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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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nicht.«
    »Was?«, fragte sein Partner.
    »Verzeihung, aber sieht das für dich wie ein dreiundvierzigjähriger Weißer aus?«
    Der Exsoldat beugte sich über den benommenen Teenager, dessen eintätowierte Träne auf der Wange ihn als Bandenmitglied auswies. »Wer bist du?«, fragte er ihn barsch auf Spanisch, eine Sprache, die in und um Salinas jeder Polizist beherrschte.
    Der Junge wich ihren Blicken aus. »Ich sag gar nichts«, murmelte er auf Englisch. »Ihr könnt mich mal am Arsch lecken.«
    »O Mann.« Der Latino untersuchte das Zündschloss. Der Schlüssel steckte. Er verstand: Pell hatte den Lieferwagen mit laufendem Motor in der Stadt abgestellt und gewusst, dass man ihn nach höchstens einer Minute stehlen würde. Sobald die Polizei die Verfolgung aufnahm, hätte Pell Gelegenheit, in einer anderen Richtung zu entkommen.
    Dem Beamten kam noch ein weiterer Gedanke. Kein guter. Er wandte sich an seinen Partner. »Als wir gemeldet haben, wir hätten Pell vor uns, und die Zentrale alle verfügbaren Einheiten zu unserer Unterstützung geschickt hat... Ich meine, sie haben sie doch hoffentlich nicht von den Straßensperren abgezogen, oder?«
    »Nein, das würden die nicht machen. So blöd kann man gar nicht sein.«
    Die Männer sahen sich an.
    »Um Gottes willen.« Der Latino rannte zu dem Streifenwagen und nahm das Mikrofon.

... Sieben

    »Ein Honda Civic«, berichtete TJ, der soeben mit der Zulassungsstelle telefoniert hatte. »Fünf Jahre alt. Rot. Ich habe das Kennzeichen.« Sie wussten, dass Pell mittlerweile im Privatfahrzeug des Kurierfahrers saß, das nicht mehr auf dem Firmenparkplatz in Salinas stand.
    »Ich gebe es an die Straßensperren weiter«, fügte TJ hinzu.
    » Sobald die Leute wieder vor Ort sind«, murmelte Dance.
    Zum Entsetzen aller Anwesenden hatte irgendjemand aus der Funkzentrale das Personal der nächstgelegenen Straßensperren abgezogen und hinter dem Lieferwagen hergeschickt. Als sie davon erfuhren, hatte O’Neil die Fahrzeuge sofort wieder zurückbeordert. Auf seiner weitgehend unbewegten Miene zeichnete sich Verachtung ab – seine Lippen wurden schmaler.
    Sie befanden sich in einem Besprechungsraum auf derselben Etage wie Sandovals Büro. Da Pell sich eindeutig nicht mehr in der Nähe des Gerichtsgebäudes aufhielt, wollte Dance in die Zentrale des CBI wechseln, aber Charles Overby hatte sie alle angewiesen, vor Ort auf ihn zu warten.
    »Ich glaube, er möchte außer uns auch keine Pressekonferenz verpassen«, sagte TJ, woraufhin Dance und O’Neil mürrisch auflachten. »Wenn man vom Teufel spricht«, flüsterte TJ im nächsten Moment. »Er kommt... Volle Deckung!«
    Jemand kam selbstbewusst zur Tür herein. Charles Overby, ein fünfundfünfzigjähriger Karrierebeamter, begrüßte seine Agenten und O’Neil.
    »Das war nicht er in dem Transporter?«, fragte er Dance.
    »Nein. Ein Halbwüchsiger aus einer der hiesigen Banden. Pell hat den Wagen mit laufendem Motor stehen gelassen. Er konnte davon ausgehen, dass man ihn stehlen und die Polizei sich darauf konzentrieren würde. Dann ist er in dem Privatfahrzeug des Kurierfahrers geflohen.«
    »Und der Fahrer?«
    »Bislang keine Spur von ihm.«
    »Autsch.« Der braunhaarige und sonnengebräunte Charles Overby gab sich trotz seiner birnenförmigen Statur gern sportlich, spielte Tennis und Golf. Er hatte erst kürzlich die Leitung der CBI-Dienststelle für den Westen von Zentralkalifornien übernommen. Sein Vorgänger, Stan Fishburne, war aus Gesundheitsgründen in den vorzeitigen Ruhestand gegangen, sehr zur Bestürzung der gesamten CBI-Belegschaft (sowohl wegen des schweren Herzinfarkts, den Fishburne erlitten hatte, als auch wegen seines Nachfolgers im Amt).
    O’Neil nahm einen Anruf entgegen, und Dance brachte Overby auf den aktuellen Stand. Sie zählte auf, was sie über Pells neuen Wagen wussten, und äußerte ihre Befürchtung, der Partner könne sich immer noch in der Nähe aufhalten.
    »Glauben Sie wirklich, er hat noch eine Bombe gelegt?«
    »Eher nicht. Aber dass er uns beobachtet, würde ich nicht ausschließen.«
    O’Neil unterbrach die Verbindung. »Die Straßensperren sind alle wieder in Funktion.«
    »Wer hatte sie aufgehoben?«, fragte Overby.
    »Das wissen wir nicht.«
    »Es war doch wohl niemand von uns oder euch, Michael, oder?«, fragte Overby verunsichert.
    Es herrschte verlegenes Schweigen. »Nein, Charles«, sagte O’Neil dann.
    »Wer denn?«
    »Wir sind uns nicht sicher.«
    »Wir sollten es

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