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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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mich in der Lage, die Geschichte des Doktors zu überprüfen. Von dem jungen Mann sind Abdrücke auf dem Treppenläufer zurückgeblieben, die es überflüssig machen, nach denen zu fragen, die er im Zimmer hinterließ. Wenn ich Ihnen verrate, daß seine Schuhe vorn eckig und nicht wie die Blessingtons spitz waren und dazu drei Nummern größer als die des Arztes, werden Sie wohl nicht mehr an der Individualität ihres Besitzers zweifeln. Aber wir können alles in Ruhe überschlafen, denn es würde mich überraschen, wenn wir morgen früh nicht einiges mehr aus der Brook Street hörten.«
      Sherlock Holmes’ Voraussage erfüllte sich bald und auf dramatische Weise. Um halb acht am nächsten Morgen, im ersten schwachen Schimmer des Tageslichts, stand er im Hausmantel neben meinem Bett.
      »Auf uns wartet ein Brougham, Watson«, sagte er.
      »Was ist geschehen?«
      »Es geht um die Brook Street.«
      »Gibt es Neuigkeiten?«
      »Tragische, aber sie sind unbestimmt«, sagte er und zog die Jalousien hoch. »Sehen Sie sich das an – ein Blatt aus einem Notizbuch mit der in Bleistift gekritzelten Nachricht: ›Kommen Sie um Gottes willen sofort – P. T.‹ Unser Freund, der Doktor, war in Bedrängnis, als er es schrieb. Auf denn, mein lieber Junge, die Sache ist dringend.«
      Ungefähr eine Viertelstunde später waren wir wieder beim Hause des Arztes. Dr. Trevelyan kam herausgelaufen und nahm uns entsetzten Gesichts in Empfang.
      »Oh, was für eine Geschichte!« rief er, die Hände gegen die Schläfen gepreßt.
      »Was gibt es?«
      »Blessington hat Selbstmord begangen!«
      Holmes ließ einen Pfiff hören.
      »Ja, er hat sich in der Nacht erhängt!«
      Wir waren eingetreten, und der Doktor hatte uns in einen Raum geführt, der offensichtlich sein Wartezimmer war.
      »Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll«, rief er. »Die Polizei ist schon oben. Es hat mich fürchterlich mitgenommen.«
      »Wann haben Sie ihn entdeckt?«
      »Frühmorgens bekommt er immer eine Tasse Tee gebracht. Als das Dienstmädchen gegen sieben zu ihm ging, hing der unglückliche Mensch mitten im Zimmer. Er hatte einen Strick an dem Haken befestigt, an dem sonst die schwere Lampe hängt, und war von dem Kasten heruntergesprungen, den er uns gestern gezeigt hat.«
      Für einen Moment stand Holmes tief in Gedanken verloren da.
      »Mit Ihrer Erlaubnis«, sagte er schließlich, »würde ich mir gern oben alles ansehen.«
      Wir stiegen beide die Treppe hinauf, gefolgt von dem Doktor.
      Durch die Schlafzimmertür bot sich uns ein schrecklicher Anblick. Ich habe bereits über den Eindruck von Schlaffheit gesprochen, den Blessington auf mich gemacht hatte. Jetzt, da er vom Haken herabhing, hatte sich das in einem Maße verstärkt, daß in der Erscheinung kaum mehr etwas Menschliches lag. Der Hals war in die Länge gezogen und sah aus wie bei einem gerupften Huhn, so daß der Körper durch den Kontrast noch feister und unnatürlicher wirkte. Er trug nur ein langes Nachthemd, aus dem seine geschwollenen Knöchel und plumpen Füße ragten. Daneben stand ein schneidig aussehender Polizeiinspektor, der Notizen in ein Taschenbuch machte.
      »Ah, Mr. Holmes«, sagte er, als mein Freund eintrat. »Ich freue mich, Sie zu sehen.«
      »Guten Morgen, Lanner«, antwortete Holmes. »Sie betrachten mich sicherlich nicht als einen Eindringling. Kennen Sie die Ereignisse, die dem hier vorausgingen?«
      »Ja, ich habe einiges gehört.«
      »Haben Sie sich schon eine Meinung gebildet?«
      »Soweit ich es beurteilen kann, hat der Mann aus Furcht den Verstand verloren. Das Bett hat er, wie Sie sehen können, benutzt. Sein Körper hat sich tief eingedrückt. Gegen fünf Uhr morgens, wissen Sie ja, werden solche Selbstmorde meist begangen. Um diese Zeit muß auch er sich erhängt haben. Er scheint ganz aus eigenem Antrieb gehandelt zu haben.«
      »Ich würde, nach der Muskelstarre zu urteilen, meinen, daß er seit drei Stunden tot ist«, sagte ich.
      »Ist Ihnen irgend etwas Besonderes im Zimmer aufgefallen?« fragte Holmes.
      »Ich habe einen Schraubenzieher und einige Schrauben auf dem Waschtisch gefunden. Und er scheint in der Nacht viel geraucht zu haben. Hier sind vier Zigarrenstummel, die ich aus dem Kamin gefischt habe.«
      »Hm!« machte Holmes. »Haben Sie seine Zigarrenspitze entdeckt?«
      »Nein, ich habe keine gesehen.«
      »Sein Zigarrenetui?«
      »Ja, es war in der

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