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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Sie mir zu sagen, Musgrave, daß Ihr Butler ein sehr schlauer Mann ist, der eine klarere Einsicht zu haben scheint als zehn Generationen seiner Herren.‹
      ›Ich kann Ihnen nicht recht folgen‹, sagte Musgrave. ›Das Dokument scheint mir keine praktische Bedeutung zu besitzen.‹
      ›Aber mir scheint seine praktische Bedeutung sogar außerordentlich zu sein, und ich nehme an, daß Brunton es ebenso auffaßte. Die Bedeutung ist ihm wahrscheinlich schon vor der Nacht aufgegangen, in der Sie ihn ertappten.‹
      ›Das ist leicht möglich. Wir machten uns nie die Mühe, den Katechismus zu verstecken.‹
      ›Ich denke mir, er hatte an dem Abend nur vor, Sein Gedächtnis aufzufrischen. Er beschäftigte sich, so wie ich Sie verstanden habe, mit etwas wie einer Landkarte, die er mit dem Text der Schrift verglich und dann schnell in seine Tasche steckte, als Sie erschienen.‹
      ›Ja, das ist richtig. Aber was kann er mit unserem Familienbrauch zu schaffen haben, und was mögen die Sprüche bedeuten?‹
      ›Ich denke nicht, daß es uns viel Schwierigkeiten macht, das festzustellen‹, sagte ich. »Mit Ihrem Einverständnis werden wir den ersten Zug nach Sussex nehmen und an Ort und Stelle der Sache auf den Grund gehen.‹
      Am selben Nachmittag noch waren wir in Hurlstone. Vielleicht haben Sie von dem berühmten alten Bauwerk Bilder gesehen oder Beschreibungen gelesen; deshalb will ich meine Eindrücke dahingehend zusammenfassen, daß es in der Form eines L angelegt wurde, wobei der lange Arm der modernere Teil ist und der kürzere der ursprüngliche Kern, an den man das andere angebaut hat. Über der niedrigen, unter schwerem Holz eingelassenen Tür in der Mitte des Gebäudes ist die Jahreszahl 1607 eingemeißelt, aber Experten stimmen darin überein, daß die Balken und das Gemäuer in Wirklichkeit viel älter sind. Die enorm dicken Wände und die winzigen Fenster haben die Familie im letzten Jahrhundert zum Bau des neuen Flügels veranlaßt, und der alte Teil wurde nun nur noch als Vorratshaus und Keller, wenn überhaupt, genutzt. Ein prächtiger Park mit herrlichen alten Bäumen umgab das Haus, und der Teich, den mein Klient erwähnt hatte, lag nahe einer breiten, etwa zweihundert Yards vom Hause entfernten Allee.
      Ich war bereits fest überzeugt, Watson, daß es hier nicht drei verschiedene Rätsel gab, sondern nur eines, und daß ich, wenn ich das Ritual richtig zu deuten verstand, den Faden in der Hand hielt, der mich zur Wahrheit über die beiden anderen, das des Butlers Brunton und das des Mädchens Howells, führen würde. In die Richtung wandte ich denn auch alle meine Kräfte. Warum war der Diener so begierig gewesen, die alte Formel zu begreifen? Offenbar weil er in ihr etwas sah, das diesen Landjunkern seit Generationen entgangen war und wovon er sich einen persönlichen Gewinn erhoffte. Was aber war es, und wie hatte es sein Schicksal beeinflußt?
      Mir war beim Lesen des Rituals gleich klar gewesen, daß sich die Maßangaben auf einen Ort beziehen mußten, auf den auch der übrige Inhalt hinwies, und daß wir, wenn wir diesen Ort fanden, bereits auf dem Weg waren, das Geheimnis zu entdecken, das die alten Musgraves für nötig befunden hatten, in einer so sonderbaren Form vor dem Vergessen zu bewahren. Zwei Hinweise waren für den Anfang gegeben, eine Eiche und eine Ulme. Welches die Eiche war, stand außer Frage. Direkt vorm Haus stand inmitten anderer Eichen ein wahrer Patriarch von Baum, einer der herrlichsten, den ich je gesehen hatte.
      ›Der Baum war bereits da, als Ihr Ritual aufgesetzt wurde?‹ sagte ich, als wir an ihm vorüberfuhren.
      ›Höchstwahrscheinlich gab es ihn schon bei der Eroberung Englands durch die Normannen‹, antwortete er. ›Er hat einen Umfang von dreiundzwanzig Fuß.‹
      Damit besaß ich einen sicheren Fixpunkt.
      ›Haben Sie alte Ulmen?‹ fragte ich.
      ›Dort drüben stand eine sehr alte Ulme, aber vor zehn Jahren ist ein Blitz hineingeschlagen, und wir haben den Stumpf herausgehauen.‹
      ›Sie wissen ihren Standort noch?‹
      ›O ja.‹
      ›Andere Ulmen sind dort nicht?‹
      ›Keine alten, aber eine Menge Buchen.‹
      ›Ich würde gern sehen, wo die Ulme gestanden hat.‹
      Ein Dogcart hatte uns zum Schloß gebracht, und mein Klient führte mich sofort, ohne daß wir erst eintraten, zu dem früheren Standort der Ulme, der an der Grasnarbe noch zu erkennen war. Die Stelle lag etwa auf dem halben

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