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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Rocktasche.«
      Holmes öffnete das Etui und roch an der einzigen Zigarre, die sich darin befand.
      »Oh, das ist eine Havanna, und die andere Sorte importieren die Holländer aus ihren ostindischen Kolonien. In der Regel stecken die in Strohbehältern, nicht wahr, und sind dünner als gleich lange Zigarren anderer Sorten.«
      Er nahm die vier Stummel und betrachtete sie durch sein Vergrößerungsglas.
      »Zwei sind aus einer Spitze geraucht worden, zwei einfach so«, sagte er. »Zwei wurden mit einem nicht sehr scharfen Messer abgeschnitten, die anderen beiden sind von kräftigen Zähnen abgebissen worden. Das ist kein Selbstmord, Mr. Lanner. Das ist ein genau vorbereiteter, ein kaltblütiger Mord.«
      »Unmöglich!« rief der Inspektor.
    »Und warum?«
      »Warum sollte jemand einen Mann auf so ungeschickte Weise ermorden, indem er ihn erhängt?«
      »Genau das müssen wir herausfinden.«
      »Wie sollen denn die Mörder hereingekommen sein?«
      »Durch die Haustür.«
      »Die war am Morgen verriegelt.«
      »Dann hat man sie verriegelt, nachdem sie das Haus verlassen hatten.«
      »Wie kommen Sie darauf?«
      »Ich sah ihre Spuren. Entschuldigen Sie mich für einen Augenblick. Vielleicht kann ich Ihnen bald mehr sagen.«
      Er ging zur Tür, drehte den Schlüssel und überprüfte das Schloß in seiner methodischen Art. Dann zog er den Schlüssel, der innen steckte, ab und untersuchte auch ihn. Das Bett, der Teppich, die Stühle, der Kaminsims, die Leiche und der Strick, alles wurde eins nach dem andern begutachtet. Schließlich erklärte er, er sei befriedigt, und schnitt mit meiner und des Inspektors Hilfe den armen Teufel herunter und bedeckte ihn pietätvoll mit einem Laken.
      »Woher stammt der Strick?«
      »Hiervon«, sagte Dr. Trevelyan und zog eine große Seilrolle unterm Bett hervor. »Er hatte krankhafte Angst vor Feuer und hielt die Rolle immer in seiner Nähe, damit er durch das Fenster fliehen könne, für den Fall, daß die Treppen brannten.«
      »Das muß ihnen viel Mühe erspart haben«, sagte Holmes nachdenklich. »Ja, die Tatsachen sind sehr einfach, und es würde mich stark überraschen, wenn ich Ihnen nicht bis heute nachmittag auch noch die Gründe liefern könnte. Ich nehme die Fotografie von Blessington dort auf dem Kaminsims an mich, möglicherweise hilft sie mir bei meinen Nachforschungen.«
      »Aber Sie haben uns bisher nichts verraten!« rief der Doktor.
      »Über die Abfolge des Geschehens gibt es keine Zweifel«, sagte Holmes. »Drei Leute, abgesehen vom Opfer, waren beteiligt: der junge Mann, der alte Mann und ein Dritter, dessen Identität ich noch nicht kenne. Die beiden ersten, darauf brauche ich wohl kaum noch hinzuweisen, sind dieselben, die in der Maske des russischen Grafen und seines Sohns aufgetreten sind. Von ihnen können wir eine genaue Beschreibung liefern. Sie wurden durch einen Verbündeten im Haus hereingelassen. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Inspektor, dann wäre es der, den Diener zu verhaften, der – wenn ich recht unterrichtet bin – erst seit kurzem bei Ihnen den Dienst aufgenommen hat, Doktor.«
      »Der kleine Teufel ist nirgends zu finden«, sagte Dr. Trevelyan. »Das Dienstmädchen und die Köchin haben schon nach ihm gesucht.«
      Holmes zuckte die Achseln.
      »Er hat in diesem Drama eine nicht unwichtige Rolle gespielt«, sagte er. »Nachdem die drei Männer die Treppe hinaufgestiegen sind – übrigens auf Zehenspitzen, der Ältere zuerst, dann der Jüngere und am Schluß der Unbekannte…«
      »Aber ich bitte Sie, lieber Holmes!« warf ich ein.
      »Nein, nein, die Aufeinanderfolge der Fußspuren steht überhaupt nicht in Frage. Ich hatte gestern abend den Vorzug, mich überzeugen zu können, welche Spur zu wem gehört. Sie stiegen also zu Mr. Blessingtons Zimmer hinauf und fanden die Tür abgeschlossen. Mit Hilfe eines Drahts haben sie den steckenden Schlüssel herumgedreht. Sogar ohne Vergrößerungsglas kann man die Kratzer am Schlüsselbart sehen.
      Nachdem sie das Zimmer betreten hatten, muß ihre erste Maßnahme gewesen sein, Mr. Blessington zu knebeln. Vielleicht schlief er, vielleicht war er aber auch vor Schreck so gelähmt, daß er nicht schreien konnte. Diese Wände sind dick, und es ist möglich, daß sein Hilferuf – wenn er einen von sich gegeben hat – nicht gehört wurde.
      Offensichtlich hat man, nachdem er unschädlich gemacht war, eine Art von Beratung

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