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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Beschwerdeführern und Bittstellern auf den Treppen und in den Gängen des Palastes. Die Wachen konnten sie kaum zurückhalten.
    Besonders ärgerlich war, dass oft auch die Anführer seiner Gefolgschaft Chlodwigs Ermahnungen und Befehle missachteten.
    Der kleine Ursio konnte sich nicht beherrschen und gab seiner Lust an grausamen Späßen nach. Lautstark protestierte die rundliche Wirtin einer Popina, als er mit seinen Leuten in ihr Lokal kam und gleich befahl, ihre schönen, blankgescheuerten, längs der Wände aufgehängten Tiegel, Pfannen und Kasserollen in einem Sack zu verstauen.
    Anfangs kümmerte er sich nicht um ihr Geschrei. Aus einem Trog mit Eiern nahm er sich eines, schlug es auf, trank es aus. Auf dem Herd kochten Würste in einem Kessel, und er spießte eine auf seinen Dolch und verzehrte sie.
    Die drei anderen folgten seinem Beispiel. Schließlich schulterte einer den Sack. Aber die Wirtin nahm ein Messer, schlitzte ihn auf, und sein Inhalt polterte zu Boden.
    Da hatte Ursio einen seiner gefürchteten Einfälle. Er gab den dreien ein Zeichen. Im Nu hoben sie der Frau die Röcke auf und banden sie über ihrem Kopf zusammen. Dann stießen sie die Beleibte mit dem nackten Hintern erst in den Eiertrog und danach in den Kessel mit der kochenden Wurstbrühe. Johlend sammelten sie ihre Beute auf und verschwanden. Und ließen die Kreischende auf dem Feuer sitzen, bis ihr Leute von der Straße zu Hilfe eilten.
    Der Wirt, ihr Ehemann, kam kurz darauf von einem Marktgang nach Hause. Er eilte sogleich in den Palast, drang zum König vor, führte zungenfertig Beschwerde. Verlangte Entschädigung für die hundert zerdrückten Eier und den verbrannten Hintern seiner Frau. Außerdem seien, weil seine Frau in ihrer Not einer Darmschwäche nachgegeben habe, fünfundzwanzig fette Kochwürste ungenießbar geworden.
    Chlodwig ließ die Beschwerde gelten. Er entschädigte den Mann mit einer Handvoll von den Silbermünzen, die er vorsorglich neben sich aufgehäuft hatte. Auch das Kochgerät gab er zurück.
    Später nahm er sich Ursio vor. Er knuffte und schüttelte ihn, nannte ihn einen »bösartigen Zwerg« und den »Bastard eines verdammten Rheinfranken«. Im ersten Zorn wollte er ihn sogar zu seinen Verwandten, »diesen Grasfressern«, zurückschicken.
    Aber noch rechtzeitig erinnerte er sich daran, dass er den Freund seiner Kindheit nicht entbehren konnte. Gerade jetzt konnte er auf keinen verzichten, dessen Treue und Anhänglichkeit so viele Jahre erprobt war. So entschied er sich anders und beschloss, ihm ein Amt zu geben, ein richtiges Hofamt mit ernsten Pflichten. Das würde seinen Übermut zügeln.
    Er ernannte Ursio zum senescalcus, zum »ältesten Dienstmann«, zuständig für die königliche Küche und die Versorgung des Hofes mit Nahrungsmitteln.
    »Und wehe dir, wenn mal nichts auf den Tisch kommt!«, drohte Chlodwig. »Dann lass ich dich hängen! So wirst du lernen, sparsam mit Eiern umzugehen und keine Würste mehr zu verderben! Und dass man den Arsch einer guten Köchin in Ehren hält!«
    Damit knuffte er Ursio ein letztes Mal, und der knuffte zurück, und sie lachten schallend.
    Auch Ansoald lieferte einen Grund zur Beschwerde. Und auch er kam infolgedessen zu einem Amt.
    Aufgeregt erschien ein Kaufmann vor Chlodwig, schwenkte ein blutbeflecktes Laken und klagte, dies sei das Jungfernblut seiner Tochter. Ein Franke habe das Mädchen geschändet, ein hübscher Kerl, aber dreist und gewissenlos.
    Die Beschreibung passte auf Ansoald. Der habe, sagte der Kaufmann, mit ein paar anderen vor seiner Haustür gestanden und mit Keulenschlägen Einlass begehrt. Es sei ihm gleich aufgetan worden, und er, der Hausherr, habe ihn als Vertreter der Siegermacht höflich empfangen und sogar mit Wein bewirtet. Dann seien sie alle in sein Warenlager im Keller hinuntergestiegen, wo sich die Franken gleich die schönsten und teuersten orientalischen Stoffe ausgesucht hätten.
    Ihr Anführer aber, der Bezeichnete, sei auf einmal verschwunden gewesen. Und man habe ihn dann in flagranti crimine in der Kammer der Tochter gefunden, wozu es mehrere Zeugen gebe. So sei doppelter Schaden entstanden. Der eine ein unersetzlicher, wie das blutige Laken beweise. Der andere – der Verlust der Ware und der Ruin des Geschäfts – durch einen gnädigen Spruch des Königs bezüglich der Rückstellung des beschlagnahmten Gutes immerhin abwendbar.
    Der Kaufmann warf sich zu Boden und barmte, er werde sich nicht eher wieder erheben, als ihm für

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