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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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erkundigte sich nach Stuart. Dann wandte er sich den Kindern zu und fragte sich laut, ob sie wohl gern angeln gingen.
    »Geht so«, sagte Maggie. Aber in Wahrheit fand sie nichts daran.
    Wes war ein leidenschaftlicher Angler, doch er sagte: »Eigentlich nicht. Wissen Sie, das ist so langweilig.«
    Dance wusste, dass Kellogg nur das Eis brechen wollte und seine Frage vermutlich auf die Party zurückging, wo er sich mit ihrem Vater über das Angeln in der Monterey Bay unterhalten hatte. Sie bemerkte einige Stressreaktionen – er versuchte zu sehr, einen guten Eindruck zu hinterlassen, schätzte sie.
    Wes verstummte und trank einen Schluck Schokolade, während Maggie die Erwachsenen mit einem ausführlichen Bericht über die vormittäglichen Ereignisse im Musiklager erfreute, einschließlich einer detaillierten Wiederholung des Papierkorbstreichs.
    Kathryn ärgerte sich, dass das Problem mit Wes dermaßen schnell wieder aufgetreten war... noch dazu ohne triftigen Grund. Kellogg und sie gingen ja nicht mal miteinander aus.
    Aber Dance kannte die üblichen Elterntricks und brachte Wes binnen weniger Minuten dazu, begeistert von seinem morgendlichen Tennismatch zu erzählen. Kelloggs Haltung veränderte sich ein-oder zweimal, und Dance las aus seiner Körpersprache ab, dass er ebenfalls Tennis spielte und am liebsten etwas zum Thema beigesteuert hätte. Doch ihm war nicht entgangen, dass Wes sich ihm gegenüber ambivalent verhielt, und so hörte er lächelnd zu, ohne etwas zu sagen.
    Schließlich sagte Dance, sie müsse zurück an die Arbeit und würde die drei noch hinausbegleiten. Kellogg fügte hinzu, er wolle derweil Rücksprache mit der FBI-Dienststelle San Francisco halten.
    »Es war schön, euch alle zu sehen.« Er winkte.
    Edie und Maggie verabschiedeten sich von ihm. Wes nach einem Moment auch – nur um nicht hinter seiner Schwester zurückzustehen, spürte Dance.
    Kellogg ging den Flur hinunter zu seinem einstweiligen Büro.
    »Kommst du zum Abendessen nach Hause?«, fragte Maggie.
    »Ich werd’s versuchen, Mags.« Nie etwas versprechen, das man womöglich nicht halten kann.
    »Aber falls sie es nicht schafft, worauf hättet ihr Appetit?«, fragte Edie.
    »Pizza«, sagte Maggie sofort. »Mit Knoblauchbrot. Und zum Nachtisch Pfefferminzeis mit Schokostückchen.«
    »Und ich möchte ein Paar Ferragamos«, sagte Dance.
    »Was ist das denn?«
    »Schuhe. Aber was wir wollen und was wir bekommen, sind manchmal zwei verschiedene Dinge.« Ihre Mutter legte ein anderes Angebot auf den Tisch. »Wie wäre es mit einem großen Salat? Mit geräucherten Shrimps?«
    »Klar.«
    »Das klingt gut«, sagte Wes. Zu ihren Großeltern waren die Kinder stets überaus artig.
    »Aber ich glaube, Knoblauchbrot sollte möglich sein«, fügte Dance hinzu, was ihm endlich ein Lächeln entlockte.
     
    Vor dem CBI-Gebäude wollte einer der Verwaltungsangestellten sich soeben auf den Weg nach Salinas machen, um einige Unterlagen beim Monterey County Sheriff’s Office abzugeben.
    Er sah einen dunklen Wagen auf den Parkplatz einbiegen. Die junge Frau am Steuer trug trotz des trüben Wetters eine Sonnenbrille und schaute sich um. Sie kennt sich hier nicht aus, dachte der Mann. Aber das gab es hier häufig; immerhin kamen ständig fremde Leute her, ob nun als Verdächtige oder Zeugen, ob nun freiwillig oder widerstrebend und sich beklagend. Die Frau warf einen Blick in den Innenspiegel, setzte eine Mütze auf und stieg aus. Sie ging jedoch nicht zum Haupteingang, sondern zu dem Mann.
    »Verzeihung.«
    »Ja, Ma’am?«
    »Ist dies das California Bureau of Investigation?«
    Vor dem Haus gab es ein großes Schild, auf dem genau diese vier Worte standen. Aber als guter Staatsdiener sagte der Mann einfach: »Ganz recht. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Arbeitet hier eine gewisse Agent Dance?«
    »Kathryn Dance. Ja.«
    »Ist sie zurzeit da?«
    »Das weiß...« Der Mann schaute quer über den Parkplatz und lachte auf. »He, wissen Sie was, Miss? Das da drüben ist sie, die jüngere der beiden Frauen.«
    Er sah Dance mit ihrer Mutter und den beiden Kindern, die er bei ein oder zwei Gelegenheiten getroffen hatte.
    »Okay. Vielen Dank, Officer.«
    Der Angestellte berichtigte sie nicht. Es gefiel ihm, fälschlich für einen echten Polizeibeamten gehalten zu werden. Er stieg in seinen Wagen und fuhr zur Ausfahrt. Als er zufällig einen Blick in den Rückspiegel warf, sah er die Frau immer noch dort stehen, wo er sie gerade verlassen hatte. Sie schien besorgt zu

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