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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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markieren, die beschnitten werden sollten. Als Kathryn näher kam, fiel ihr auf, dass die Kiefernnadeln unter dem besagten Baum höher aufgetürmt waren als an anderen Stellen. Sie kniete sich hin, schob den Haufen auseinander und brachte einen großen versengten Beutel aus metallischem Gewebe zum Vorschein.
    »Rey, ich brauche Handschuhe.« Der Rauch ließ sie husten.
    Der junge Agent besorgte sich bei der Spurensicherung ein Paar Latexhandschuhe und brachte es Dance. In dem Beutel steckten Pells orangefarbene Häftlingsmontur sowie ein grauer Kapuzenoverall, der sich als eine Art feuerfester Anzug herausstellte. Ein Etikett besagte, das Kleidungsstück bestehe aus PBI-und Aramidfasern und entspreche dem SFI-Standard 3.2A/5. Dance hatte keine Ahnung, was das genau bedeutete – nur dass es Daniel Pell offensichtlich genug Schutz geboten hatte, um ihn sicher durch die Feuersbrunst hinter dem Gerichtsgebäude zu bringen.
    Sie schüttelte ungläubig den Kopf.
    Ein feuerfester Anzug? Was steht uns hier noch bevor?
    »Das kapiere ich nicht«, sagte Rey Carraneo.
    Sie erklärte ihm, dass Pells Partner vermutlich die Bombe gelegt und den nicht entflammbaren Beutel vor der Tür deponiert hatte; darin steckten der feuerfeste Overall und ein Messer. Eventuell auch ein Universalschlüssel für Hand-und Fußfesseln. Nachdem er Juan Millar entwaffnet hatte, hatte Pell den Schutzanzug angelegt und war durch die Flammen zu dem mit dem orangefarbenen Band markierten Baum gelaufen, wo Zivilkleidung versteckt lag. Pell hatte sich umgezogen und war geflohen.
    Dance hob das Funkgerät und meldete ihren Fund. Dann winkte sie einen Beamten der Spurensicherung heran und übergab ihm die Beweisstücke.
    Carraneo rief sie zu einem freien Fleck Erdboden ganz in der Nähe. »Fußabdrücke.« Es waren mehrere Spuren im Abstand von etwa einem Meter zwanzig – hinterlassen von jemandem, der gerannt war. Sie stammten eindeutig von Pell; er hatte bereits vor der Brandschutztür des Gerichtsgebäudes deutliche Spuren hinterlassen. Die beiden CBI-Agenten liefen in die entsprechende Richtung los.
    Pells Schritte endeten an einer nahen Straße, dem San Benito Way, wo es sowohl leere Grundstücke als auch ein Spirituosengeschäft, eine schäbige Billardhalle, einen Kopier-und Versandladen, eine Pfandleihe und eine Bar gab.
    »Hier hat der Partner ihn also eingesammelt«, sagte Carraneo und schaute den San Benito Way hinauf und hinunter.
    »Aber auf der anderen Seite des Gerichtsgebäudes gibt es auch eine Straße. Sie ist sechzig Meter näher dran. Warum ausgerechnet hier?«
    »Vielleicht ist hier weniger Verkehr.«
    »Könnte sein.« Dance kniff die Augen zusammen und sah sich noch einmal um. Sie musste erneut husten. Schließlich kam sie wieder zu Atem, und ihr Blick richtete sich auf die andere Straßenseite. »Los, kommen Sie mit!«
    Der Mann, Ende zwanzig, in kurzer Hose und einem Diensthemd von Worldwide Express, fuhr mit seinem grünen Lieferwagen durch die Innenstadt von Salinas. Er konnte an nichts anderes als an den Pistolenlauf auf seiner Schulter denken, und er weinte. »Hören Sie, Mister, ich weiß nicht, was das soll, ehrlich, aber wir haben kein Bargeld dabei. Ich hab ungefähr fünfzig Dollar eigenes Geld in der Tasche, und Sie können es gern...«
    »Gib mir deine Brieftasche.« Der Entführer trug Shorts, einen Anorak und eine Baseballmütze. Sein Gesicht war rußverschmiert, und sein Bart war zum Teil versengt und zu kurzen Stoppeln gekräuselt. Er war nicht mehr der Jüngste, aber schlank und kräftig. Und er hatte komische hellblaue Augen.
    »Was auch immer Sie wollen, Mister. Aber tun Sie mir nichts. Ich habe Familie.«
    »Die Brief tasche ?«
    Der stämmige Billy benötigte einen Moment, um sie aus der Gesäßtasche seiner engen Hose zu ziehen. »Hier!«
    Der Mann überprüfte den Inhalt. »Also, William Gilmore aus der Rio Grande Avenue in Marina, Kalifornien, Vater dieser beiden hübschen Kinder, falls das Foto aktuell ist.«
    Billy bekam immer mehr Angst.
    »Und verheiratet mit dieser entzückenden Frau. Sieh sich einer diese Locken an. Naturlocken, da halte ich jede Wette. He, sieh auf die Straße. Das eben war ein ganz schöner Schlenker. Und vergiss nicht, wohin du fahren sollst.« Der Entführer hielt kurz inne. »Gib mir dein Mobiltelefon.«
    Seine Stimme blieb ruhig. Ruhig ist gut. Es bedeutet, dass er nichts Unüberlegtes oder Dummes tun wird.
    Billy hörte den Mann eine Nummer eingeben.
    »Hallo. Ich bin’s. Schreib

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