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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Tätern begangen wurden«, sagte Grabe. »In einigen Fällen haben sie bewaffneten Widerstand geleistet und wurden erschossen. Das passiert andauernd.«
    »Pell hat keinen Widerstand geleistet. Ich kann diesbezüglich als Sachverständige aussagen. Er wurde ermordet.«
    Overby klopfte mit dem Bleistift auf sein makelloses Dienstbuch. Der Mann war ein einziger Haufen Stress.
    »Kellogg konnte eine Vielzahl von gefährlichen Individuen verhaften – er hat nämlich durchaus Verhaftungen vorgenommen. Einige der Verdächtigen wurden getötet.«
    »Gut und schön, Amy, und wir können das jetzt noch stundenlang fortsetzen. Mir geht es nur darum, Sandy Sandoval einen einzigen Mordfall zu präsentieren, ob es Washington nun gefällt oder nicht.«
    »Es lebe der Föderalismus«, sagte TJ.
    Tapp, tapp ... Der Bleistift hüpfte auf und ab, und Overby räusperte sich.
    »Es ist nicht mal ein großer Fall«, wandte Grabe ein. Anscheinend hatte sie die Einzelheiten während der Fahrt – oder des Hubschrauberflugs – zur Halbinsel gelesen.
    »Das muss er auch nicht sein. Sandy kann ihn trotzdem gewinnen.«
    Grabe stellte die Kaffeetasse ab, wandte ihr ruhiges Gesicht Overby zu und fixierte ihn mit hartem Blick. »Charles, man möchte nicht, dass Sie der Sache nachgehen.«
    Dance würde nicht zulassen, dass sie die Angelegenheit unter den Teppich kehrten. Und ja, okay, ein Teil ihres gottverdammten Motivs war , dass der Mann, der sie um eine Verabredung gebeten und ein Stück ihres Herzens erobert hatte, sie hintergangen hatte.
    ...hinterher... Was meinst du?
    Overbys Augen wanderten mal wieder über die Fotos und Erinnerungsstücke auf seinem Schreibtisch. »Das ist eine schwierige Situation... Wissen Sie, was Oliver Wendell Holmes gesagt hat? Er sagte, dass schwierige Fälle zu schlechter Rechtsprechung führen. Vielleicht hat er auch › komplizierte Fälle‹ gesagt. Ich weiß es nicht mehr genau.«
    Was soll denn das bedeuten?, fragte Dance sich.
    »Kathryn«, sagte Grabe sanft. »Daniel Pell war ein gefährlicher Mann. Er hat Polizisten getötet, darunter Leute, die Sie kennen, und er hat unschuldige Zivilisten ermordet. Sie haben in einer unmöglichen Situation großartige Arbeit geleistet. Sie haben einen wirklich üblen Täter gestoppt. Und Kellogg hat dazu beigetragen. Dies ist ein guter Tag für uns alle.«
    »Absolut«, sagte Overby und legte den hüpfenden Bleistift hin.
    »Wissen Sie, woran mich das erinnert, Amy? An Jack Ruby, wie er Kennedys Mörder umbringt. Erinnern Sie sich noch? Ich glaube, niemand hat sich daran gestört, dass Ruby diesen Oswald erschossen hat.«
    Dance biss die Zähne zusammen. Ihr Daumen schnippte gegen ihren Zeigefinger. Genau wie er Grabe »versichert« hatte, Kathryn habe nichts zu Pells Flucht beigetragen, würde ihr Chef sie nun erneut kompromittieren. Indem er es ablehnte, den Fall an Sandy Sandoval weiterzuleiten, sicherte Overby sich nicht nur ab; er machte sich damit genauso an diesem Mord schuldig wie Kellogg selbst. Dance lehnte sich zurück, und ihre Schultern sackten ein Stück herab. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass TJ das Gesicht verzog.
    »Genau«, sagte Grabe. »Demnach...«
    Dann hob Overby eine Hand. »Aber bei dem Fall ist etwas Komisches passiert.«
    »Bei welchem Fall?«, fragte die FBI-Agentin.
    »Dem Fall Ruby. Texas hat ihn wegen Mordes verhaftet. Und wissen Sie was? Jack Ruby wurde verurteilt und kam ins Gefängnis.« Er zuckte die Achseln. »Ich muss ablehnen, Amy. Ich übergebe den Fall Kellogg der Staatsanwaltschaft von Monterey County. Ich werde eine Anklage wegen Mordes empfehlen, ersatzweise wegen Totschlags. Ach, und wegen schwerer tätlicher Bedrohung einer CBI-Agentin. Kellogg hat immerhin auf Kathryn geschossen.«
    Das Herz schlug Kathryn Dance bis zum Hals. Hatte sie gerade richtig gehört? TJ warf ihr mit hochgezogener Augenbraue einen Blick zu.
    Doch Overby sah Dance an. »Und ich glaube, wir sollten außerdem Amtsmissbrauch und vorsätzliche Behinderung der Ermittlungen hinzufügen. Was meinen Sie, Kathryn?«
    Die beiden Punkte waren ihr noch gar nicht eingefallen. »Sehr gut.« Sie registrierte, dass TJ verstohlen seinen Daumen emporreckte.
    Grabe strich sich mit einem kurzen, rosa lackierten Fingernagel über die Wange. »Halten Sie das wirklich für eine gute Idee, Charles?«
    »Aber ja. Absolut.«

...Samstag

...Einundsechzig

    Eine Frau lag mit Tränen in den Augen auf einem der Betten des billigen Durchgangshotels an der Del Monte Avenue,

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