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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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war.
    »Machen Sie das Fenster auf!«, befahl er Kinoshita.
    »Die Reporter sind uns mit Autos und Motorrädern auf den Fersen.«
    »Ist mir egal.«
    Er ließ den Kopf aus dem Fenster hängen und schnappte nach Luft wie ein Goldfisch auf dem Trockenen. Aus dem Tross, der neben ihnen fuhr, flammte ein Blitzlicht auf. Diese Affen, dachte er, und schloss resigniert wieder das Fenster.
    »Kann man das Verdeck nicht aufmachen?«
    »Dieses Auto hat leider kein Sonnendach.«
    »Ich habe den Eindruck, die Decke in diesem Auto ist ganz schön niedrig.«
    »Das ist aber Ihr Firmenwagen, den wir immer benutzen.«
    Woher kam dann dieses Druckgefühl? Obendrein war es auch noch dunkel. Draußen ging allmählich die Sonne unter. Er ließ das Licht im Wageninneren einschalten, doch wurde er dieses Gefühl der Angst in seiner Brust nicht los.
    Da fiel ihm auf einmal das Wort ein, das Irabu ihm gesagt hatte: Sarg . Die Decke und die seitlichen Türen des Autos schienen plötzlich bedrohlich näher zu rücken.
    »Aaaah!«, ließ er einen Schrei ertönen, um gleich darauf am ganzen Körper heftig zu zittern.

    »Ist was passiert, Herr Vorsitzender?«
    Unfähig zu einer Antwort, kauerte sich Mitsuo zusammen.
    »Bis zum Restaurant sind es noch fünf Minuten, versuchen Sie so lange auszuhalten.«
    Er biss die Zähne zusammen und versuchte die herannahende Panikattacke zu unterdrücken. Was war nur los mit ihm? Jetzt konnte er noch nicht einmal Auto fahren. Wenn das so weiterging, könnte er bald überhaupt nicht mehr das Haus verlassen.
     
    Am Restaurant angekommen, wurde er sogleich in einen Warteraum getragen. Die überraschte Restaurantchefin fragte, was denn vorgefallen sei. Er legte sich auf den Tatamimattenboden, und während er darauf wartete, dass es ihm wieder besser ging, befahl er Kinoshita, einen großen Reisebus zu organisieren. Bei so viel Platz im Wageninneren müsste er sich keine Sorgen machen. Die Presse würde sich natürlich die Hände reiben, doch das war ihm gleichgültig. So konnte er jedenfalls nicht nach Hause zurückkehren.
    Zu seiner Enttäuschung war es an diesem Tag nicht mehr möglich, einen Reisebus aufzutreiben. Überall wurde ihre Bitte abschlägig beurteilt.
    »Herr Vorsitzender, wenn alle Stricke reißen, dann tragen wir Sie nach Hause«, sagte der sichtlich mitgenommene Kinoshita.
    »Damit die Reporter uns in aller Ruhe begleiten können? Ausgezeichneter Vorschlag.«
    Auch Mitsuo war am Ende seiner Kräfte. Mit dem Gefühl, wie ein Ertrinkender nach dem letzten Strohhalm zu greifen, rief er Irabu an. Wenn er mit Medikamenten seinen gegenwärtigen Zustand nur um die Hälfte bessern könnte, wäre er schon zufrieden. Er erklärte ihm die Lage, worauf Irabu fröhlich meinte: »Nichts leichter als das! Fahren Sie doch in einem Cabrio. Wir haben einen Bentley, ein Wagen von Vati. Diese Woche ist
er zum Golfspielen nach Australien eingeladen worden, und der Wagen ist frei. Soll ich Sie abholen?«
    »Herr Doktor …!«
    Es war Mitsuo, als sei ihm mitten in der Hölle Buddha erschienen. In dem Moment war Irabu für ihn die beste Beruhigungspille.
    Als zwei Stunden später das Essen mit Größen aus der Finanzwelt beendet war, ließ er seine Sekretäre sich wie üblich am Eingang zum Gespann formieren, setzte seine Brille auf und sich selbst auf seine Untergebenen. Die anderen Gäste schauten mit offenen Mündern dem Schauspiel zu.
    »Also, von den Gerüchten habe ich schon gehört…«, sagte einer, als er seine Sprache wiederfand.
    »Vielleicht sollte ich das bei uns auch einführen«, witzelte ein anderer.
    »Ja genau, folgt meinem Beispiel, und seht auf diese Schmierfinken herab.«
    Jetzt war schon alles egal. Die Grillen von Nabemann würde wohl eine der Schlagzeilen von morgen sein, aber was kümmerte es ihn. Für ihn war jeder Tag ein Kampf mit sich selbst.
    Als sie das Tor verließen, folgte das übliche Blitzlichtgewitter und sogleich wurde ihm schwindelig. Wie durch einen Schleier sah er einige Meter vor sich das Cabriolet mit offenem Verdeck. Vom Fahrersitz winkte Irabu ihm zu, und am Auto angekommen, wurde er, ohne die Tür zu öffnen, einfach von oben hineingesetzt. Irabu trat aufs Gaspedal, und sie fuhren los.
    »Alles klar, Herr Tanabe? Wollen Sie ein Medikament?«
    »Nein, geht schon irgendwie.«
    »Ein ganzer Trupp von denen ist uns auf den Fersen.«
    »Ich biete denen gutes Bildmaterial an. Fragen stellen die schon gar keine mehr, sondern sind nur darauf aus, mich mit ihren Verfolgungsjagden

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