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Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Titel: Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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geöffnet und mich durch seine Eingeweide gefressen. Genau wie damals." Sekhmet seufzte, als täte ihr Leid, was geschehen war. „Damals habe ich ihm sein Herz gelassen. Diesmal nicht. Er ist tot und wird es bleiben."
    Merle ließ einen Augenblick verstreichen, ehe sie fragte: „Und die Sphinxe?"
    „Die, die dein Freund am Leben gelassen hat, sind in alle Winde verstreut. Aber es waren nicht viele.
    Sie haben gesehen, was ich getan habe. Und sie fürchten mich. Ich weiß nicht, was sie tun werden. Sich verstecken, vermutlich. Ein paar werden versuchen, zum Steinernen Licht vorzustoßen, zu ihrem Vater.
    Aber sie bedeuten keine Gefahr mehr, nicht heute."
    „Was ist mit dem Eisernen Auge?"
    „Zerstört." Sekhmet bemerkte das Erstaunen in Merles Zügen und schnurrte sanft. „Nicht von mir. Ich schätze, es hat der Hitze und Kälte nicht widerstanden, die in ihm entfacht wurden."

    „Hitze und Kälte", wiederholte Merle benommen.
    „Deine beiden Freunde sind nicht untätig gewesen."
    „Winter und Sommer?"
    Sekhmet knurrte zustimmend. „Sie haben die Spiegel zwischen den Elementen zerrieben. Übrig geblieben ist nur ein Berg aus Silberstaub, den der Nil mit den Jahren ins Meer tragen wird." Sie legte das Haupt schräg. „Wil st du ihn sehen? Ich kann dich dorthin bringen."
    Merle erwog es für ein paar Herzschläge, dann schüttelte sie den Kopf. „Ich will mit alldem nichts mehr zu tun haben."
    „Was hast du jetzt vor?"
    Merles Blick strich einmal mehr über den unscheinbaren Grabhügel. „Alle reden über die Zukunft.
    Unke will bei den Piraten bleiben" - sie lächelte flüchtig - „oder bei ihrem Kapitän, je nachdem, wem man Glauben schenkt. So kann sie im Meer leben, auch wenn sie keine echte Meerjungfrau mehr ist. Und Dario, Aristide und Tiziano ... na ja, sie wollen auch Piraten werden." Nun musste sie tatsächlich lachen.
    „Kannst du dir das vorstellen? Piraten! Sie sind doch noch Kinder!"
    „Das solltest du auch sein. Wenigstens ein bisschen."
    Merles Blick kreuzte den der Löwengöttin, und einen Moment lang fühlte sie sich in völligem Einklang mit ihr, durch und durch verstanden. Vielleicht waren sie ja noch immer zwei Teile ein und desselben Wesens, auf irgendeine Art und Weise; vielleicht würde es niemals wirklich zu Ende sein, ganz gleich, was geschah. „Ich bin kein Kind mehr, seit ich ..." Merle suchte nach den richtigen Worten, doch dann sagte sie einfach: „Seit dem Tag, an dem ich dich getrunken habe."
    Sekhmet gab einen Löwenlaut von sich, der Gelächter sein mochte. „Du hast damals tatsächlich geglaubt, ich schmecke nach Himbeersaft!"
    „Du hast mich angelogen." „Nur geflunkert."
    „Ziemlich geflunkert."
    „Ein bisschen."
    Merle trat auf Sekhmet zu und legte beide Arme um ihren pelzigen Löwenhals. Sie spürte die warme, raue Raubtierzunge, die sie hinter dem Ohr leckte, voller Zärtlichkeit und Liebe.
    „Was wirst denn du tun?" Merle versuchte, ihre Tränen zu unterdrücken, aber dabei verschluckte sie sich, und wieder mussten beide lachen.
    „Nach Norden gehen", sagte die Löwin. „Und dann nach Osten."
    „Du wil st die Baba Jaga suchen."
    Sekhmet nickte an Merles Schulter. „Ich will wissen, wer sie ist. Was sie ist. Sie hat das Zarenreich all die Jahre über beschützt."
    „So wie du Venedig."
    „Sie hatte mehr Erfolg als ich. Trotzdem - wir könnten viel gemeinsam haben. Und wenn nicht ... nun, es ist wenigstens etwas, das ich tun kann." Sekhmet sah Merle wieder in die Augen. „Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Was hast du vor?"
    „Junipa und ich gehen zurück nach Venedig. Unke und Calvino bringen uns hin. Aber wir können nicht lange dort bleiben."
    Sekhmets Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Junipas Herz."
    „Das Steinerne Licht ist zu mächtig. Zumindest in dieser Welt."
    „Dann gehst du mit ihr? Durch die Spiegel?"
    „Ich denke, ja."
    Die Löwengöttin schleckte ihr quer durchs Gesicht, dann berührte sie Merles Hand sanft mit dem rauen Bal en einer Pranke. „Leb wohl, Merle. Wo immer du auch hingehst."
    „Leb wohl. Und ... ich werde dich vermissen. Auch wenn du eine ganz schöne Nervensäge warst."
    Die Löwin schnurrte leise an Merles Ohr, dann sprang sie mit einem Satz über Serafins Grab, verbeugte sich noch einmal vor dem Toten unter dem Sand, dann wandte sie sich ab und glitt lautlos in die Nacht.
    Ein Windstoß verwehte ihre Spuren.
    Vermithrax verließ sie am nächsten Morgen.
    „Ich suche mein Volk, ganz

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