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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Hörst du?«
    »Er kommt!«
    Rasche Schritte näherten sich draußen im Gang. Ansoald wollte vorübereilen.
    Da flog neben ihm der Vorhang zur Seite. Eine Hand packte ihn am Gürtel. Er stolperte in das dunkle Gemach. Auf beiden Wangen spürte er Küsse. Vier Arme umschlangen seinen Hals, seine Brust. Ungeduldige Hände nahmen ihm seine Waffen ab, öffneten seine Gürtelschnalle, befreiten ihn von Hosen und Stiefeln.
    Er machte einen schwachen Versuch, zu entfliehen.
    »Mädchen, Mädchen, was tut ihr? Was soll daraus werden? Wenn es herauskommt … das verzeiht er mir nicht! Er wird mich umbringen!«
    Aber sie zogen ihn unwiderstehlich zur Bettstatt.
    Da packte er beide, und sie fielen zu dritt.
    »Macht nichts! Soll er nur! Mag er mich töten! Aber wenn es schon sein muss … dann soll er auch Grund dazu haben!«

Kapitel 14
    »König, da kommt Halleluja!«
    Ursio trat mit dieser Meldung in den ehemaligen kleinen Empfangssaal des Patricius, den auch Chlodwig zu Beratungen nutzte.
    Der König hatte ein paar Männer um sich versammelt, mit denen er über den früheren Fiskalbesitz und die von ihren Herren verlassenen Güter sprach.
    Es waren Bobo und mehrere Gutsverwalter, die nicht mit Syagrius geflohen waren. Chlodwig wünschte überall Franken mit ihren Familien anzusiedeln, teils als Besitzer, teils als Pächter, und dies möglichst schnell, weil der Winter nahte und weil die Versorgung in der Stadt allmählich schwierig wurde. Bobo hatte die Listen der Männer zusammengestellt, die vordringlich berücksichtigt werden mussten, und Chlodwig entschied über jeden Einzelnen: nach seinem Rang in der Gefolgschaft, seiner Sippenzugehörigkeit, seinem Verhalten im Kampf, der Bedürftigkeit seiner Familie. Die Angelegenheit war so wichtig und dringend, dass ihn die Störung ärgerte.
    »Wer kommt?«, fragte er zerstreut.
    »Na, Halleluja, der aus Reims«, sagte Ursio. »Der Häuptling der Christianer.«
    »Du meinst den Bischof Remigius«, berichtigte Chlodwig, weil ihm die abschätzige Bezeichnung vor den Romanen unpassend schien. »Ich habe jetzt keine Zeit. Schick ihn weg.«
    »Habe ich schon versucht, König, aber der ist hartnäckig. Besser wird sein, wir hauen selber ab, so wie früher.« Ursio belachte nur allein seinen Scherz und fügte hinzu: »Schon gut, ich versuche es noch einmal.«
    »Warte!«, sagte Chlodwig seufzend.
    Er wusste schon, dass der Bischof in Soissons war. Ein paar Stunden zuvor waren seine Mutter Basina und seine Schwester Albofleda eingetroffen und hatten berichtet, dass sie die Reise mit ihm gemeinsam gemacht hatten.
    Frau Basina, die Remigius früher nicht leiden konnte, war plötzlich des Lobes voll über ihn. Er habe, sagte sie, ehrliche Freude über den Sieg der Franken gezeigt und sei ganz niedergeschlagen gewesen, als die Cambraier die falsche Nachricht von der Rückeroberung Soissons’ brachten. Und er habe auch die Leute in Reims, die sich auf einmal feindselig zeigten, zur Besonnenheit gemahnt. Dafür und weil er dort großen Einfluss habe, dürfe ihn Chlodwig nicht mehr so schlecht wie früher behandeln. Das sei er schon seiner Mutter schuldig.
    »Wenn es denn sein muss«, sagte der König, »herein mit ihm.«
    Remigius trat geschäftig, mit heiterer Miene ein.
    »Hochedler König, lieber Freund!«, rief er. »Was für ein Wiedersehen unter so erfreulichen Umständen! Erlaube, dass ich dir meinen Glückwunsch darbringe. Wann jemals wurde ein solcher Sieg errungen! Der Gott der Christenheit und unsere lieben Heiligen haben mir untrügliche Zeichen gegeben, dass sie beglückt sind und sich diesen Sieg gewünscht haben. Sie sind voll froher Hoffnung, dass unsere Kirche damit auch einen neuen Protektor gewonnen hat. Möge deine glorreiche Herrschaft, edler König, viele Jahre zum Segen des Landes währen!«
    Ursio konnte ein Kichern nicht unterdrücken.
    Chlodwig warf ihm einen tadelnden Blick zu und sagte zu Remigius: »Ich danke dir, Bischof. Hast du ein Anliegen? Dann trage es vor. Aber mach es kurz. Ich bin beschäftigt, wie du siehst.«
    Er lehnte sich in seinem Armstuhl zurück und streckte die langen Beine aus. Remigius sah sich nach einer Sitzgelegenheit um, aber es gab sonst keine. Auch Bobo, Ursio und die drei Gutsverwalter standen.
    Der Bischof hätte vorgezogen, mit dem König allein zu sein, und wollte schon bitten, sie fortzuschicken. Aber das wagte er dann doch nicht. Er rückte nervös an seiner perlenbestickten Mütze, scharrte mit seinem Hirtenstab und räusperte

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