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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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aufzuschließen und so seine Entdeckung zu riskieren. Es war besser, wenn es gelang, einen Gehilfen von innerhalb des Hauses zu besorgen. Aber wen konnte er fragen? Das Mädchen war ihm ergeben gewesen. Einem Mann fällt es immer schwer, einzusehen, daß er die Liebe einer Frau endgültig verloren haben könnte, wie schlecht er sie auch behandelt haben mag. Er wird vielleicht versucht haben, durch ein paar Aufmerksamkeiten Frieden mit dem Mädchen Howells zu schließen und sie dann als Komplizin anzustellen. Zusammen werden sie nachts zu dem Keller gegangen sein, und ihrer vereinten Kraft gelang es, den Stein zu heben. Soweit vermochte ich ihrem Tun zu folgen, als hätte ich dabei zugesehen.
      Aber für zwei Personen, eine davon sogar eine Frau, muß das Heben des Steins eine schwere Arbeit gewesen sein. Ein starker Konstabler aus Sussex und ich hatten es als keine leichte Aufgabe empfunden. Was mochten sie unternommen haben, um zusätzliche Hilfe zu erhalten? Wahrscheinlich genau das, was ich selber getan hätte. Ich stand auf und untersuchte die Holzscheite, die auf dem Boden umherlagen. Da plötzlich stieß ich auf etwas, das ich erwartete. Ein etwa drei Fuß langes Holzstück hatte an einem Ende eine auffällige Auszackung, während mehrere andere so plattgedrückt waren, als hätte ein beträchtliches Gewicht auf ihnen gelastet. Offenbar hatten die beiden, als sie den Stein bewegten, die Hölzer in den Spalt geschoben und ihn schließlich, als er groß genug war, um hindurchzukriechen, mit einem der Länge nach zwischengeklemmten Scheit offengehalten, das dann an dem Ende zusammengequetscht worden war, auf das das ganze Gewicht des Steins drückte. Soweit befand ich mich noch auf sicherem Boden.
      Aber wie nun weiter bei der Rekonstruktion des mitternächtlichen Dramas? Natürlich konnte nur einer durch den Spalt schlüpfen, und dieser eine war Brunton. Das Mädchen muß oben gewartet haben. Brunton öffnete dann unten die Kiste, reichte hoch, was sie enthielt – wir hatten ja schließlich nichts mehr gefunden… Aber dann – was war dann geschehen?
      Welch glimmendes Rachefeuer mochte in der Seele der leidenschaftlichen Keltin plötzlich in offene Flamme umgeschlagen sein, als sie den Mann, der ihr ein Unrecht angetan hatte, vielleicht ein viel tiefer gehendes Unrecht, als wir vermuten konnten, in ihrer Gewalt sah? War das Holzscheit zufällig herausgerutscht und hatte den Stein zum Grabdeckel für Brunton werden lassen? War sie hinsichtlich seines Schicksals nur des Schweigens schuldig? Oder hatte sie mit jähem Faustschlag das Scheit weggeschlagen und die Steinplatte in ihre ursprüngliche Lage krachen lassen? Wie dem auch sei; mir war, als sähe ich die Gestalt dieser Frau, wie sie den gefundenen Schatz umkrampft hält und wild die Wendeltreppe hinaufstürmt, in den Ohren gellt es vielleicht von den dumpfen Schreien hinter ihr und vom wahnsinnigen Trommeln der Hände gegen die Steinplatte, die das Leben ihres treulosen Liebhabers erstickte.
      Hier lag das Geheimnis ihres bleichen Gesichts, ihrer zerrütteten Nerven, ihres hysterischen Lachens am nächsten Morgen. Aber was hatte der Kasten enthalten? Was hat sie mit dem Inhalt gemacht? Natürlich, es mußten das alte Metall und die Steine gewesen sein, die mein Klient aus dem Teich fischte. Sie hatte alles bei der erstbesten Gelegenheit dort hineingeworfen, um die letzte Spur ihres Verbrechens zu beseitigen.
      Zwanzig Minuten lang saß ich bewegungslos und dachte den Fall zu Ende. Musgrave stand noch immer mit sehr blassem Gesicht da, hielt seine Laterne und schaute in das Loch.
      ›Das sind Münzen aus der Zeit Karls I.‹, sagte er und hielt mir die wenigen Metallscheiben, die in der Kiste zurückgeblieben waren, entgegen. ›Sie sehen, wir haben das Datum der Entstehung des Rituals richtig festgelegt.‹
      ›Wir könnten noch etwas von Karl I. finden‹, rief ich, als mir die mögliche Bedeutung der ersten zwei Fragen des Rituals zu Bewußtsein kam. ›Lassen Sie mich einen Blick auf den Inhalt des Sacks werfen, den Sie aus dem Teich gefischt haben.‹
      Wir gingen hinauf in sein Arbeitszimmer, und er legte die débris vor mich hin. Als ich einen Blick darauf geworfen hatte, konnte ich verstehen, daß er sie für unbedeutend gehalten hatte, denn das Metall war fast schwarz angelaufen, und die Steine waren glanzlos und trüb. Einen der Steine rieb ich an meinem Ärmel, und plötzlich glänzte er in der dunklen Höhle meiner Hand

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