteuer der alten Russin, die außerordentliche Affäre mit der Aluminiumkrücke und die Darstellung über Ricoletti den Klumpfuß und sein abscheuliches Weib. Und hier – ach, ja! das war tatsächlich eine richtige recher che .«
      Seine Hand tauchte auf den Grund der Kiste und förderte ein Holzkästchen mit Schiebedeckel zutage, eines von der Art, in denen Kinder Spielzeug aufheben. Daraus zauberte er ein zerknittertes Stück Papier, einen altmodischen Messingschlüssel, einen Holzpflock, um den ein Bindfadenknäuel gewickelt war, und drei alte verrostete Metallscheiben hervor.
      »Nun, mein Junge, was halten Sie von diesen Sachen?« fragte er, meinen Gesichtsausdruck belächelnd.
      »Das ist eine kuriose Sammlung.«
      »Sehr kurios, und die Geschichte, die daran hängt, wird Ihnen noch viel kurioser vorkommen.«
      »Diese Überbleibsel haben demnach eine Geschichte?«
      »So sehr, daß sie selber Geschichte sind .«
      »Wie meinen Sie das?«
      Sherlock Holmes nahm Stück um Stück und legte sie am Ende des Tisches in eine Reihe. Dann setzte er sich wieder in seinen Sessel und betrachtete sie mit Genugtuung.
      »Das ist alles«, sagte er, »was ich zum Andenken an die Episode um das Ritual der Musgraves aufgehoben habe.«
      Ich hatte ihn diesen Fall mehr als einmal erwähnen hören, doch niemals hatte ich die Einzelheiten erfahren können.
      »Ich wäre überglücklich, wenn Sie mir die Sache erzählten.«
      »Und den anderen Kram würden wir liegenlassen?« rief er listig. »Aber Ihre Ordnungsliebe könnte das nicht länger ertragen, Watson. Doch ich wäre wirklich froh, wenn Sie den Fall Ihren Aufzeichnungen hinzufügen würden, denn es gibt in ihm Punkte, die ihn zu etwas Einmaligem in der Verbrechenschronik dieses Landes, ich nehme sogar an, aller Länder machen. Eine Sammlung meiner bescheidenen Verdienste, welche die Schilderung dieser ungewöhnlichen Aufgabe nicht enthält, wäre gewiß unvollkommen.
      Sie werden sich erinnern, daß es die Affäre um die ›Gloria Scott‹ und mein Gespräch mit jenem unglücklichen Mann, dessen Schicksal ich Ihnen erzählt habe, gewesen sind, wodurch meine Aufmerksamkeit zum ersten Mal in die Richtung des Berufes gelenkt wurde, der zu meiner Lebensaufgabe geworden ist. Jetzt ist mein Name weit und breit bekannt, und ich erfreue mich der Anerkennung beider Seiten, der Öffentlichkeit wie auch der Polizeibehörden, als der letzten Berufungsinstanz in zweifelhaften Fällen. Sogar als Sie mich kennenlernten, zur Zeit der Ereignisse, denen Sie in Ihrem Buch ›Späte Rache‹ ein Denkmal setzten, verfügte ich bereits über ansehnliche, obzwar nicht besonders einträgliche Verbindungen. Sie können es also kaum nachvollziehen, wie schwierig es anfangs für mich war und wie lange ich warten mußte, bis meine Erfolge einsetzten.
      Als ich nach London kam, wohnte ich zuerst in der Montague Street, gleich um die Ecke beim Britischen Museum. Dort saß ich herum und wartete und füllte meine überreichlichen Mußestunden mit Studien in allen den Zweigen der Wissenschaften, die meine Tätigkeit effektiver machen konnten. Hin und wieder kamen mir Fälle über den Weg, hauptsächlich durch die Vermittlung ehemaliger Kommilitonen, denn während meiner letzten Jahre an der Universität hatte es dort eine Menge Erzählens über mich und meine Methoden gegeben. Der dritte dieser Fälle war der um das Ritual der Musgraves, und es ist auf das Interesse zurückzuführen, das die Kette jener außergewöhnlichen Ereignisse hervorrief, und auf die aus ihnen hervorgehenden weitreichenden Folgen, daß ich damit den ersten Schritt auf dem Weg zu der Stellung tat, die ich heute innehabe.
      Reginald Musgrave besuchte dasselbe

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