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Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Titel: Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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führen?"
    „Ja. Warte, das ist noch nicht al es ... Ah, jetzt. Sie soll dich zu ihm bringen. Dort seid ihr in Sicherheit."
    Merle verstand noch immer nicht. „In Sicherheit vor wem? Vor den Sphinxen?"
    Wieder eine Pause, dann: „Vor dem Sohn der Mutter, sagt sie. Was immer das bedeutet."
    Merle brummte ungehalten. „Hättest du die Güte, sie danach zu fragen?"
    Während der Schemen gehorchte, meldete sich die Königin zu Wort: „Ich weiß nicht, ob das so gut ist, Merle. Vielleicht solltest du -"
    Nein, dachte Merle entschieden. Halt du dich da raus. Das hier ist allein meine Sache.
    Die Stimme des Schemen meldete sich zurück. „Der Sohn der Mutter. Das scheint so was wie ein Name zu sein für ... ja, für den Urvater der Sphinxe, quasi ihren ältesten Ahnen. Eine Art Sphinxgott, schätze ich. Sie sagt, er sei auf dem Weg hierher, oder sogar schon in der Festung. Sie ist nicht sicher.
    Und sie sagt, dass die Sphinxe versuchen werden, ihn wieder zum Leben zu erwecken."
    Merle erschrak, als die Königin einen eigentümlichen Laut ausstieß. Wie viel weißt du wirklich?, dachte sie zum hundertsten Mal.
    „Der Sohn der Mutter", wisperte die Königin. „Dann ist es wahr. Ich habe ihn gespürt, aber ich dachte,
    es sei unmöglich... Bei allem, was heilig ist, Merle, du darfst nicht tun, was sie verlangt. Du darfst nicht von hier fortgehen."
    Du hättest mir vorher davon erzählen können, dachte Merle bitter. Du hättest mir vertrauen müssen.
    Der Schemen führ fort: „Sie sagt immer wieder das Gleiche, Merle. Dass deine Freundin dich zu Burbridge bringen muss, bevor es zu spät ist. Dass ihr in sein Spiegelkabinett gehen und notfalls dort auf ihn warten sollt. Sie sagt, er könnte dir alles erklären, über dich, über sie und über deinen Vater."
    „Frag sie, wer mein Vater war."
    Die Pause dehnte sich. „Burbridges Sohn", sagte der Schemen endlich. „Steven."
    Steven Burbridge. Ihr Vater. Der Gedanke fühlte sich seltsam an und erschreckte sie.
    „Wie ist ihr Name?"
    „Lalapeja", sagte der Schemen.
    Merle spürte, wie ihre Finger anfingen zu zittern. Sie biss sich auf die Lippe und versuchte, sich zusammenzunehmen. Es war alles so verwirrend und gleichzeitig so überwältigend. Waren die Sphinxe nicht von Anbeginn ihre Feinde gewesen? Waren sie nicht die wahren Herrscher des Imperiums? Wenn ihre Mutter tatsächlich eine Sphinx war, dann hatte ihr Volk die Welt ins Verderben gestürzt. Aber Merle war nicht wie sie, und vielleicht war Lalapeja das auch nicht.
    „Merle", unterbrach der Schemen ihre Gedankengänge, „deine Mutter sagt, dass nur Junipa dich führen kann. Das sei sehr wichtig. Nur Junipa hat die Macht, das Gläserne Wort zu benutzen."
    Merle war so schwindelig, als hätte sie sich stundenlang im Kreis gedreht. „Das Gläserne Wort? Was soll das sein?"
    „Augenblick."
    Zeit verging. Viel zu viel Zeit.
    „Hallo?", fragte sie nach einer Weile.
    „Sie ist fort."
    „Was?"
    „Lalapeja hat ihre Hand aus dem Wasser gezogen. Ich kann sie nicht mehr hören."
    „Aber das ist -"
    „Tut mir Leid. Nicht meine Schuld."
    Merle blickte auf und nahm erstmals wieder Junipa wahr, die voller Sorge vor ihr saß. „Ich soll dich führen? Hat er das gesagt?"
    Merle nickte, benommen wie nach einem Albtraum. Dabei hätte sie sich freuen müssen. Sie wusste jetzt, wer ihre Eltern waren. Aber es änderte so wenig. Eigentlich gar nichts. Es brachte sie nur noch mehr durcheinander, und es machte ihr Angst.
    Flüsternd erzählte sie Junipa alles. Dann schaute sie sich um und bemerkte, dass Seth sie nicht aus den Augen gelassen hatte. Er lächelte eisig, als sich ihre Blicke trafen. Rasch sah sie wieder weg.
    „Ich weiß, was er gemeint hat", flüsterte Junipa tonlos.
    „Wirklich?"
    Junipa atmete flach, ihre Stimme klang heiser. „Durch die Spiegel, Merle. Wir sollen durch die Spiegel gehen." Sie lächelte traurig. „Dafür hat Arcimboldo mir schließlich diese Augen gegeben, nicht wahr? Ich kann damit nicht nur sehen. Sie sind auch ein Schlüssel, oder wenigstens ein Teil davon.
    Burbridge hat mir alles erzählt: warum er Arcimboldo den Auftrag gegeben hat, mich aus dem Waisenhaus zu holen und so weiter. Ich soll in andere Welten schauen, aber ich kann auch dorthin gehen."
    „Sogar zurück zu Burbridge?", wisperte Merle. „Zurück zu Lord Licht?"
    Junipas Lächeln wirkte immer niedergeschlagener, aber irgendwo im Gleißen und Glitzern ihrer Augen war auch noch etwas anderes: ein leiser, zaghafter

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