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DIE MEROWINGER: Familiengruft

DIE MEROWINGER: Familiengruft

Titel: DIE MEROWINGER: Familiengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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nicht? Aber nun war alles umsonst. Kein Frieden, kein Fest. Dabei war ich so gespannt darauf, ob der schreckliche Chlodwig es wagen würde, uns seinen Oberfeldherrn zu präsentieren – Baddo, den gebrandmarkten Sklaven!«
    Sie lachte eine Kaskade, die rauh und hohl klang.
    »Was bringst du mir, Scylla?«, fragte Syagrius, der kaum zugehört hatte. »Was wurde über mich beschlossen? Ich bin sicher, du weißt es. So rede doch!«
    »Kannst du dieses hässliche Zittern noch immer nicht beherrschen?«, fragte sie ihrerseits. »Ein sehr unangenehmer Anblick! Überhaupt wirkst du greisenhaft, mein Lieber. Viele sagen, du seiest schon so alt und so krank, dass man mit dir nicht mehr rechnen könne.«
    Syagrius warf rasch ein Tuch über die zitternde Hand.
    »Greisenhaft? Alt und krank? Soll das der Grund sein, dass man mich loswerden will? Nun? Nun? Was wird mit mir? Will man mich opfern?«
    »Nein«, sagte Scylla, »nicht opfern.«
    »Nicht opfern?«, rief er. »Heißt das: nicht ausliefern? Sagst du die Wahrheit?«
    »Ich sage: nicht ausliefern und nicht opfern.«
    »So hat die Mehrheit im Rat …?«
    »Oh nein! Im Gegenteil. Glaub nur nicht, du hättest hier Freunde unter den Großen. Ich war gerade beim König, um mich ihm zu zeigen, so wie du mich hier siehst … wie er mich gern auf dem Fest an seiner Seite gehabt hätte. Ach, er liebt mich, er bewundert mich! Er ist so gierig auf meinen Körper, dass er gleich beide Gürtel löste, um sie höher zu schieben und dabei meine Brüste und meine Hüften zu liebkosen. Wären wir ein wenig länger allein geblieben …«
    »Was geschah? Was geschah?«
    »Da kam Leo mit einigen anderen, um zu berichten. Wir erschraken, wir waren entsetzt. Einstimmig wurde dem König empfohlen, dich auszuliefern.«
    »Ah, diese gotischen Schurken! Wie gern sie meine Geschenke nahmen! Aber der König …«
    »Er ließ sich natürlich die Gründe vortragen«, sagte Scylla und deutete gleich mit einem Seufzer an, dass diese schwerwiegend waren. »Chlodwig, der Unhold, hat ihm heute Morgen gedroht, er werde dich holen, wenn man dich ihm nicht ausliefere. Der König hat die Anmaßung zwar mit Verachtung zurückgewiesen. Das aber bedeutet Krieg, auf den wir nicht vorbereitet sind. Ein Großteil des Heeres mit unseren besten Feldherren steht noch in Italien. Vor Ablauf mehrerer Monate stünde es nicht zur Verfügung. Mit dem restlichen Heer einen solchen Kampf zu riskieren … unmöglich!«
    »Die übrigen Gründe?«
    »Besonders einer: Theoderich heiratet Chlodwigs Schwester und fällt damit als Verbündeter aus. Wir stünden allein da, ohne Bundesgenossen. Wir müssten mit Niederlagen rechnen. Städte und Landschaften könnten verlorengehen. Eurichs Eroberungen … Asche und Rauch! Kann man das wünschen? Darf man das wollen? Ich meine, man muss Leo verstehen, wenn er den Frieden erhalten will.«
    »Um den Preis meines Kopfs, willst du sagen. Aber der König … der König …?«
    »Er steht natürlich zu seinem Wort. Er hat dir Asyl gewährt und wird dich nicht einfach so fallenlassen. Obwohl du ihm seine Großherzigkeit schlecht gelohnt hast und er durchaus dazu berechtigt wäre. Du hattest jeder Betätigung abgeschworen, die gegen die Goten oder die Franken gerichtet war. Aber du hast die Untaten dieses fanatischen Diakons gebilligt, hast insgeheim Gespräche geführt mit unzufriedenen römischen Bischöfen …«
    »Davon hat niemand gewusst – außer dir!«, warf Syagrius heftig ein.
    »Und ich habe es ja auch niemandem verraten. Aber ich meine, du hättest Grund, deinen großherzigen Gastgeber nicht in Verlegenheit zu bringen.« Scylla beugte sich vor, legte die Hand auf die Schulter des ehemaligen Patricius und senkte den Blick ihrer dunklen Augen tief in den seinen. »Vielmehr könntest du ihm danken. Durch eine große und edle Handlung!«
    »Was willst du mir damit andeuten?«, fragte Syagrius argwöhnisch. »Was heißt das – eine große und edle Handlung? Was erwartet der König? Was wollt ihr von mir?«
    »Du könntest dich freiwillig deiner Verantwortung stellen.«
    »Wie? Was? Freiwillig?«
    »Ja. Du stellst dich erhobenen Hauptes deinem Bezwinger. Und rettest damit den Frieden in Gallien.«
    »Ich rette den Frieden? Und was wird mein Lohn sein?«
    »Man wird dich rühmen für so viel Edelmut. Man wird dir Heldenlieder singen.«
    Syagrius schrie auf. Es war mehr ein kraftloses, verzweifeltes Aufheulen. Die Kugelaugen traten so stark hervor, dass es schien, sie würden im

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