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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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am anderen Ende der Leitung vernehmen. »Gestern gab es eine Aufsichtsratssitzung unserer Firma, auf der ich von meinem Posten als Manager zurückgetreten bin.«
    »Was sagen Sie da?«, fuhr Mitsuo auf. »Aber Sie gehören doch zur Gründerfamilie der Firma. Da müssen Sie doch keine falschen Rücksichten nehmen!«
    »Wir sind in einer wirtschaftlichen Talfahrt, deren Ende nicht abzusehen ist. Auch von den Banken gab es Forderungen, den Verein zu verkaufen. Und deswegen muss ich mich auf meine eigentliche Arbeit konzentrieren…«
    Natürlich, dachte Mitsuo, die Nachkriegsgeneration der Erben. Diese Kerle hatten einfach keinen Mumm in den Knochen.
    »Gut, ich habe verstanden. Dann wünsche ich Ihnen noch viel Glück für alles Weitere.«
    Einen Wutausbruch unterdrückend, beendete er das Gespräch. Nun wurde es schwierig. Wenn der schon das Handtuch warf, verstand man den Rücktritt als Übernahme der Verantwortung, und dann würden auch die Rufe nach einem Rücktritt Mitsuos lauter werden.
    In dem Moment kam Kinoshita ins Zimmer.
    »Herr Präsident, ich muss Ihnen leider eine etwas bedauerliche Mitteilung machen …«, fing er mit düsterer Miene zu sprechen an.
    »Wirklich nur ›etwas‹ bedauerlich? Wenn das mehr als nur ›etwas‹ ist, dann können Sie sich auf etwas gefasst machen.«
    »Dann muss ich zugeben, dass es mehr als nur ›etwas‹ ist. Der Besitzer der Osaka Jaguars hat seinen Rücktritt bekanntgegeben.«
    Die Jaguars waren ein altehrwürdiges Team aus Westjapan und bildeten zusammen mit den Powers das populäre Zweigestirn am Baseballhimmel. Auch die Jaguars hatten öffentlich die Praxis der heimlichen Zuwendungen eingestanden.
    »Hahaha«, lachte Mitsuo trocken auf. Das alles war so lächerlich, dass einem gar nichts mehr übrig blieb, als zu lachen. Da wurde eine Lappalie zum Thema gemacht, und ein fähiger Mann wurde dadurch gestürzt. Man lebte in Zeiten der Pöbelherrschaft, wo die Dinge entweder weiß oder schwarz waren, eine differenzierte Sicht der Lage kam niemandem in den Sinn.
    Dieses Land wurde immer kindischer. Die letzte Generation, die den Aufbau des Staates noch miterlebt hatte, war die von Mitsuo. Die Nachkriegsgeborenen wussten nicht mehr, was Hunger bedeutet, und deswegen waren sie so nachsichtig. Denen konnte man das Land nicht einfach so überlassen.

    »Vor dem Haus stehen schon die Medien. Wollen Sie das anschließende Essen absagen?«, fragte Kinoshita vorsichtig.
    »Nichts da, ich nehme teil. Das ist ja wohl klar!«, antwortete Mitsuo drohend.
    »Fahren wir von der Tiefgarage ab?«
    »Idiot. Glauben Sie, ein Löwe lässt sich von Affen hinten am Schwanz packen? Wir nehmen selbstverständlich den Haupteingang. Organisieren Sie die Träger!«
    »Herr Vorsitzender, offen gesagt sind in der Firma die Meinungen zu diesem Punkt etwas gespalten …«
    »Ich hör wohl nicht recht! Bin ich der Vorstandsvorsitzende der Dainippon Shinbun und der Besitzer der Great Powers oder nicht? Ich muss mich niemandem beugen!«
    Mitsuo kochte vor Wut. War er denn nur von Weichlingen umgeben, die ihren Kopf aus der Schusslinie nehmen wollten? Geldgierig, ohne Überzeugung und den Leuten nur nach dem Mund redend. Er war da aus anderem Holz geschnitzt: ein japanischer Junge, der nach dem Krieg in der Trümmerwüste von Tokio geschworen hatte, den Staat wieder aufzubauen. Der japanische Kampfgeist, das war sein eigener Geist.
     
    In der Eingangshalle standen schon einige junge Sekretäre bereit, die ihn auf ihre Schultern hoben. Er fuhr mit seinem Stock durch die Luft und rief: »Aus dem Weg da! Glaubt ja nicht, mich mit euren Kameras und Kugelschreibern unterkriegen zu können. Da müsst ihr schon schwerere Geschütze auffahren!«
    Seine Stimme drang besser durch als sonst. Die Reporter kamen in Bewegung und drängten sich um sie. Von allen Richtungen flammten Blitzlichter auf.
    »Herr Tanabe, andere Clubs haben ihre Führungsspitze schon ausgewechselt.«
    »Denken Sie daran aufzuhören?«

    »Platz da, Platz da! Euch Pack werde ich keinen Kommentar geben. Hehe …«
    »Nabemann, jetzt sind Sie endgültig übergeschnappt!«, hörte er jemand rufen. Was interessierte es ihn? Sollten die doch schreiben, was sie wollten.
    Die Entfernung bis zum Auto war nur gering, und so überstand er den Weg ohne eine Panikattacke. Er ließ sich auf den Rücksitz fallen und versuchte, ruhiger zu atmen. Doch das Einatmen bereitete ihm Schwierigkeiten. Er hatte das Gefühl, dass die Luft im Wageninneren zu dünn

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