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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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fügte er mit der Miene der Entsagung hinzu: »Meine Bitte war wohl zu kühn. Verzeih mir, König. Es ist christliche Tugend, sich in Demut zu üben und der Obrigkeit untertan zu sein. Wir werden jede Last, die du uns auferlegst, ohne Murren tragen. Wenn du erlaubst, dass ich mich nun zurückziehe …«
    Chlodwig hob lässig die Hand zum Abschiedsgruß und wandte sich den anderen zu. Im selben Augenblick schien es ihm aber, dass er wohl zu schroff gewesen war. Er wollte den Bischof ja weder verschrecken noch demütigen. Nur in einem gewissen respektvollen Abstand wollte er ihn halten, aber durchaus zu seiner Verfügung.
    Er rief Remigius, der schon an der Tür war, zurück und sagte: »Ich will dir beweisen, dass ich dir wohlgesinnt bin. Obwohl ich das ja nicht nötig hätte. Ich mache nur für dich eine Ausnahme. Wenn unter den Sachen, von denen du sprachst, ein besonders wertvolles Stück ist, solltest du es wiederhaben. Du hast die Wahl. Aber wähle schnell!«
    »Ich danke dir für dein Entgegenkommen«, sagte Remigius. »Es ist nicht leicht, eine solche Wahl zu treffen. Viele meiner Brüder in Christo haben mich gebeten, mich für die Rückgabe ihres Kirchenguts einzusetzen.«
    Er dachte einen Augenblick nach.
    »Nun«, sagte er dann, »auf dem Wege hierher übernachtete ich bei einem freundlichen Priester. Seine Kirche ist arm, und jetzt haben deine Leute sie noch ärmer gemacht. Es gab in ihr eigentlich nur ein einziges wertvolles Stück, einen schönen silbernen Krug, den ihr ein Gutsherr aus der Nachbarschaft vererbt hatte … dafür, dass Messen für sein Seelenheil gelesen wurden. Der Priester bewahrte darin die heilige Hostie auf. Wenn du mir diesen Krug zurückgibst, könnte ich ihm auf dem Heimweg eine Freude machen und ihm meine Dankbarkeit zeigen.«
    Der König sah Bobo fragend an. Der dicke Majordomus zog eine Grimasse und gab ihm diesmal verschiedene Zeichen, die aber Chlodwig nicht deuten konnte.
    »Also wo ist der Krug?«, fragte er ungeduldig. »Rede, du musst es doch wissen.«
    »In der Lagerhalle wird er noch sein«, sagte Bobo. »Wo die Anteile jetzt verlost werden. Sie sind gerade dabei.«
    »Dann gehen wir hin!«, entschied Chlodwig. »Ich wollte vorhin schon mal nachsehen. Es hieß, dass es Streit gab.«
    Beim Hinausgehen überlegte er noch, ob er den Bischof mitnehmen und damit ausnahmsweise einem Fremden den Zutritt zu der Halle mit Beutegut gestatten sollte. Er wollte aber die Sache schnell hinter sich bringen. So ließ er zu, dass Remigius an seiner Seite blieb. Keuchend und hastig trippelnd, hielt der Bischof Schritt mit dem König.
    Auf dem Wirtschaftshof des Palastes hatten sich einige hundert Franken versammelt. Ein Teil der Beutestücke war schon verlost, und die meisten, die etwas empfangen hatten, machten sich nun daran, durch Verkauf und Tausch möglichst noch ihren Gewinn zu mehren.
    Viele hatten ihre Schätze auf dem Boden ausgebreitet, und andere schoben sich vorüber, um alles zu begutachten und ihre Angebote zu machen. Hier wurde eine Öllampe gegen eine Hundekette getauscht, dort eine Feinwaage gegen eine versilberte Kugel aus Bergkristall. Wer seiner Liebsten einen Obsidianspiegel schenken wollte, trennte sich von einer Wasseruhr, die ihm nichts nützte. Zum Anteil eines jeden gehörte auch Geld, und nicht wenige eilten gleich hinaus auf den Markt, um dort auch alles andere in gemünztes Metall zu verwandeln. Danach ging es dann gleich in die nächste Schenke.
    In der Halle waren Droc und seine Helfer mit der Verlosung beschäftigt. Die zweihundert Männer, die man zuletzt eingelassen hatte, hockten im Halbkreis und warteten ungeduldig darauf, dass man sie in den Helm mit den Losstäben greifen ließ.
    Immer zehn traten der Reihe nach vor, fischten mit abgewandtem Gesicht die Stäbchen unterschiedlicher Farbe und Länge heraus und empfingen ihren dem Los entsprechenden Anteil.
    Zu den Helfern gehörten auch marktkundige Romanen, die die Beutestücke vorher geschätzt und so zusammengestellt hatten, dass die Anteile wenigstens annähernd gleichen Wert hatten.
    Unter den Franken, den »Freien«, gab es zu dieser Zeit noch keine Standesunterschiede, nicht einmal die Anführer durften besondere Ansprüche stellen. Alle, die mitgekämpft hatten, wurden hier gleich behandelt.
    Beim Eintritt des Königs stockte die Verlosung. Misstrauische Blicke empfingen den Bischof, der nichtsdestoweniger allen mit heiterer Miene zuwinkte.
    Chlodwig forderte ihn auf, sich

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