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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Könnte ich die Nacht über bei Ihnen bleiben?«
      »Mit Vergnügen.«
      »Sie sagten mir, Sie hätten Platz für einen Junggesellen, und ich sehe, Sie haben heute keinen Besucher. Jedenfalls verrät das Ihre Hutablage.«
      »Es wird mich freuen, wenn Sie bleiben.«
      »Vielen Dank. Dann werde ich mich also an einen leeren Haken hängen. Es tut mir aber leid, daß Sie den britischen Handwerker im Haus haben, diese Verkörperung allen Übels. Ich hoffe, es ist nicht der Abfluß.«
      »Nein, das Gas.«
      »Aha! Er hat mit seinen Stiefeln zwei Nagelabdrücke auf dem Linoleum hinterlassen, dort, wo gerade das Licht hinfällt. Nein danke, ich habe in der Nähe von Waterloo-Station schon zu Abend gegessen, aber es wäre mir ein Vergnügen, eine Pfeife mit Ihnen zu rauchen.«
      Ich reichte ihm meinen Tabakbeutel, und er nahm mir gegenüber Platz, rauchte und schwieg. Ich war mir bewußt, daß ihn nur eine wichtige Angelegenheit um diese Zeit hergeführt haben konnte, und so wartete ich geduldig, bis er auf sie zu sprechen kommen würde.
      »Ich sehe, daß Sie beruflich ziemlich eingespannt sind«, sagte er und sah mich durchdringend an.
      »Ja, ich habe einen geschäftigen Tag hinter mir«, antwortete ich. »Vielleicht finden Sie es tö richt«, fügte ich hinzu, »aber ich weiß wirklich nicht, wie Sie darauf geschlossen haben.«
      Holmes kicherte vor sich hin.
      »Ich bin im Vorteil, weil ich Ihre Gewohnheiten kenne, mein lieber Watson«, sagte er. »Wenn Sie wenig zu tun haben, dann gehen Sie zu Fuß, haben Sie viel zu tun, nehmen Sie einen Hansom. Da ich nun aber beobachte, daß Ihre Schuhe, obwohl Sie offensichtlich draußen waren, nicht schmutzig sind, gibt es für mich keinen Zweifel: Sie sind momentan genügend beschäftigt, um sich einen Hansom leisten zu können.«
      »Ausgezeichnet!« rief ich.
      »Ganz einfach«, sagte er. »Es ist eines der Beispiele dafür, wie ein kritischer Kopf eine Wirkung erzielen kann, die einem anderen bemerkenswert erscheint, und nur, weil er den kleinen Punkt übersehen hat, der die Grundlage für die Schlußfolgerung bildet. Dasselbe kann man auch von der Wirkung einiger Ihrer kleinen Geschichten sagen, mein lieber Junge, die ganz auf Täuschung ausgehen, da Sie einige Faktoren zurückhalten, in die Sie den Leser nicht einweihen. Gegenwärtig befinde ich mich in der Rolle dieses Lesers; denn in meiner Hand halte ich einige Fäden eines der seltsamsten Fälle, die je eines Mannes Hirn verwirrten, und doch fehlen mir noch einige, die nötig wären, um meine Theorie zu vervollständigen. Aber die bekomme ich auch, Watson, ich kriege sie bestimmt zu fassen!« Seine Augen fingen Feuer, und seine hageren Wangen röteten sich leicht. Einen Augenblick lang enthüllte sich sein empfind sames Wesen, aber nur für einen Augenblick. Als ich ihn noch einmal ansah, hatte sein Gesicht wieder den Ausdruck indianischer Konzentration angenommen, der viele zu der Meinung brachte, er sei eher eine Maschine als ein Mensch.
      »Das Problem bietet interessante Züge«, sagte er, »ganz außerordentlich interessante Züge, möchte ich sogar behaupten. Ich habe in die Sache hineingeschaut und bin bereits, wie ich glaube, bis auf Sichtweite an die Lösung herangekommen. Wenn Sie mich bei dem letzten Schritt begleiten könnten, wäre es mir eine außerordentliche Hilfe.«
      »Ich würde mich freuen.«
      »Könnten Sie morgen nach Aldershot fahren?«
      »Jackson würde mich sicherlich in der Praxis vertreten.«
      »Sehr gut. Ich möchte den Zug um elf Uhr zehn von Waterloo-Station nehmen.«
      »Bis dahin könnte ich alles geregelt haben.«
      »Wenn Sie nicht zu müde sind, möchte ich Ihnen gern kurz berichten, was geschehen und was noch zu tun ist.«
      »Ehe Sie kamen, war ich müde. Jetzt bin ich ganz wach.«
      »Dann werde ich die Geschichte so komprimiert erzählen, wie es möglich ist, ohne etwas Wichtiges zu übergehen. Ich kann mir vorstellen, daß Sie sogar schon einen Bericht über die Sache gelesen haben. Bei meinen Nachforschungen handelt es sich um den vermutlichen Mord an Colonel Barclay von den Royal Mallows in Aldershot.«
    »Davon habe ich noch nichts gehört.«
      »Der Fall hat bis jetzt nicht viel Aufmerksamkeit erregt, außer am Ort des Geschehens. Die Fakten sind erst zwei Tage alt. Hier das Wichtigste in Kürze:
      Die Royal Mallows ist, wie Sie wissen, eines der berühmtesten irischen Regimenter in der Britischen Armee.

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