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DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

Titel: DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Palast im Himmel und darin ein Bett mit einem Paar, das sich leidenschaftlich umschlang. Und das warst du mit deinem Gatten. Was sagst du zu so viel Übereinstimmung?«
    »Es gehört sich nicht, so etwas zu träumen«, sagte Frau Basina und warf einen strengen Blick auf Chundo. »Ihr Kirchenmänner seid verdorben und schamlos. Das hat auch Childerich immer gesagt.«
    »Aber ich habe ja gar nicht …«, protestierte der Dünne.
    »Du hast es gebeichtet!«, zischte Remigius. »Zwischen Vigil und Frühmette träumst du immer von kopulierenden Paaren. Warum nicht von diesem?« Und laut, an Frau Basina gewandt, fuhr er fort: »Er hat nichts Unziemliches geträumt. Er konnte auch gar nichts erkennen, weil plötzlich das Paar in gleißendes Licht getaucht war. Es war die Aureole des heiligen Martin, die den Diakon blendete. Und auch zu ihm sprach der Heilige und sagte: ›Die beiden dort in dem Palast … das sind mein Sohn Childerich und meine Tochter Basina, das Königspaar, nachdem sich Basina zum dreifaltigen Gott bekannt hat.‹ Es versteht sich, dass der Heilige in die Zukunft blickt und sicher ist, dass du mit Childerich wieder vereint sein willst.«
    »Aber das kann ja noch lange dauern«, sagte die Witwe, nachdem sie einen Augenblick nachgedacht hatte. »Zum Sterben ist es für mich zu früh. Warum kannst du mir Childerich nicht wieder lebendig machen? Dann würde ich glauben, was ihr Christianer erzählt. Du sollst ja schon mehrere Tote wieder lebendig gemacht haben.«
    »Das ist nicht so einfach, edle Frau, und in diesem Fall ist es unmöglich. Erstens muss der Tote ein Christ sein, und zweitens darf er noch nicht so lange tot sein, wie es Herr Childerich ist. Ja, hätte er sich noch taufen lassen, und wäre ich gleich nach seinem Ende gerufen worden, dann hätte ich es mit Gottes Hilfe vielleicht noch geschafft. So muss ich dich leider auf die herrliche Zeit im Jenseits vertrösten, in dem himmlischen Palast. Freust du dich nicht darauf?«
    »Sind auch Engel in dem Palast?«, fragte die hohe Dame misstrauisch.
    »Es werden ab und zu einige nach dem Rechten sehen und als Boten Gottes nach euern Wünschen fragen«, erwiderte der Bischof vorsichtig. »Sonst verhalten sie sich aber sehr rücksichtsvoll und bleiben die meiste Zeit unsichtbar.«
    »Ja, werden wir etwa ganz allein sein? Ohne Verwandte, ohne Gefolge, ohne Knechte und Mägde?«
    »Der Palast wird voller seliger Geister sein … zu eurer Bedienung und Unterhaltung.«
    »Es werden also auch Frauen da sein.«
    »Auch Frauen, natürlich.«
    »Und du sagst, Childerich wird sofort in den Himmel entlassen, wenn ich mich zu euch bekenne?«
    »Unverzüglich! Das hat mir der heilige Martin zugesichert. Und der muss es wissen. Er sitzt ja direkt an Gottes Thron.«
    »Wenn es so ist, werde ich noch warten«, sagte Frau Basina entschlossen.
    »Noch warten? Warum? Warum denn?«
    »Ich kenne Childerich gut genug. Er würde es nicht aushalten, bis ich sterbe. Er würde sich an alle diese Frauen heranmachen.«
    »Aber bedenke, wo er sich im Augenblick aufhält. Er schmachtet in der Hölle!«
    »Es ist besser, er bleibt dort so lange. Umso größer ist dann die Freude, wenn er mich wiedersieht. Ich habe mich auch noch nicht entschieden. Nein, nein, das habe ich nicht! Mein Sohn würde mir auch sehr übelnehmen, wenn ich plötzlich die alten Götter verließe.«
    Der Bischof schwieg. Die Absage hatte ihre Logik, das musste er im Stillen einräumen.
    Plötzlich zupfte ihn der Diakon Chundo am Ärmel und suchte ihn mit unauffälligen Kopfbewegungen auf etwas aufmerksam zu machen. Remigius wehrte ihn aber ärgerlich ab und bemühte sich, seinen Bekehrungsversuch wenigstens noch zu einem halben Erfolg zu führen.
    »Aber rührt es denn nicht dein Herz«, wandte er sich wieder an Frau Basina, »dass dein Gemahl im Höllenfeuer schmort und von tausend Teufeln gepeinigt wird?«
    »So schlimm wird es ja nicht sein«, fand die edle Witwe, »sonst könnte er ja im Himmel nicht wieder zu Kräften kommen, wie du behauptest. Und was kann ich dagegen tun?«
    »Du könntest seine Leiden erleichtern und dafür sorgen, dass er in eine Abteilung der Hölle kommt, wo es weniger grausam zugeht.«
    »Und wie?«
    »Indem du den heiligen Martin als Fürsprech gewinnst. Der Heilige sieht betrübt, dass Franken unter dem Befehl deines Sohnes immer wieder in das Gebiet des römischen Patricius eindringen. Dass sie dort auch aus Kirchen und Heiligtümern alles, was Wert hat, entfernen. Dass sie

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