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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Truhen vorhanden, die meisten gefüllt mit gemünztem Gold und Silber. Das war nach der Aussage eines Wachmanns, der in der Festung geblieben war, knapp die Hälfte des gallorömischen »Reichsschatzes«.
    Gleich nach seiner Ankunft im Palast war Chlodwig in die düsteren Gewölbe hinabgestiegen. Er schickte nach seinen Schmieden und wich die halbe Nacht nicht, während sie Schlösser und Ketten sprengten.
    Was er vorfand, war zwar nicht ganz so viel wie erwartet, doch es befriedigte ihn. Sofort und noch vor Sonnenaufgang ließ er an Türen und Truhen neue Schlösser anbringen. Die Schlüssel verwahrte er selbst.
    Als seine königlichen Vettern am nächsten Tag, nachdem sie ihren Rausch ausgeschlafen hatten, Zugang zu den unterirdischen Kammern verlangten, hielt er sie hin und verwies auf die allgemeine Beuteteilung. Wenn alles zusammengetragen sei, würden auch sie von dem Schatz des Syagrius ihren Anteil erhalten.
    Sie waren damit nicht zufrieden, drängten stärker und protestierten. Da klopfte er nur auf die Axt an seinem Gürtel und ließ sie stehen.
    Bobo, sein gerade ernannter Majordomus, war der Erste, den er mit hinunternahm. Er schloss eine der Kammern auf und öffnete auch eine Truhe. Im Licht der Fackel, die Bobo hielt, schimmerte das edle Metall.
    »Wie ich höre, bestiehlst du mich«, sagte Chlodwig. »Aber das ist mir natürlich nicht neu. Ich weiß ja, wie scharf du auf Gold und Besitz bist. So will ich dir Gelegenheit geben, dich auf anständige Weise zu bereichern. Gib mir die Fackel und greif da hinein. Nimm dir davon, soviel du willst. Und wenn du es forttragen kannst, gehört es dir.«
    Der dicke Jüngling erschrak und stotterte: »Aber Chlodwig, wie käme ich denn … ich …«
    »Nenne mich ›König‹! Versuche nicht, mich zu belügen, und tu, was ich sage. Außerdem werde ich dir noch zwei, drei große Güter schenken. Die alten Besitzer sind geflohen. Ihre Rückkehr ist nicht zu befürchten. Du kannst dir aussuchen, welche du haben willst.«
    »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll … König. Aber es ist Verleumdung, dass ich …«
    »Worauf wartest du noch? Auch Zeit ist kostbar. Greif zu!«
    Bobo nahm seinen ledernen Beutel vom Gürtel, der ein beträchtliches Fassungsvermögen hatte.
    Erst zögerte er und blieb misstrauisch. Dann aber, weil Chlodwig ihn unentwegt drängte, wurde er mutiger und bediente sich. Obwohl er sich unbehaglich fühlte, siegte die Gier. Dabei griff er nicht wahllos zu. Mit flinken, geübten Fingern suchte er nach älteren Münzen aus der Zeit der Kaiser Theodosius und Honorius, von denen er wusste, dass ihr Gehalt an edlem Metall der höchste war. Klirrend verschwanden sie in seinem Beutel.
    Als der nichts mehr fasste, forderte der König Bobo auf, sich auch noch die Taschen zu füllen. Lächelnd, mit kaltem Wolfsblick beobachtete er, wie sein dicker Gefolgsmann dabei immer unförmiger wurde. Bevor die Taschen an Bobos Mantel und Kittel platzten, verschloss er die Truhe.
    »Zufrieden?«
    Bobo erschrak erneut und stammelte: »Ich habe … habe nur deinen Befehl erfüllt. Ich wollte das Geld nicht. Dein Wunsch war es, nicht meiner.«
    »Willst du damit sagen, du hättest das nicht nötig?«
    »Ich wäre niemals auf den Gedanken gekommen …«
    »Du hattest schon bessere Ideen. Um dir zuverlässige Einnahmen zu sichern.«
    »Was meinst du?«
    »Das ›B‹ an gewissen Häusern. Eine Abgabe für besonderen Schutz. Nicht übel.«
    »Ich versichere dir, Chlodwig …«
    »Nenne mich König!«
    »Ich versichere dir, König«, sagte Bobo, dem trotz der unterirdischen Kühle der Schweiß ausbrach, »dass ich dabei nur an dich dachte. Ja, ich dachte nur an dein Wohl! Ich suchte nach einem Mittel, um deine Herrschaft hier in der Stadt zu sichern.«
    »Das erkläre mir«, sagte Chlodwig.
    Er steckte die Fackel in eine Halterung neben der Tür und ließ sich, die Beine angezogen, auf der Truhe nieder.
    »Los, rede. Ich möchte erfahren, wie du das anstellst … aus einem Betrug eine Wohltat zu machen.«
    »Es ist kein Betrug!«, beteuerte Bobo. »Es gibt Leute, die mir ständig etwas anhängen wollen … aus Neid. Ich hielt sie für Freunde. Zum Beispiel Ansoald …«
    »Weiche nicht aus. Ich weiß selber, was ich von dir zu halten habe. Du bist ein verfressener Feigling, aber so verdammt schlau, dass du immer die meiste Beute machst. Du hältst eine Lanze wie ein Schwert und ein Schwert wie eine Lanze. Aber am Ende bist du der Sieger. Du gewinnst immer mehr als

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