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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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riss eine Fackel aus der Halterung und nahm gleich drei Stufen auf einmal.
    Der Palast war ein Labyrinth von Treppen, Fluren, Gängen, Nischen, Zimmerfluchten. Stufen führten plötzlich ins Freie auf einen Wehrgang. Andere endeten in runden Türmen, in denen man nur über eine Leiter ins nächste Stockwerk kam.
    In wildem Übermut eilten die beiden Mädchen voran, gefolgt von Ansoald, der sie immer wieder aus den Augen verlor. Mal hörte er ihr Lachen hinter einem wuchtigen Pfeiler, mal in einer Fensternische. Doch kaum war er hingeeilt, sah er sie in einem Gewölbe verschwinden, wo es stockfinster war. Er stürzte hinein, doch da waren die leichten Schritte schon wieder hinter ihm. Er sah nur noch zwei helle Gestalten eine Wendeltreppe hinabgleiten.
    Eine der beiden schrie auf, weil sie gestolpert war, und er rief: »Wartet doch, bleibt endlich stehen, ihr werdet noch …«
    Die Antwort war aber schon wieder das ausgelassene Girren und Kichern, und sie riefen zurück: »Warum kriechst du wie eine Schnecke? Hast du Angst? Bist du schon müde?«
    Für das Fest war der Mittelbau des Palastes mit Fackeln und Kandelabern beleuchtet. In dem Flügel, der als Quartier der Palastwache und der Gefolgschaft diente, musste das Mondlicht genügen, das durch Fenster und Luken hereinfiel.
    Betrunkene torkelten durch die finsteren Gänge. Andere vergnügten sich in schummrigen Ecken mit Mägden und Dirnen.
    Ansoald sah, wie die beiden Merowingerinnen plötzlich zwei Kerlen in die Arme liefen, die sie packten und wegzerren wollten. Er warf die Fackel, die ihn behinderte, auf den Steinboden und zog seinen Dolch. Doch ehe er hinzuspringen konnte, waren die Mädchen von anderen Männern erkannt worden und die erschrockenen Angreifer niedergeschlagen.
    Jetzt hatten Audofleda und Lanthild genug von dem Spiel. Sie eilten wieder eine Treppe hinauf, von der ein Gang in den Trakt des Gebäudes führte, wo das ihnen zugewiesene Gemach lag. Sie fanden sich schon ganz gut im Palast zurecht, und obwohl es um mehrere Ecken ging, verirrten sie sich nicht.
    Ansoald nahm dagegen eine Ecke zu viel und verlor sie wieder.
    Nur ein Vorhang trennte den Raum vom Gang. Sie schlüpften hindurch und verharrten atemlos. Das Gemach war fast vollkommen dunkel, nur durch die hochgelegenen winzigen Fenster fiel etwas Mondlicht herein.
    »Hier sind wir sicher«, flüsterte Audofleda. Sie lugte noch einmal hinaus auf den Gang. »Hier findet er uns bestimmt nicht.«
    »Aber es wäre nicht recht«, sagte Lanthild, »wenn wir ihn jetzt da draußen herumlaufen ließen. Er sucht uns bestimmt die halbe Nacht.«
    »Aber was können wir tun? Es war ein Spaß …«
    »Wir hätten gar nicht damit anfangen sollen.«
    »Dein Einfall war es.«
    »Es tut mir schon leid. Ich wollte ihn aufheitern, er sah unglücklich aus.«
    Lanthild lehnte sich an die Wand und seufzte. Plötzlich brach sie in Tränen aus.
    »Wir waren doch so froh, dass er lebt!«
    Audofleda umarmte ihre jüngere Schwester. Auch sie kämpfte jetzt mit den Tränen.
    »Und wenn wir ihn nun …«, fing sie zaghaft an.
    »Was denn?«
    »Erinnerst du dich … gestern Nacht … in der verlassenen Köhlerhütte ...«
    »Du meinst …«
    »Ich meine, was wir uns da gestanden haben.«
    »Ja … ja, gewiss … wie sollte ich nicht? Dass wir beide in ihn verliebt sind.«
    »Und das schon lange. Obwohl wir es ihm nie zeigen durften. Und Chlodwig ihn keiner von uns geben wird. Und dann … weißt du noch …«
    »Ich weiß es, ich weiß es!«, flüsterte Lanthild mit erstickter Stimme, in höchster Aufregung. »Wir haben uns fest versprochen, wenn alles nicht wahr ist …«
    »Und wenn er am Leben geblieben ist, dann …«
    »Dann werde ich nicht mehr auf dich eifersüchtig sein …«
    »Und ich werde nicht auf dich böse sein, weil du ihn auch liebst … und wenn es denn eben so sein soll, dass wir ihn beide …«
    »Dass wir ihn beide lieben … so …«
    »So soll er es wissen! Ja, das soll er!«, sagte die Ältere plötzlich entschlossen. »Und wenn auch er uns beide liebt …«
    »… so werden wir froh darüber sein!«
    »Und ehe wir alt sein werden, in ein paar Jahren … hässliche Vetteln …«
    »Und ehe wir alle drei tot sind und kalt und vermodert …«
    »… werden wir eben beide seine Geliebten!«
    »Auch wenn unser Bruder dagegen ist!«
    »Er darf es nur nicht erfahren!«
    »Nein, niemals! Niemals!«
    »Es muss ein tiefes Geheimnis bleiben!«
    »Nur zwischen uns und … Hörst du?

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