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Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Titel: Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Felskuppe, auf der sich Sand und Wasser zu festem Morast verbunden hatten. Wenn erst wieder die Sonne schien und die Nässe verdunstete, würde er hier so sicher sein wie in Glas gegossen. Der Fels überschaute die Wüste, viele Kilometer weit in alle vier Himmelsrichtungen.

    Von hier aus blickte man hinab auf das blaugrüne Band des Nils, der noch immer die Quelle allen Lebens in Ägypten war, und jemand, vielleicht Lalapeja, meinte, es sei gut, dass Serafin seine letzte Reise von diesem Ort antrat.
    Merle hörte kaum zu, obwohl viele Worte gesprochen wurden an diesem Tag, als sie Abschied von Serafin nahmen. Jeder, der Zeuge von seinem Opfer geworden war, sagte etwas; sogar Kapitän Calvino, der Serafin kaum gekannt hatte, hielt eine kurze Rede. Das Unterseeboot der Piraten lag am Nilufer, sicher vertäut vor einem Palmenhain, oder dem, was der Frost davon übrig gelassen hatte.
    Merle war die Letzte, die an das Grab trat, eine Kuhle im Schlamm, die Vermithrax mit seinen Krallen gegraben hatte. Sie ging in die Hocke und blickte lange auf die Tücher, in die man Serafin gewickelt hatte. Ganz still, ganz benommen nahm sie Abschied, oder versuchte es zumindest.
    Der wahre Abschied aber würde Monate dauern, Jahre vielleicht, das wusste sie.
    Kurz darauf folgte sie den anderen zum Boot.
    Merle hatte geglaubt, dass sie nicht das Bedürfnis haben würde, später noch einmal allein zurückzukommen, am Abend, nachdem das Grab aufgefüllt war mit Sand und Erdreich, aber dann tat sie es doch.
    Sie kam allein. Sie hatte nicht einmal Junipa erzählt, was sie vorhatte, obwohl die es natürlich ahnte.
    Wahrscheinlich wussten es alle.
    „Hallo, Merle", sagte Sekhmet, die Fließende Königin, vielleicht die letzte der alten Götter. Sie erwartete Merle am Grab, eine dunkle Silhouette auf vier Pfoten, sehr schlank, sehr geschmeidig.
    Beinahe unwirklich, wäre da nicht der Raubtiergeruch gewesen, der schon von weitem den Fels herabwehte.
    „Ich wusste, dass du herkommen würdest", sagte Merle. „Früher oder später."
    Die Löwengöttin nickte mit ihrem pelzigen Haupt. Merle hatte Mühe, die braunen Katzenaugen mit jener Stimme in Einklang zu bringen, die sie so lange in ihrem Inneren gehört hatte. Aber schließlich gelang es ihr doch, und dann fand sie, dass sie eigentlich recht gut zueinander passten. Derselbe neckische, sogar zänkische Ausdruck. Aber auch Augen voller Freundschaft und Mitgefühl.
    „Es gibt kein fröhliches Ende, nicht wahr?", fragte Merle niedergeschlagen.
    „Das gibt es nie. Nur im Märchen, aber nicht einmal dort besonders oft. Und wenn doch, dann ist es meist erfunden." Kein Zweifel, es war die Fließende Königin, die da sprach, ganz gleich, aus welchem Körper und unter welchem Namen.
    „Was ist passiert?", fragte Merle. „Nachdem du wieder du selbst warst, meine ich."
    „Haben die anderen es dir nicht erzählt?"
    Merle schüttelte den Kopf. „Junipa hat al e durch die Spiegel in Sicherheit gebracht. Du und dein Sohn ... ihr habt da noch gekämpft."
    Eine Brise wehte über die nächtliche Wüste heran und fuhr in das Fell der Göttin. Im Mondlicht hatte Merle den Unterschied nicht bemerkt - alles hier war grau, eisig grau -, aber nun sah sie, dass Sekhmets Körper nicht länger aus Stein war. Serafins Lebenskraft hatte sie wieder zu dem gemacht, was sie einstmals gewesen war: eine ungewöhnlich schmale, beinahe zierliche Löwin aus Fleisch und Blut und Fell. Sie sah so gar nicht aus wie eine Göttin. Aber vielleicht machte gerade das sie umso göttlicher.
    „Wir haben gekämpft", sagte Sekhmet mit kehliger Stimme. Sie klang traurig, wohl nicht nur um Serafins willen. „Lange, lange gekämpft. Und dann habe ich ihn getötet."
    „Das ist alles?"
    „Welche Rolle spielen die Einzelheiten?"
    „Er war so groß. Und du so klein."
    „Ich habe sein Herz gegessen."
    „So", sagte Merle, denn etwas Besseres fiel ihr nicht ein.
    „Der Sohn der Mutter", begann Sekhmet, brach dann ab und setzte neu an: „Mein Sohn war vielleicht groß und sehr stark und sogar schlau - aber er war nie wirklich ein Gott. Die Sphinxe haben ihn als Gott verehrt, und seine Magie wäre stark genug gewesen, ihre Festung durch die Spiegelwelt zu tragen.
    Aber er war auch zerfressen von Habsucht und Hass und von einer Wut, deren Grund er selbst längst vergessen hatte." Sie schüttelte traurig das Löwenhaupt. „Ich bin nicht einmal sicher, ob er mich wirklich erkannt hat. Er hat mich unterschätzt. Ich habe seine Flanke

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