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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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überprüfen.«
    »Ihn hast du zum Majordomus gemacht!«, sagte Ansoald mit bitterer Betonung. »Er ist es, der dein Vertrauen genießt. Dabei bestiehlt er dich, wo er kann!«
    »Er bestiehlt mich?«
    »Als ob du nicht wüsstest, wie er sich heimlich bereichert! Aber seinen neuesten Trick kennst du noch nicht. Als wir von Haus zu Haus gingen, um die Geschenke einzusammeln, ließ man uns nicht überall ein. An manche Haustüren ist ein ›B‹ gemalt, und das bedeutet: Hier war schon Herr Bobo! Der Hausherr steht unter seinem Schutz! Er ließ auch bei jedem ein paar Leute als Wache zurück. Nun, was sagst du dazu? Es sind die Häuser der Reichsten, der Vornehmsten! Bei denen sahnt er persönlich ab!«
    »Das ist mir bekannt«, sagte Chlodwig, bemüht, seinen Unmut zu verbergen. »Eine Maßnahme, die wir gemeinsam besprochen haben. Um die wichtigsten Männer zu schützen. Wir dürfen sie nicht verärgern, wir brauchen sie. Wenn man sie übermäßig ausplündert …«
    »Und du meinst, Bobo wird das nicht tun?«
    »Ich vertraue ihm. Das muss dir genügen.«
    »Verstehe!«, sagte Ansoald beleidigt. »Und ich vermute, dass du ihn auch noch mehr auszeichnen wirst. Gibst du ihm Albofleda zur Frau? Er macht sich Hoffnungen auf sie.«
    »Davon weiß ich nichts«, erwiderte Chlodwig. »Über meine Schwestern macht euch nur keine Gedanken mehr. Die wird keiner von euch bekommen.«
    »Dann darf ich wohl endlich gehen.«
    »Darfst du. Aber vorher walte noch deines Amtes. Bringe mir eine Kanne mit Bier!«
    Ansoald seufzte vernehmlich, gehorchte aber und ging hinaus. Er kehrte mit einer hölzernen Kanne zurück und knallte sie auf den Tisch.
    »Ist das Bier gut?«, fragte Chlodwig. »Ist es nicht sauer?«
    »Ich habe es nicht gekostet.«
    »Dann tu es!«
    Ansoald seufzte abermals, nahm die Kanne, nippte, verzog das Gesicht, als habe er Essig getrunken, und sagte: »Es ist ganz gewöhnliches Gerstenbier. Was sonst?«
    »Du siehst aus, als hättest du Gift geschluckt.«
    »Gift? Wieso Gift?«
    »Es könnte hier Leute geben, die es auf mich abgesehen haben. Mir scheint, du bist etwas blass geworden. Ich werde noch einen Augenblick warten und erst ein paar Zwiebeln essen. Wenn du dann immer noch aufrecht neben mir stehst, ist nichts zu befürchten.«
    Ansoald biss sich auf die Lippen, schluckte seine Entrüstung hinunter.
    Chlodwig holte aus der Tasche seines Kittels die Zwiebeln hervor, nahm den Dolch vom Gürtel, schälte die Knollen, zerschnitt sie und verzehrte sie gemächlich.
    Dem frisch ernannten Schenken brach der Schweiß aus. Er trat von einem Fuß auf den anderen. Er schwankte sogar ein bisschen.
    Chlodwig blickte auf.
    »Nun?«
    »Was?«
    »Es wirkt doch nicht etwa?«
    »Was wirkt?«
    »Das Gift.«
    »Mir geht es glänzend.«
    »Tatsächlich?
    »Tatsächlich!«
    »Dann trinke ich jetzt auf deine Gesundheit«, sagte der König und nahm einen Schluck aus der Kanne. »Nun also kennst du deine Pflichten. Du siehst, dein neues Amt ist nicht ungefährlich. Nichts für Leichtsinnige und Unvorsichtige. Du trägst jetzt eine große Verantwortung, auch für dich selbst. Ich habe Vertrauen zu dir, enttäusche mich nicht.«
    Er trank noch einen Schluck und fügte lachend hinzu: »Du wirst doch nicht vor meinen Augen sterben wollen. Es täte mir wirklich leid um einen so guten, teuren Freund!«

Kapitel 7
    Später stieg Chlodwig mit Bobo hinab in die Schatzkammer.
    Der Palast von Soissons war in der frühen Römerzeit ein Castrum gewesen, eines der größten Militärlager im Norden Galliens. Der Keller unter dem Prätorium, dem Sitz des Legaten, diente damals vor allem als Kerker, und ganze Generationen aufsässiger Gallier und Germanen waren dort umgekommen.
    Später war nach und nach an Stelle des alten Prätoriums die prachtvolle Palastanlage entstanden. Die unterirdischen Räume blieben dabei so gut wie unverändert, doch nutzte man sie nicht mehr als Gefängnis, Folter- und Hinrichtungsstätte. In den niedrigen, feuchten Kammern, hinter den dicken, eisenbeschlagenen Türen wurden nun Schätze aufbewahrt, die die Provinzstatthalter aus dem Lande herauspressten.
    Besonders vermehrt hatte sich die Anzahl der Truhen mit den schweren Vorhängeschlössern, seit vor fünfundzwanzig Jahren der gallische Heermeister Aegidius mit Rom gebrochen hatte und dem dortigen Fiskus nichts mehr schuldete. Sein Sohn, der verschwenderische Syagrius, hatte das meiste zwar verbraucht. Doch nach seiner überstürzten Flucht waren immerhin noch zwölf

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