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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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saß er neben ihr, und alle, die sie in letzter Zeit nur mit trauriger Miene gesehen hatten, wunderten sich, weil sie sich offenbar gut unterhielt und immer wieder laut auflachte.
    Als Audo dann gegen Mitternacht in ihr Schlafgemach hinaufstieg, begleitete sie Lanthild, und sie hockten noch eine Weile zusammen auf der Bettstatt.
    »Du warst heute den ganzen Tag lang so lustig«, sagte Lanthild. »Hast du denn gar keine Angst mehr?«
    »Du meinst, vor dem König Theoderich?« Audo löste die Fibeln, mit denen ihr Rock zusammengesteckt war, und machte es sich bequem. »Ach, ich fürchte mich nicht mehr vor Männern. Er wird nicht viel anders sein als die, die ich kenne. Albilas lobt ihn sogar in den höchsten Tönen. Er sei gegen alle freundlich und rücksichtsvoll, großherzig gegenüber Unterlegenen …«
    »Da habe ich aber etwas ganz anderes gehört. Einer der Herren aus Italien – kein Gote, ein geborener Römer – erzählte es mir. Den Odoaker, einen Mann von sechzig Jahren, hat er mit eigener Hand ermordet. Erst schloss er mit ihm einen Vertrag, damit er Ravenna in die Hand bekam, versprach ihm Leben, Freiheit, höchste Ehren. Dann lud er ihn und seinen Sohn zum Gelage, und dort wurden beide …«
    »Jaja, ich kenne die Geschichte. Die hat mir Albilas auch erzählt. Was willst du? Sind wir denn besser, wir Franken? Was macht unser Bruder? Was hast du neulich in Berny erlebt? Er bringt alle unsere Verwandten um. Sie sind nun mal alle gleich, wenn sie die Macht haben. Aus Sorge, sie könnte ihnen wieder verlorengehen, verwandeln sie sich in Ungeheuer. Aber es müssen sich ja nur solche fürchten, vor denen sie selber Angst haben. Übrigens soll Theoderich ein sehr schöner Mann sein, sehr groß, sehr stark, mit feurigen Augen …«
    »Ach ja, du liebst ihn ja schon!«, sagte Lanthild spöttisch. »Wie schnell das immer bei dir geht. Vor ein paar Tagen warst du verzweifelt. Pass nur auf, dass du als Königin keinen Fehler machst, der dich den Kopf kosten könnte!«
    »Ja, ich weiß, ich werde mich ändern müssen«, erwiderte Audo bereitwillig, weil sie müde war und keine Vorwürfe mehr hören wollte.
    Sie saßen fast im Dunkeln. Nur Mondlicht fiel durch das einzige kleine Fenster unter der Decke. Audo löste die Haarspangen und fuhr mit dem Kamm durch die dichten Strähnen.
    Lanthild saß reglos und schwieg. Die plötzliche Zuversicht und die Unbekümmertheit der Schwester missfielen ihr. Sie fand, dass Audo wenigstens ihretwegen ein bisschen niedergeschlagen sein sollte.
    »Albilas sagt«, fing Audofleda wieder an, »dass sich viele Ostgoten, wie er selber zum Beispiel, sehr schnell in Italien eingelebt haben. Albilas sagt auch …«
    »Albilas, Albilas! Hoffentlich hast du dich in den nicht auch schon verliebt. Wenn ihr jetzt so lange zusammen sein werdet …«
    »Wo denkst du hin! Mit uns reisen zweihundert Leute. Und als Mann gefällt er mir auch gar nicht so sehr. Aber als Freund und Reisegefährten könnte ich mir keinen Besseren vorstellen.«
    »Und wenn sich unterwegs doch eine Gelegenheit ergibt? Es heißt ja, die arianischen Bischöfe nehmen es nicht so genau mit der Enthaltsamkeit. Pass auf, dass du nicht noch mit vollem Bauch in Ravenna ankommst.«
    »Ach, das habe ich ja bisher auch vermieden.«
    »Mit Glück!«
    »Nicht nur. Ich hab mich immer fleißig verstopft. Aber vielleicht war das gar nicht nötig. Vielleicht hätte ich mir das sparen können … die scheußlichen Klappen aus Wolle und Wachs. Und auch die lästigen Spülungen mit Essig oder mit Öl. Und die Zaubersprüche und das alles. Vielleicht bekomme ich gar keine Kinder.«
    »Das würde dem König der Ostgoten aber nicht recht sein. Wo er jetzt so ein schönes, großes Reich erobert hat und Erben braucht. Hast du eigentlich keine Sorge, er könnte bemerken …«
    »Du meinst, dass ich nicht mehr …? Albilas sagt, das erwartet sein König gar nicht. Er weiß ja, dass ich nicht mehr dreizehn bin, sondern schon doppelt so alt. Das nimmt er in Kauf, weil er mich ja auch braucht. Um sich Chlodwig vom Leibe zu halten, der sich gegen ihn mit dem Kaiser verbünden könnte. Er scheint wirklich ein vernünftiger Mann zu sein. Aber Albilas sagt auch, wenn ich unbedingt Wert darauf legen sollte, als Jungfrau in die Ehe zu gehen, dann wüsste er Rat. Er würde mich vor der Hochzeit zu einer Frau bringen, die ein paar Tricks kennt …«
    »Sieh einmal an! Der Bischof kennt sich ja aus!«
    Lanthild lächelte bei der Erinnerung an dieses

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