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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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mir, gestorben. Ich war über die Kaltherzigkeit von Finanzleuten, Anwälten und so weiter schockiert, die ihm viel zu verdanken hatten, aber sich damit begnügten, zur Beerdigung ihre Sekretäre vorbeizuschicken. Wer sich ins Privatleben zurückzieht wird nach einigen Jahren automatisch
eine Person der Vergangenheit. Ich kann das nicht ertragen. Bei Gelegenheiten wie diesen zeigt sich das wahre Gesicht der Menschen.«
    Irabu beugte sich nach vorne. »Jetzt verstehe ich, Herr Tanabe. Sie sind jemand, der nicht alleine sein kann.«
    Mitsuo lächelte gequält. So war das wohl. Im Grunde seines Herzens war er ein einsamer Mensch. Auch wenn er den Sündenbock spielen musste: Hauptsache, jeder Tag war ausgefüllt mit Terminen oder Ereignissen. Nur wenn er von Menschen umgeben war, fühlte er, dass er lebte. Vor allem seit seine Frau gestorben war. Doch das sagte er Irabu nicht.
    »Was fällt Ihnen ein, einem achtundsiebzig Jahre alten Mann so etwas ins Gesicht zu sagen!«
    »Wie wäre es, wenn Sie noch vor Ihrem Tod ein Begräbnis für sich veranstalten? Dann wüssten Sie, wer kommt und wie viel jeder als Beileidsgeschenk gegeben hat.«
    Mitsuo lachte auf. »Sich lebendig begraben lassen. Das wär was. Die Medien würden sich freuen.«
    »Sie mieten eine große Halle, sagen wir das Budōkan, und selbst wenn Sie Eintritt nehmen, werden die Gäste sich auf die Füße treten.«
    »Irabu, keinen Slapstick, das sagte ich doch.«
    Mitsuo trank seinen Kaffee aus und stand auf. Durch das Reden war ihm ein wenig leichter geworden. Inzwischen war es schon eine Gewohnheit, einen Teil seiner Zeit mit Irabu zu verbringen.
    »Herr Tanabe, Sie haben Ihre Spritze noch nicht bekommen …«
    »Ach ja, stimmt.«
    Willig fügte er sich. Die Krankenschwester Mayumi verbreitete einen angenehmen Duft.

4 ___
    Der Spielerstreik fand unorthodoxerweise nur am Samstag und Sonntag statt. Ganz offensichtlich war man nicht bereit, aufs Ganze zu gehen und eine Totalkonfrontation zu wagen. Typisch japanische Konfliktaustragung. Der von den Fans viel Unterstützung erhaltende Führer der Spielervereinigung war nun eine Art Volksheld, während man Mitsuo inzwischen als Achse des Bösen bezeichnete.
    Es schien, als sei die Zusammenlegung beider Ligen zum Scheitern verurteilt. Einige in der IT-Branche zu Wohlstand gekommene Größen erklärten vollmundig ihre Bereitschaft, krisengeschüttelte Baseballteams aufzukaufen, und wurden ebenfalls von den Fans begeistert gefeiert.
    Die Leute verstanden einfach nicht, wie schlecht es tatsächlich um die finanzielle Situation der Pacific League bestellt war. Trotzdem schienen sie das dicke Ende willkommen zu heißen. Wieder einmal sah er sich in seiner Überzeugung bestätigt, dass das Volk blind für die Wirklichkeit sei. Nichtsdestoweniger hatte es noch keiner geschafft, das Volk erfolgreich für dumm zu verkaufen.
    Aber nun hatte sich Mitsuo mit einem neuen Problem auseinanderzusetzen. In den Medien wurde ausführlich über die illegalen Zuwendungen diskutiert, die vielversprechende Jungspieler an den Universitäten von Talentsuchern der Clubs bekommen haben sollten. Als er deswegen vor kurzem mit dem Reporter eines Wochenmagazins aneinandergeraten war, hatte er dem keine große Bedeutung beigemessen, doch laut Berichten seines Sekretärs war diese Praxis seit jeher gang und gäbe und wurde in der Welt des Baseballs stillschweigend geduldet. Dass dieses Thema jetzt wieder aufgewärmt wurde, war einfach nur journalistische Trittbrettfahrerei.

    »Sie Idiot wollen mir allen Ernstes erzählen, weil die anderen das machen, haben wir auch mitgemacht?«
    Mitsuo hatte den Vertreter seines Teams rufen lassen und stellte ihn erbost zur Rede.
    »Die Powers sind ein Team, von dem jeder Junge träumt. Haben Sie keine Ehre im Leib?«
    »Es tut mir leid, aber die jungen Leute heutzutage… die Powers sind da nicht immer erste Wahl«, versuchte der Teamvertreter sich schweißüberströmt zu rechtfertigen.
    »Wie bitte?«
    »Ja, leider. Und wenn sie nicht Stammspieler werden können, dann fangen sie an, sich nach anderen Teams umzusehen …«
    »Da hört sich doch alles auf! Memmen ohne jeglichen Ehrgeiz. Kein Wunder, dass es mit Japan bergab geht.«
    Mitsuo befahl Kinoshita, den Besitzer eines anderen Baseballteams anzurufen, bei dem die gleiche Politik der heimlichen Zuwendungen gepflegt wurde, um in einem Gespräch rasch Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
    »Herr Tanabe, es tut mir außerordentlich leid«, ließ sich der Besitzer

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