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Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Titel: Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Sinn.
    „Könntest du das denn?", fragte sie Junipa. „Hier?"
    Junipa nickte. Merle folgte ihrem Blick zu den verspiegelten Wänden und sah ihr eigenes Abbild niedergeschlagen am Boden kauern, die Faust um den Griff des Wasserspiegels geballt.
    „Die Spiegel", flüsterte sie, schob den Wasserspiegel in ihre Knopftasche und berührte mit der anderen Hand die eiskalte Wand. „Das ist es, oder? Deshalb ist hier alles aus Spiegeln. Die Sphinxe haben ein Tor gebaut. Sie wollen mit ihrer Festung den Wall zwischen den Welten niederreißen. Sie erobern erst diese Welt, und dann die nächste, und noch eine und -" Sie brach ab, als ihr klar wurde, dass dies derselbe Plan war, den das Steinerne Licht verfolgte. Wo war die Verbindung? Es musste ein Bindeglied zwischen den Sphinxen und dem Licht geben.
    „Lass es", sagte die Fließende Königin. Merle hatte sie beinahe vergessen, so schweigsam war sie während der vergangenen Stunden gewesen. „Was, wenn dir die Antwort nicht gefällt?"
    Merle blieb keine Zeit, über die Worte der Königin nachzugrübeln. Junipa war aufgestanden und streckte ihr auffordernd die Hand entgegen.
    „Komm", sagte sie.
    Merle ergriff ihre Finger.
    Auf der anderen Seite der Kammer hob Seth eine Augenbraue.
    Auch Andrej sah sie an. Merle lächelte ihm zu.
    „Ich könnte dich aufhalten", sagte die Königin.
    „Nein", sagte Merle und wusste, dass es die Wahrheit war.
    Dann trat sie Hand in Hand mit Junipa vor die Wand. Sie sah die Spiegelbilder der Männer, sah, wie sich jetzt alle verwundert umdrehten.
    Junipa flüsterte das Gläserne Wort.
    Sie betraten die Spiegel, tauchten staunend in ein Meer aus Silber.

Ihr wahrer Name
    Spiegel und Spiegel und Spiegel. Eine ganze Welt davon.
    Eine Welt zwischen den Spiegeln. Dahinter, dazwischen, daneben. Wege und Tunnel, alle aus Silber. Reflexionen von Reflexionen ihrer selbst.
    Und mittendrin: tausend Merles, tausend Junipas.
    „Als würde man zurück durch die Zeit reisen", sagte Merle.

    Junipa ließ ihre Hand nicht los, führte sie wie ein Kind durch die fremde Umgebung. „Wie meinst du das?"
    „Wie lange ist es her, dass uns Arcimboldo hinter die Spiegel geschickt hat, um die Schemen zu fangen?"
    „Ich weiß es nicht. Es kommt mir vor, als -"
    „Als wären es Jahre, nicht wahr?"
    „Eine Ewigkeit."
    „Das meine ich", sagte Merle. „Wenn wir zurück nach Venedig gehen würden - und irgendwann tun wir das doch, oder? also, wenn wir zurück nach Venedig gingen, dann wäre dort wahrscheinlich vieles anders. Ganz bestimmt sogar. Aber hier, hier hat sich gar nichts verändert. Nur Spiegel, Spiegel, Spiegel."
    Junipa nickte langsam. „Aber keine Schemen."
    „Keine Schemen", bestätigte Merle.
    „Zumindest nicht hier."
    „Ist die Spiegelwelt tatsächlich eine eigene Welt?", fragte Merle.
    „Eher ein Ort inmitten all der anderen Welten. Oder besser eine Art Schale, die um viele Welten herumliegt, so wie das Weltall um die Planeten. Man muss durch die Schale hindurch, um zur nächsten Welt vorzustoßen. Arcimboldo hat es mir erklärt, aber er hat auch gesagt, dass es viele Jahre dauert, um nur einen Bruchteil von alldem zu begreifen. Länger als ein Leben. Oder viele Leben. Und Burbridge meinte, das hier sei zu groß für den Verstand eines Menschen. ,Zu wenig wirklich', hat er gesagt."
    „Zu wenig wirklich", wiederholte die Königin in Merles Gedanken. War sie derselben Meinung? Oder sah sie alles ganz anders? Wie so oft in letzter Zeit schwieg sie sich aus.
    Merle dachte an Vermithrax, den sie auf der anderen Seite der Spiegel zurückgelassen hatten. Der Obsidianlöwe machte sich gewiss gerade schreckliche Sorgen um sie. Wir hätten ihn einweihen sollen, dachte sie. Hätten ihm verraten müssen, was wir vorhaben. Aber wie hätten sie das anstellen sollen, ohne dass Seth und die Zaristen davon erfuhren?
    Armer Vermithrax.
    „Er kennt dich", sagte die Fließende Königin. „Er weiß, dass du dich irgendwie durchschlägst. Mach dir lieber Gedanken um dich selbst statt um ihn."
    Merle wollte widersprechen, als die Königin hinzufügte: „Und wenn es nur um seinetwil en ist.
    Vermithrax wird sich sein Leben lang Vorwürfe machen, wenn euch etwas zustößt."
    Das ist gemein, dachte sie erbost. Und schrecklich unfair.
    Aber die Königin war bereits wieder in ihr brütendes Schweigen verfallen.
    Die Mädchen gingen weiter durch das Labyrinth aus Spiegeln, kreuz und quer, in einem irrwitzigen Zickzack, und je länger sie unterwegs waren, desto mehr

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